Konferensen
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Filmkritik: Konferensen

Mats Strandberg gilt als der „Stephen King“ Schwedens. Zwar hat er, auch altersbedingt, noch ein paar Dutzend Bücher Rückstand auf den US-Horrorautoren, aber mehrere seiner Werke haben bereits den Weg auf deutsche Bestsellerlisten gefunden. Zeit also, auch mal einen davon zu verfilmen. Netflix hat sich den bislang neuesten Roman ausgesucht und ihn vom schwedischen Regisseur Patrik Eklund mit schwedischen Schauspielern adaptieren lassen. Allerdings hat der Streamingdienst „Konferensen“ eine deutsche Tonspur gegönnt, sodass sich niemand mit Untertiteln beschäftigen muss. Schon der Trailer verspricht einen klassischen Slasher-Film alter Schule – ist das so? Und wie elegant wandelt der Film auf den Spuren von Michael und Jason? Das klärt die Kritik.

Konferensen
Teambuilding inmitten unberührter Natur – nicht jedermanns Sache. Aber perfektes Terrain für Serienkiller!

Die Handlung

Eine kleine schwedische Gemeinde hat es geschafft, genug Interessenten für ein Einkaufszentrum zu finden, um es zu bauen. Morgen soll der erste Spatenstich sein und der Gemeindeangestellte Jonas (Adam Lundgreen), der das Projekt mit aller Macht durchgedrückt hat, soll dabei Hand anlegen. Vorher will die kleine Gruppe der Gemeindeangestellten aber noch auf einem Seminar ihren Zusammenhalt stärken. Zwar ist nicht jeder davon begeistert, aber die Chefin Ingela (Maria Sid) hat sich mit der Idee durchgesetzt. Wieder mit dabei ist nach längerer Krankheit wegen Überarbeitung auch Lina (Katia Winter), die mit Jonas nicht das beste Verhältnis hat.

Bei der Besprechung des kommenden Tages bemerkt Lina tatsächlich Ungereimtheiten in den Unterlagen. Es finden sich Verträge darunter, die ihre Unterschrift tragen, die sie aber nicht unterschrieben hat. Oder doch? Immerhin hatte sie ja nervliche Probleme. Während also die Team-Building-Maßnahmen weitergehen, kommt die kleine Crew des Veranstaltungsorts mitten im Wald langsam in Schwierigkeiten. Denn Koch Karl (Jimmy Lindström) ist seit einiger Zeit verschwunden, weil er eine neue Gasflasche zum Kochen besorgen will. und auch ein weiterer Mitarbeiter ist nicht aufzufinden. Was noch niemand vor Ort weiß: Ein geheimnisvoller Killer ist in der Nähe und scheint vorzuhaben, niemanden am Leben zu lassen …

Im Norden nichts Neues

Mats Strandbergs Story hat weniger mit Jason und Michael zu tun als man meint. Stattdessen standen eher Filme wie Hitchcocks „Psycho“ oder der erste „Freitag, der 13.“ Pate für Konferensen. Denn übernatürliche Phänomene wie Unverwundbarkeit sucht man hier vergeblich. Hier ist ein sehr irdischer Killer unterwegs, dessen Identität lange ein Geheimnis bleibt. Denn die klassische Maske darf natürlich nicht fehlen. Ebenso wenig wie eine ordentliche Portion Blut. Zwar ist Konferensen sicher kein zweiter „Terrifier“, aber komplett harmlos ist die Darstellung von Gewalt auch nicht. Netflix vergab eine Freigabe ab 18. Dennoch ist der Film kein reines Blutbad, in dem wahllos Teenager abgeschlachtet werden. Strandberg will um die Morde eine Geschichte erzählen.

Und das tut auch der Film. Allerdings sollte man hier keine tiefgründigen Gedanken wie in „Das Schweigen der Lämmer“ oder ähnliches erwarten. Strandberg streut mehrere Motive aus, um eine möglichst große Zahl an Verdächtigen zu haben. Regisseur Eklund kassiert allerdings schon in den ersten 20 Minuten die meisten davon wieder ein, sodass eine wirklich große Spannung um das Gesicht unter der Maske gar nicht erst aufkommt. Es läuft schnell auf zwei mögliche Täter hinaus. Und obwohl der Film den Mörder nicht wirklich genau zeigt, ahnt das Publikum doch recht genau, um wen es sich dabei handelt. In Sachen Slasher ist Konferensen letztlich ein Genre-typischer Film von der Stange.

Katia Winter
Lina hat wenig Lust auf ihre Kollegen, denn sie vermutet illegale Geschäfte bei den Plänen fürs Einkaufszentrum.

Immerhin: Archetypen mit Herz

Ein wenig mehr Mühe gibt sich das Drehbuch hingegen bei den Protagonisten. Zwar sind auch die Konstellationen innerhalb der Gruppe nichts Neues und erinnern nicht nur einmal an „Severance“ von Christopher Smith, aber zumindest sind die Archetypen mit guten Dialogen bestückt und auch ansprechend gespielt. Ob die feige Eva, der alte Torbjörn, der eigentlich nur an Alkohol und Essen interessiert ist oder die umweltbewusste Anette, die wegen ihrer Sorge um den Planeten immer wieder zum Ziel von Spott wird. Die Charaktere geben tatsächlich, mal mehr, mal weniger flach, dem Publikum einen Grund, über ihren Tod entweder erfreut oder traurig zu sein. Mehr, als viele andere Slasher der letzten Jahre geschafft haben.

Dennoch bleibt Konferensen ein typischer Vertreter seiner Zunft, der in keinen Moment auch nur versucht, etwas wirklich Neues zu erzählen oder auch nur eine interessante Variante des mordenden Maskenträgers zu etablieren. Eine neue Maske, dazu die betont menschliche Charakterisierung des Killers on Form von Ausrutschern oder der Fähigkeit zu bluten, wie etwa in „Scream„. Und ein Dutzend potenzieller Opfer, von denen dem Publikum vor allem die frühen abtretenden relativ egal sind – mangels Zeit zur Charakterisierung. Möglicherweise ist das Slasher-Genre inzwischen dort angekommen, wie sich Exorzismus-Filme schon länger befinden: Neue Ideen gibt es nicht mehr. Wem es aber genügt, wenn Menschen möglichst blutig mit diversen Klingen und anderen Werkzeugen ermordet werden, wird hier fündig.

Konferensen
Bald tritt der Killer in Erscheinung und Überlebenskampf ist angesagt.

Fazit:

Strandberg mag ein aufstrebender Horrorautor sein, die Verfilmung seines neuesten Werks beweist das nicht. Denn Konferensen ist ein Slasher von der Stange. Durchaus blutig, wenn auch nicht in der Oberliga der Brutalitäten angesiedelt. Ordentliche Schauspieler, aber keine sonderlich stark ausgearbeiteten Figuren, stattdessen Archetypen. Und ein Story, die zwar zunächst eine große Anzahl möglicher Killer anbietet, aber auch schnell wieder die meisten Angebote zurückzieht und sich auf lediglich zwei Optionen fokussiert. Das ist handwerklich in Ordnung, leidlich spannend und dürfte alle unterhalten, denen die gefühlte 25. Version eines Maskenkillers genügt, um Spaß zu haben. Wer nach frischen Ideen sucht, wird hier allerdings nichts finden.

Konferensen startet am 13. Oktober 2023 bei Netflix.

Konferensen
Der fiese Jonas hat schon einmal besser ausgesehen.