Die Niederlande sind zwar kein weißer Fleck auf der Landkarte, wenn es um Horror geht, aber so richtig viel haben unsere westlichen Nachbarn noch nicht zum Grusel-Kanon beigetragen. 1988 erlangte „Verfluchtes Amsterdam“ internationale Bekanntheit, 2013 gelang dem kleinen Land ein Achtungserfolg mit dem Thriller „App“. Und nun präsentiert Netflix eine niederländische Serie namens „Ares“, die sich mit einer höchst elitären Geheimgilde und ihren dunklen Geheimnissen befasst. Wie gruselig ist die Serie?
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Geheime Kulte, Studentenverbindungen mit düsteren Geheimnissen, das ist keine neue Idee. Immer wieder taucht diese Prämisse in Filmen und Serien auf. Dabei kommen sowohl tatsächlich existierende geheime Logen wie die Freimaurer (zum Beispiel in der Comic-Adaption „From Hell“) vor, als auch ausgedachte, wenn auch realen Vorbildern nachempfundene Kulte wie im Fall von Ares. Worum es da überhaupt geht und ob sich das Ansehen der neuen Netflix-Horrorserie lohnt, verrät die Kritik.
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Ares: Die Handlung
Medizinstudentin Rosa (Jade Olbierg) hat es nicht leicht. Die aus armen Verhältnissen stammende Medizinstudentin lebt mit ihren Eltern in einem schäbigen Teil von Amsterdam. Ihr Vater ist Krankenpfleger und hat Schichtdienst und so muss Rosa neben dem anstrengenden Studium auch noch regelmäßig auf ihre geistig verwirrte Mutter aufpassen, statt mit Freunden abends etwas zu unternehmen. Was die Sache noch schlimmer macht: Ihr guter Kumpel Jacob (Tobias Kersloot) ist seit drei Monaten von der Bildfläche verschwunden.
Als er wieder auftaucht, klärt sich sein Verschwinden. Er soll Mitglied einer höchst elitären Studentenverbindung namens Ares werden. Und offenbar sind die Mitglieder dieses renommierten Klubs auch an Rosa interessiert. Doch Jacob möchte verhindern, dass seine Freundin mit der Gruppe um Carmen (Lisa Smit), der Tochter extrem reicher Eltern, in Kontakt kommt. Doch Rosa wittert ihre Chance, endlich Karriere machen zu können und in die wichtigsten Kreise des Landes vorzustoßen. Das hat allerdings, wie sie bald feststellen muss, seinen Preis …
Ares: Eiskalte Heldin
Eine junge Frau, die in die Fänge einer mysteriösen Gruppe gerät – das klingt eigentlich nach einem guten Gruselstoff. Damit aber das Mitfiebern mit der Heldin auch einsetzt, sollte die Figur schon ein wenig sympathisch sein. Leider ist der Charakter Rosa aber derart kühl und wenig nachvollziehbar geschrieben, dass der Zuschauer ebenfalls in die Rolle des kühlen Beobachters gedrängt wird. Eher mit akademischen Interesse werden die meisten die Serie weiterverfolgen – eine denkbar ungünstige Ausgangssituation für echten Horror.
So lässt Rosa ihre kranke Mutter allein zuhause, um mit ihrem Kumpel Jacob Essen zu gehen, und prompt passiert fast ein Unglück. Was Rosa nicht daran hindert, ihre Mutter am nächsten Abend gleich wieder alleine zu lassen. Nachvollziehbar ist das nicht, selbst wenn im Lauf der Serie dazu noch ein paar Geheimnisse aufgedeckt werden. Und wenn schon die vermeintliche Heldin keinerlei Sympathien auf sich ziehen kann, gelingt das dem Rest des Casts schon gleich gar nicht. Auch weil die Aktionen und Dialoge manchmal nur schwer zu verstehen sind.
Ares: Das Böse im Keller
Denn schnell machen die Macher der Serie klar: Bei Ares geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Was das genau ist, dazu lassen sich die Autoren bereits nach der Hälfte der ersten Staffel in die Karten schauen. Und Horrorfans werden von den Enthüllungen nur wenig überrascht sein. Damit begeht Ares die zweite Todsünde nach den fehlenden Identifikationsfiguren – sie überrascht nicht. Denn was tatsächlich hier vorgeht, hat man in ähnlichen Filmen und Serien bereits häufiger gesehen. Für das Streben nach Macht opfern die Mitglieder so gut wie alles.
Dass in den Katakomben des Ares-Hauses etwas Dunkles lauert, enthüllt die Serie schon in Episode zwei. Zwar lassen die Macher dann die bösen Kräfte langsam ihre Wirkung entfalten, aber auch das wiederholt sich zu oft, um wirklich bedrohlich zu wirken. Viel seltsamer ist allerdings die Reaktion der Mitglieder des exklusiven Klubs – es gibt kaum eine. Obwohl viele wissen, in welcher Gefahr sie möglicherweise schweben, reagiert kaum eine Figur in der Serie drauf in angemessener und somit verständlicher Weise. Wie Schafe warten sie ab, was wohl noch geschieht.
Wenn Ares überhaupt funktioniert, dann auf der Meta-Ebene. Die unverhohlene Kritik am Kapitalismus und seinen Auswirkungen, macht die Serie mehr als deutlich. Dass hier jeder, der über Macht verfügt, diese über böse Taten erworben hat, ist aber viel zu flach, um langfristig Interesse zu wecken oder auch nur ein wenig nachzuhallen. In den Schluss lässt sich zwar das eine oder andere hineininterpretieren, spannender macht es die Serie, trotz einiger derber Gewaltspitzen aber nicht.
Fazit:
Ares hat nicht nur trotz des Namens gar nichts mit dem gleichnamigen griechischen Gott des Krieges zu tun – und auch nur sehr wenig mit Horror oder Spannung. Die Figuren sind allesamt so kühl und distanziert geschrieben, dass es kaum jemanden gibt, dem sich das Publikum emotional hingeben könnte. Die Handlung fließt ausgesprochen zäh vor sich hin. Und für den intellektuellen Anspruch ist die recht simple und einfallslose Parabel auf den Raubtier-Kapitalismus schlicht zu flach ausgefallen. Acht Folgen sind für diese Story schlicht zu lang.
Ares startet am 17. Januar 2020 bei Netflix.
Gesehen: Acht von acht Folgen.