Lily James

Serienkritik: Pam and Tommy

In den 90ern galt die Kanadierin Pamela Anderson als einer der heißesten Frauen in Hollywood. Ihr Stern war bereits mit Playboy-Fotos und „Hör‘ mal, wer da hämmert“ aufgegangen. Ihre Mitwirkung an „Baywatch“ brachte ihr dann endgültig den Status als Sex-Symbol ein. Den untermauerte sie dann nicht nur durch ihre Ehe mit Skandal-Rocker Tommy Lee, sondern auch mit einem selbst produzierten Sex-Tape, das während der Hochzeitsreise entstand und seinen Weg an die Öffentlichkeit fand. Um diesen Skandal geht es in der neuen Hulu-Serie „Pam and Tommy“, die jetzt in Deutschland bei Disney+ im Star-Ordner zu finden ist. Sie beginnt mit drei Folgen, eine neue Episode gibt es dann jeden Mittwoch. Wie gut die Mini-Serie geraten ist, klärt die Kritik.

Lily James
1995 ist Pamela Anderson der heimliche Star von „Baywatch“ und der feuchte Traum vieler Männer in aller Welt.

Die Handlung

1995 in Los Angeles. Tommy Lee (Sebastian Stan) und Pamela Anderson (Lily James) sind gerade frisch verheiratet und der Rocker möchte den ersten Stock seiner Prunkvilla zum Sex-Paradies für sich und seine Frau umbauen lassen. Dafür heuert er unter anderem den Tischler Rand (Seth Rogen) an. Obwohl er mit den Handwerkern Vorauszahlung abgemacht hat, kommt Tommi aber mit immer neuen Ideen und Änderungen für seine Spielwiese aus Betten, Schaukeln und ähnlichem im die Ecke, aber nicht mit einem müden Dollar. Schließlich haben die Handwerker die Nase voll davon, alles vorstrecken zu müssen, was an Kosten anfällt und schicken Rand vor, um mit Tommy über die Situation zu reden. Doch der wird wütend und feuert alle, die bisher mit dem Bau zu tun hatten.

Rand ist darüber derart sauer, dass er sich vornimmt, dem Rockstar dafür mächtig eins auszuwischen. Und er weiß, dass Lee in seiner Garage einen großen Safe untergebracht hat. Auf den hat es Rand abgesehen und es gelingt ihm nach wochenlangen Vorarbeiten tatsächlich, unbemerkt den massiven Geldschrank aus T0ommy Lees Anwesen zu klauen und ihn im Wald aufzubrechen. Dass sich darin neben etlichen Waffen und einer ordentlichen Menge Bargeld auch ein Videotape befindet, interessiert Rand zuerst überhaupt nicht. Doch dann schnappt er sich das Band und besucht damit seinen Kumpel Miltie (Nick Offerman), einen Porno-Regisseur und Produzenten. Der hat die Ausrüstung, um ein Hi 8-Band abzuspielen. Die beiden trauen ihren Augen kaum, als sie sehen, was auf dem Tape tatsächlich aufgenommen wurde …

Wer den Schaden hat …

Die älteren Zuschauer werden sich an den Skandal der 90er noch erinnern können, denn die Mini-Serie (acht Episoden) beruht auf wahren Begebenheiten. Neben dem Medien-Rummel um zwei junge Menschen, denen jeder das zugetraut hätte, was dann auf dem Tape auch zu sehen war, diente der Fall aber auch als Lehrbeispiel über das damals noch recht junge Internet. Denn wie alle Beteiligten lernen mussten: Was einmal im Internet ist, bleibt auch dort. Private Aufnahmen lassen sich von dort nie restlos entfernen. Und so kann auch heute noch jeder Internet-Nutzer das Video sehen, wenn er eine Suchmaschine bemüht. Insofern hat sich der Rachegedanke des Handwerkers, der Tommy Lee leiden lassen wollte, auf sehr nachhaltige Art durchgesetzt.

Doch man täte der Mini-Serie unrecht, würde man sie nur auf die Sex-Video-Story reduzieren. Denn Seth Rogen und Evan Goldberg, die die Serie entwickelt haben und produzieren, wollten auch die Personen hinter dem Skandal zeigen – und sich ordentlich über alle Beteiligten lustig machen. Und so holten sie als Regisseur Craig Gillespie an Bord, der mit „I, Tonya“ bereits einen anderen Medien-Skandal ebenso genüsslich wie witzig sezierte. Wie schon in seinem Kinofilm setzt Gillespie mit seinem Autoren-Team dabei auch leichte Übertreibung und lässt seine Figuren in einem Raum zwischen Ernsthaftigkeit und Parodie agieren. Damit das gut funktioniert, braucht es natürlich Schauspieler, die das umsetzen können. Und die haben Gillespie, Goldberg und Rogan gefunden.

