Vampire haben zwar durch die „Twilight“-Saga nochmal einen echtem Boom erlebt, sind aber bereits seit ihrem ersten Auftauchen in der Literatur im frühen 19. Jahrhundert aus Schauer- und Fantasy-Geschichten nicht mehr wegzudenken. Anne Rice führte gar ihre verschiedenen Sagas über „Die Chronik der Vampire“ und „Die Mayfair-Hexen“ zusammen. Und auch die Autorin Deborah Harkness schien ein Treffen der dunklen Wesen im Sinn gehabt zu haben, als sie ihre „All Souls“-Trilogie schrieb, auf der „A Discovery of Witches“ basiert. Wie gut ist die Serie?
Einst waren Vampire gefürchtete Wesen, die schon in altertümlichen Mythologien ihren Platz fanden. Heute sind aus den grausamen Monstern Wesen geworden, die meist heldenhafte Züge bekommen und nur noch in sehr seltenen Fällen als reine Bestien skizziert werden. Auch A Discovery of Witches zeigt Blutsauger, die Tageslicht problemlos vertragen (aber nicht glitzern) und trotz ihrer Unsterblichkeit ihrem Tagwerk nachgehen. Wie überhaupt alle übernatürlichen Wesen in dieser Serie doch sehr menschlich wirken. Ist das gut oder schlecht?
A Discovery of Witches: Die Handlung
Die Historikerin Diana Bishop (Teresa Palmer, „Lights Out“) kommt nach Oxford, um dort ihre Forschungen fortzusetzen. Dass sie auch eine Hexe ist, hat die junge Frau recht erfolgreich verdrängt – sie nutzt keine Magie. Doch als sich sich in der Universitäts-Bibliothek ein Buch kommen lässt, das sie sich näher ansehen möchte, geschehen unheimliche Dinge. Die Seiten des Buches scheinen mehrere Schriften übereinander zu besitzen und die Worte beginnen, sie auf Dianas Haut zu manifestieren. Dazu erleidet sie eine seltsame Verbrennung in einer ihrer Handflächen.
Bald findet sie heraus, dass dieses ganz spezielle Buch seit Jahrhunderten als verschollen gilt – und nach der Rückgabe durch sie auch wieder verschwunden ist. Dafür treten immer mehr Kreaturen in ihr Leben, mit denen sie eigentlich nichts zu tun haben wollte. So ist der mächtige Hexer Peter Knox (Owen Teale, „Game of Thrones“) ganz versessen auf das Buch. Und auch der uralte Vampir Matthew (Mathew Goode) interessiert sich zunächst für den möglichen Inhalt des Folianten. Bald aber noch viel mehr für Diana …
A Discovery of Witches: Ausgelutschtes Thema
Auch wenn man das Genre mag, muss man doch zugeben: So richtig viel Neues hat sich in der vergangenen Jahren in Sachen Dark Fantasy und Vampire nicht getan. Ob die schnulzige Twilight-Saga oder die etwas kernigere Story um Lestat, vieles haben Fans zu diesem Thema schon gelesen oder gesehen. Gerade zu Love-Storys zwischen Menschen (in der Regel weiblich) und Vampiren (in der Regel männlich) gab es eigentlich mehr als genug Variationen. Und das ist auch eines der Probleme der neuen Sky-Serie A Discovery of Witches: So richtig originell ist sie nicht.
Dass magische Kreaturen unerkannt unter Menschen leben, ist spätestens seit Harry Potter nichts Neues mehr. Und auch Liebesgeschichten zwischen unterschiedlichen Wesen kennt man zur Genüge. Damit so eine Story dennoch unterhält, sollte sie also nach Möglichkeit auch ein paar frische oder zumindest originelle Aspekte beinhalten. In der ersten Hälfte der Serie sucht man die aber vergeblich. Zwar streut die Serie ein paar Brotkrumen hier und da, aber ein richtig neugierig machender Ausreißer ist nicht dabei.
A Discovery of Witches: Guter Cast, edle Optik
An Optik und Darstellern liegt es nicht. Die Handlungsorte Oxford und Venedig werden in bestechend schönen oder angemessen morbiden Bildern eingefangen. Und auch der Cast kann sich sehen lassen. Matthew Goode, Fantasy- und Comicfans hauptsächlich als Ozymandias aus „Watchmen“ bekannt, aber auch Teil von „Downton Abbey“ und „The Good Wife“, spielt den Vampir weitgehend ohne Make-Up dennoch so ambivalent, dass seine Figur durchaus Unbehagen auslöst – zumindest anfangs. Denn die Chemie mit Heldin Diana ist bald sehr offensichtlich.
Teresa Palmer spielt ihre Rolle gut, hat aber in den ersten Folgen nicht viel mehr zu tun, als verschreckt durch die Gegend zu schauen. Und auch Schauspieler in kleinen Nebenrollen wie Elarica Johnson oder Alex Kingston überzeugen. Die Sets wie die Bibliothek oder Matthews Haus lohnen einen zweiten Blick, sind mit viel Liebe zum Detail arrangiert. Dass die Serie dennoch nicht voll überzeugt, liegt an ihrem Hauptproblem – es passiert arg wenig. Die Story um das geheimnisvolle Buch und den brisanten Inhalt kommt in den ersten Folgen kaum in die Gänge.
Zugegeben, die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Hexe und Vampir ist in Dialog und Spiel schon über Twilight anzusiedeln, aber insgesamt baut die Serie ihre Story und die dazu wichtigen Figuren doch sehr behäbig auf. Maximal in einer Szene pro Folge gibt es tatsächlich die Magie, von der andauernd die rede ist, auch einmal zu sehen. Ansonsten bringen sie die einzelnen Parteien wie die Vampire, Hexen und Dämonen, auch nach drei Folgen immer noch in Stellung. Und das ist leider nicht übermäßig spannend.
Fazit:
Ja, Vampire sind unsterblich und haben alle Zeit der Welt – Zuschauer aber nicht. Und deshalb wäre es schön gewesen, A Discovery of Witches hätte seinen Story-Aufbau über die Liebe zwischen einem Vampir und einer Hexe und ein magisches Buch ein wenig zügiger betrieben. In den ersten drei Folgen passiert derart wenig, dass sich der Zuschauer schon fragen muss, ob die von Sky bestellten zwei weiteren Staffeln die Romantrilogie komplett erzählen – oder schon gebraucht werden, um das erste Buch zu Ende zu bringen. So hat A Discovery of Witches trotz guter Darsteller und edler Bilder immer wieder Anflüge von gepflegter Langeweile.
A Discovery of Witches startet am 26. April 2019 bei Sky, immer freitags in Doppelfolgen.
Gesehen: Drei von acht Folgen