Beatles oder Stones? Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Richard Curtis haben sich klar entschieden – Beatles! Denn in ihrem gemeinsamen Projekt „Yesterday“ huldigen sie musikalisch den „Fab Four“, auch wenn sie selbst fast nicht vorkommen. Zudem glänzt der Film mit einem überaus selbstironischen Ed Sheeran als er selbst. Aber was kann der Film sonst? Präsentiert Curtis den Filmfans einen weiteren Meilenstein der Rom-Coms wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Tatsächlich … Liebe?“ Hier gibt es die Antwort.
Über Superlative moderner Megastars können die beiden noch lebenden Mitglieder der Beatles, Paul McCartney und Ringo Starr, nur müde lächeln. Denn nach Aussage ihrer Plattenfirma EMI haben die Beatles weltweit mehr als eine Milliarde Platten verkauft – kein anderer Musiker kommt da auch nur in die Nähe. Ein Fan scheint auch Drehbuch-Autor Richard Curtis zu sein, denn er nutzte die Musik der Band für seine Geschichte über Erfolg, Integrität und Liebe. Wie unterhaltsam ist die Zusammenarbeit mit Danny Boyle?
Yesterday: Die Handlung
Jack Malik (Himesh Patel) ist Musiker mit Leib und Seele – leider ist der Sing-A-Song-Writer mit seinen Eigenkompositionen chronisch erfolglos. Lediglich seine Managerin und beste Freundin Ellie (Lily James) glaubt an ihn, seit er bei einem Talentwettbewerb der Schule „Wonderwall“ von Oasis gesungen hat. Als Jack sich eigentlich entschieden hatte, die Musik endgültig an den Nagel zu hängen, passiert etwas Unglaubliches. Es gibt einen weltweiten Stromausfall – und genau in diesem Moment rammt Radfahrer Jack einen Bus und wird bewusstlos.
Als er im Krankenhaus aufwacht, scheint alles wie immer. Doch dann stellt er fest, dass die Wellt sich verändert hat. So gibt es beispielsweise keine Zigaretten mehr. Für Jack als Musiker aber viel wichtiger: Die Musik der Beatles ist aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht worden, in der neuen Wirklichkeit hat die Band nie existiert. Zögerlich ergreift Jack die Chance, die sich ihm bietet und gibt Songs wie Yesterday oder Let it be als seine eigenen aus. Sein altes Leben, vor allem Ellie, verliert er durch seinen neuen Ruhm aber bald aus den Augen …
Yesterday: Viel Curtis, wenig Boyle
Wenn sich Filmfans fragen, ob Yesterday eher in der Tradition von Vier Hochzeiten und „Notting Hill“ oder „Slumdog Millionaire“ und „Trainspotting“ steht, ist die Antwort eindeutig. Die Zusammenarbeit von Curtis und Boyle steht klar im Zeichen des Drehbuchschreibers und weist nur wenig typische, inszenatorische Kniffe auf. Boyle, möglicherweise selbst Fan der Beatles, hat sich hier sehr eindeutig zurückgenommen und die Story in den Vordergrund gestellt. Und die ist ursprünglich gar nicht von Curtis, sondern nur von ihm überarbeitet.
Dennoch merkt man Yesterday in vielen Momenten den typischen Wortwitz und die Situationskomik von Curtis an, dessen Handschrift einfach sehr unverkennbar ist. Und das ist auch eins der Probleme des Films, denn Curtis schreibt in aller Regel echte Love-Storys. Die tritt hier aber zugunsten der Musik ein wenig in den Hintergrund. Das macht sie nicht nur ziemlich beliebig und inhaltlich wenig spannend. Sie bekommt auch nicht den Platz, den Curtis den großen Gefühlen normalerweise einräumt.
Yesterday: Mehr Comedy als Love-Story
Die Geschichte eines Mannes, der seine große Liebe ständig um sich und sie erst bemerkt, als es zu spät ist, ist schließlich alles andere als neu oder originell. Und weder Curtis auf inhaltlicher Ebene noch Boyle auf inszenatorischer finden hier neue, frische Ansätze, die diese Konstellation spannender machen würden. Zudem prickelt es zwischen Himesh Patal und Lily James auch nie sonderlich glaubhaft, so dass der Kern des Films nicht richtig überzeugen kann. Das macht Yesterday dafür im Comedy-Bereich deutlich besser.
Denn der stets leicht verplant wirkende Patal funktioniert im Zusammenspiel mit dem erstaunlich witzigen Ed Sheeran, der wunderbar fiesen Kate McKinnon und weiteren Stars wie James Cordon richtig gut. Und bringt das Publikum immer wieder mit kurzen und staubtrockenen Humoreinlagen zum Lachen. Als Komödie ist Yesterday deshalb auch durchaus empfehlenswert. Im Rom-Com-Bereich muss Richard Curtis aber Federn lassen, denn der romantische Teil des Films gehört nicht zu seinen stärksten Arbeiten.
Zudem nutzt Yesterday zwar die Musik der Beatles für die schöne Grundidee des Films, macht aber mit seiner Story vor allem deutlich, dass es Zeit wird, einen echten Beatles-Film zu drehen, der ihre großartige Musik in den richtigen Kontext setzt und die vielen Geschichten hinter den Songs erzählt. Denn was den Zauber der Musik angeht, da bleibt Yesterday seinem Publikum viele Antworten schuldig. Schade, wenn man bedenkt, dass von den 26 Millionen Dollar Filmbudget allein zehn Millionen in die Musikrechte geflossen sind.
Fazit:
Wer die Musik der Beates mag und sich im Kino einfach nur amüsieren will, macht mit einer Eintrittskarte für Yesterday nichts falsch. Neuentdeckung Himesh Patal spielt den leicht weltfremden Jack sehr niedlich und Lily James ist wie eigentlich immer charmant und liebenswert. Dennoch überwiegt der Comedy-Aspekt der Geschichte deutlich und drängt die ohnehin nicht sehr originelle Love-Story noch zusätzlich in den Hintergrund. Wer mit Richard Curtis große Gefühle verbindet und auf selbige hofft, könnte daher leicht enttäuscht werden.
Yesterday startet am 11. Juli 2019 in den deutschen Kinos.