Pam and Tommy
Als sie dann auch noch den Schock-Rocker Tommy Lee heiratet, scheint das Interesse der Medien am Gipfel angekommen zu sein. Geht da noch mehr?

Großartig gespielt

Sebastian Stan geht in seiner Rolle als reichlich bescheuerter Metal-Drummer voll auf. In den Szenen, in denen er sich mit seinem (gut sichtbaren, aber falschen) Penis unterhält, sind absolut grandios. Aber auch sonst hat man beim Zusehen das Gefühl, Stan habe sich in diesen Charakter mit allem hineingeworfen, was er hat. Dementsprechend gut ist das Ergebnis. Und doch stiehlt ihm noch jemand die Show, denn Lily James ist als blondes Dummchen Pamela Anderson einfach großartig. Wie sie ihre künstlichen Brüste stolz durchs Bild trägt, mit jedem Augenaufschlag Naivität vermittelt und dennoch bewusst oder unbewusst jeden Mann in ihrer Umgebung wuschig macht, das ist immens wichtig für die Figur – und James meistert das perfekt.

Besonders erwähnenswert ist dabei die Tatsache, dass dennoch keine der Figuren unsympathisch wirkt. Schnell hakt man als Zuschauer Pam und Tommy als das ab, was sie wohl im echten Leben auch wahren und hat ab da Spaß daran, dieses Rock’n’Roll-lebende Pärchen beim Sex, beim Feiern und bei teilweise unfassbar dummen Gesprächen zu beobachten. Dass dabei wenig Klischees ausgelassen werden, ist ebenso wahr wie die Tatsache, dass dir realen Vorbilder das eben auch nicht getan haben. Gillespie gelingt es, seinen Charakteren eine Restwürde zu lassen, egal wie derbe er sie durch den Kakao zieht. Und so geht Pam and Tommy beim Zusehen nie wirklich unangenehm tief in den Fremdschäm-Bereich, sondern bleibt erträglich. Und streckenweise brüllend komisch.

Seth Rogen
Allerdings! Weil Lee den Handwerker Rand feuert, rächt dieser sich mit einem Raubzug. Und erbeutet dabei ein privates Sex-Tape der beiden Stars.

Wenn man an dem Format etwas kritisieren kann, dann ist es die Länge. Die ganze Story wird etwas zu gemächlich erzählt, um den Zuschauer permanent zu interessieren. Gerade die Rolle von Steh Rogen, die alles andere als aufregend ausfällt, vergleich man sie mit dem Glamour-Paar, hat manchmal quälend lange Szenen, in denen kaum etwas passiert. Möglicherweise wäre Pam and Tommy mit sechs statt acht Folgen sogar noch etwas besser geworden. Ansehen kann man sich diese sehr witzige, wenn auch spezielle Aufarbeitung eines der großen Medienskandale der 90er aber auf jeden Fall.

Fazit:

Auch Zuschauer, die sich an die 90er noch nicht erinnern können, werden bei Pam and Tommy ihren Spaß haben. Satire-Spezialist Craig Gillespie inszeniert die Story um zwei Mega-Stars der 90er und ihren Sex-Skandal mit leichter Hand und manchmal derben, aber nie zynischen Humor. Sebastian Stan und Lily James sind dabei eine Traumbesetzung als wildes Paar im Zeichen des Rock’n’Roll-Lifestyles der Zeit. Und mit den Serienschöpfern Seth Rogen und Evan Goldberg („The Boys“) kann man sich auch sicher sein, Bilder zu sehen zu bekommen, die deutlich unter die Gürtellinie gehen. Wer sich also einen sprechenden Penis nicht entgehen lassen will, sollte einschalten. Man kann sich die Mini-Serie aber auch aus anderen Gründen gut ansehen.

Pam and Tommy startet am 2. Februar 2022 bei Disney+.

Lily James als Pamela Anderson
Pamela Anderson merkt bald, dass es für sie keine Chance gibt, dieses Tape wieder aus der Öffentlichkeit zu entfernen.