Als die Anthologie-Serie „Love, Death and Robots“ 2019 bei Netflix erschien, wurde das von David Fincher und Tim Miller erdachte Konzept einer Reihe für sich stehender, in der Regel animierter Kurzfilme von Publikum und Kritik gefeiert. Auch wenn nicht jede Folge ein echter Kracher war, gab es doch genug Episoden, die sich Fans gern mehrfach ansehen und die meist außer einer interessanten Optik auch noch einen ebenso spannenden Inhalt aufwiesen. Nach mehr als zwei Jahren Wartezeit macht sich auf den ersten Blick Enttäuschung breit. Love, Death and Robots Staffel 2 verfügt nur über acht statt 18 Episoden, möglicherweise der Grund, warum Netflix bereits eine dritte Staffel ankündigte und die Episoden auf zwei Staffeln aufgeteilt wurden. Aber wie gut sind die acht, die nun erschienen sind?
Hier gibt es die Kritik zu Staffel 1.
Die einzelnen Episoden
Automatisierter Kundenservice
Inhalt: Auf der Erde der Zukunft hat sich die Menschheit gemütlich eingerichtet und die ganze Arbeit den Robotern überlassen. Was das für ein Problem sein kann, lernt eine alte Dame samt Pudel, als ihr Saugroboter Amok läuft und der automatisierte Kundendienst des Unternehmens ebenfalls höchst eigenwillige Ansichten an den Tag legt …
Fazit: Ein guter Staffelauftakt mit schwarzem Humor, einer guten Pointe und einem schrägen, aber recht coolen Animationsstil. Die witzigste Folge der Staffel.
Eis
Inhalt: Zwei Brüder müssen sich nach einem Umzug in der neuen Umgebung zurechtfinden. Dem optimierten kleinen Bruder gelingt das besser als dem naturbelassenen älteren. Doch ein perfekter Körper ist nicht alles …
Fazit: Eine optisch überaus stylische, mangaesk anmutende Folge, die inhaltlich aber reichlich belanglos bleibt. Eine der schwächeren Episoden.
Jäger und Gejagte
Inhalt: In der Zukunft hat die Menschheit einen Weg gefunden, sich selbst unsterblich zu machen. Allerdings gibt es einen hohen Preis, die sie dafür zahlen müssen. Ein erfahrener Cop und seine Kollegin sind dabei die ausführenden Organe …
Fazit: Die „Blade Runner“-Folge der Staffel. In fast fotorealistischer Optik stellt diese Episode moralische Fragen, die je nach Blickwinkel unterschiedliche Antworten liefern. Eine komplexe Welt, mit schnellem Strich beeindruckend zum Leben erweckt und konsequent erzählt – ein Highlight!
Snow in der Wüste
Inhalt: Der Einsiedler Snow lebt abgeschieden mitten in der Wüste eines fremden Planeten. Nur einmal im Monat sucht er die Stadt auf, um sich besondere Vorräte zu verschaffen. Auch dieses Mal lauern ihm Kopfgeldjäger auf, denn seine DNA ist eine Menge Geld wert. ALs eine geheimnisvolle Fremde ihm hilft und sich ihm später anschließt, denkt er sich erst nichts Böses …
Fazit: Obwohl der Wortwitz des Titels auf deutsch nicht ganz zündet, die beste Folge der Staffel! Brutal und blutig, aber auch mit cooler Grundidee ungleich mehreren Twists ist diese Folge Sci-Fi pur. Dazu kommt die wohl beste fotorealistische Optik der Staffel.
Im hohen Gras
Inhalt: Als der Zug kurz hält, steigt ein Fahrgast aus, um kurz eine Zigarette zu rauchen. Dabei fallen ihm seltsame Lichter im hohen Gras auf und er geht den Leuchtsignalen nach. Das hätte er mal lieber nicht getan …
Fazit: Die Horrorfolge der Staffel. Obwohl sie auf deutsch so heißt wie eine Kurzgeschichte von Stephen King, hat sie damit nichts zu tun. Inhaltlich erinnert sie eher an einen anderen Großmeister des Horrors. Ob es Zufall ist, dass der Protagonist Ähnlichkeit mit H.P. Lovecraft aufweist? Vermutlich nicht. Auch die ganz eigene Optik überzeugt, eine gute Folge.
Bescherung
Inhalt: Bruder und Schwester hören am Weihnachtsabend in ihrem Zimmer Lärm von unten und beschließen, sich den Weihnachtsmann einmal aus der Nähe anzusehen. Was sie entdecken, hätten sie aber nicht erwartet …
Fazit: Die kürzeste Folge von Love, Death and Robots Staffel 2 ist ganz in Ordnung. Sie hat zwar nur eine Idee, aber für die fünf Minuten Laufzeit ist das auch genug. Und ein leichter Beigeschmack bleibt zurück und beweist die Qualität.
Rettungskapsel
Inhalt: Ein Pilot (Michael B. Jordan) sucht nach dem Absturz auf einem fremden Planeten nach der abgeworfenen Rettungskapsel. Die hat den Aufprall aber nicht so gut überstanden, wie der Pilot es gehofft hatte …
Fazit: Optisch ebenfalls beeindruckend, belässt es diese Episode auch bei einer Idee, die die kurze Story antreibt. Eine ganze nette Folge, aber nichts Besonderes.
Der ertrunkene Riese
Inhalt: Ein mehr als 50 Meter großer Mensch wird tot am Strand angespült. Während ein Wissenschaftler immer wieder dorthin geht und sich den Riesen ansieht, lässt er seine Gedanken fließen …
Fazit: Ruhiger, fast zenhafter Ausklang der Staffel. Optisch ebenfalls sehr stark, inhaltlich eher ein Essay als eine Kurzgeschichte, denn eine Handlung im eigentlichen Sinn gibt es nicht.
Love, Death and Robots Staffel 2-Fazit:
Love, Death and Robots Staffel 2 enttäuscht gleich mehrfach. Zum einen bietet sie nicht einmal halb so viele Folgen wie die erste Staffel, zum anderen fällt die Auswahl deutlich harmloser aus als im Vorgänger. Wo diese noch echte (wenn auch meist leicht morbide) Erotik und reichlich Blut bot und auch mit ein paar ganz starken Ideen punkten konnte, ist Staffel 2 in allen Bereichen schwächer. Keine neue Episode ist so blutig wie „Sonnies Vorteil“, keine so lustig wie „Drei Roboter“ und keine so innovativ wie „Die Augenzeugin“ oder „Alternative Zeitachsen“. Es bleibt zu hoffen, dass Netflix vielleicht mehr schwache Episoden in Staffel zwei gepackt hat und die angekündigte dritte Staffel noch ein paar Highlights bereithält. Gute Unterhaltung ist Love, Death and Robots Staffel 2 immer noch, ein Knaller wie Staffel eins ist sie nicht mehr.
Love, Death and Robots Staffel 2 startet am 14. Mai 2021 bei Netflix.