Die britische Schauspiel-Ikone Helen Mirren ist normalerweise nicht unbedingt dafür bekannt, ein Faible für Horrorfilme zu haben, doch für „Winchester – Das Haus der Verdammten“ hat sie eine Ausnahme gemacht. Warum? Ist der Film um ein tatsächliches existierendes Haus, in dem viele Geister leben sollten, tatsächlich sehenswert?
Die Spierig Brüder Peter und Michael haben sich eindeutig dem Genre-Kino verschrieben. Seit ihrem Langfilm-Debüt „Undead“ 2003 gab es nur alle vier bis sechs Jahre eine neue Arbeit der in Deutschland geborenen Australier zu sehen. Aber die waren beide durchaus ansehnlich, ob nun „Daybreakers“ oder „Predestination“. Lediglich bei „Jigsaw“, ihrer ersten Regiarbeit, bei der das Drehbuch nicht von ihnen stammte, konnten sie ihr sonstiges Niveau nicht halten. Wie sieht es mit Winchester aus, den sie wieder selbst geschrieben haben?
Winchester: Die Handlung
Es ist das Jahr 1906. Nach dem Tod seiner Frau ist der Arzt Dr. Eric Price (Jason Clarke) recht heruntergekommen und verprasst sein Geld mit Drogen, Alkohol und Prostituierten. Da kommt ihm ein seltsames Angebot gerade recht. Er soll die Witwe Sarah Winchester, Alleinerbin des Winchestervermögens, das ihr Mann mit der Herstellung des gleichnamigen Gewehrs machte, auf ihren Geisteszustand untersuchen. Die Anwälte des Unternehmens machen ihm dabei unmissverständlich klar, wie das Urteil auszufallen hat. Denn Sarah baut siet Jahrzehnten an einem höchst merkwürdigen Haus, dass auf einen verwirrten Geist schließen lässt.
Und so reist Price zum Haus der Witwe Winchester (Helen Mirren), die ihn ob seines Besuchsgrundes eher kühl empfängt. Ihre Verwandte Marion (Sarah Snook), die mit ihrem Sohn Henry (Finn Scicluna-O’Prey) ebenfalls im Winchester-Anwesen lebt, ist nur unwesentlicher freundlicher zu Price. Doch bald hat der Doktor seltsame und erschreckende Erlebnisse im Haus. Und er macht sich Sorgen um Henry, der offenbar von einer geheimnisvollen Kraft kontrolliert wird, um böse Dinge zu tun …
Winchester: Licht und Schatten
Nein, so richtig erholen können sich die Spierigs auch mit diesem Film noch nicht. Von den selbstgeschriebenen Stoffen ist das sicherlich der schwächste. Ein schlechter Film ist Winchester deswegen aber nicht, auch wenn er nicht auf allen selbst gewählten Ebenen funktioniert. So ist das eigentliche Highlight des Filmes, das tatsächlich existierende Spukhaus, hier eher ein Statist als die Hauptrolle, die es verdient gehabt hätte. Denn die wenigen Momente, in denen Price das Haus erkundet und Treppen findet, die im Nichts enden oder Türen, hinter denen nur blanke Wand steckt, gehören zu den besten Momenten des Films.
Und auch das Wirken der zahlreichen Geister, an deren Existenz die Spierigs von Beginn an nur wenig Zweifel lassen, ist in einigen Szenen durchaus gruselig und erschreckend umgesetzt. Allerdings nimmt die Wirkung mit zunehmender Laufzeit des Films immer mehr ab. Die Jumpscares gibt es nur zu Beginn, später geben die Spierigs sie zugunsten der Story auf – und das ist tatsächlich auch eine gute Idee. Denn wenn die Spierigs ihr Neubetrachten des bekannten Geister-Szenarios ernsthaft beginnen, ist das Ergebnis zumindest interessant.
Winchester: Origineller Plot ohne originelle Regie
Schon in den Vorgängern warfen sie einen sehr frischen Blick auf die Vampirthematik oder Zeitreisen. Und diesen Ansatz verfolgen sie auch bei Winchester. Die Witwe, die besonder jäh aus dem Leben gerissene Opfer der Winchester-Waffen als Geister beherbergt, um ihnen Frieden zu geben, ist ein cooler Ansatz. Zudem verraten die Spierigs ihren gut geschrieben Plot auch bis zum Ende nicht für ein paar billiger Schocks, sondern erzählen ihre Story ganz im Stil klassischer Geistergeschichten zu Ende.
Dabei bleibt der Horror letztlich aber immer mehr auf der Strecke und der Film erinnert eher die Schaureromane des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Hier und da ein kurzes Gefühl der Bedrohung, aber richtig unheimlich wird es nie. Zumal sich die Geschichte in der zweiten Hälfte ohnehin mehr zu einem Drama um Schuld und Sühne mausert, als sein Publikum erschrecken zu wollen. Das haben unlängst Filme wie „Annabelle 2“ besser gemacht. Zwar überzeugen die Darsteller, allen von Helen Mirren. Aber als Horrorfilm, wie Studio und Trailer ihn bewerben, ist er bestenfalls Durchschnitt. Andere Aspekte der Story sind interessanter.
Fazit:
Schade um die eigentlich coole Grundidee, die ja auch noch auf wahren Begebenheiten fußt. Denn so richtig ins Fliegen kommt Winchester nie. Ein paar gute Jumpscares, eine gute und konsequent zu Ende erzählte Geschichte, gute Darsteller – das war es. Wer auf echten Horror wartet, kann sich Winchester getrost schenken. Als Drama um Opfer von Gewalt funktioniert der Film besser, bleibt da aber wiederum zu sehr dem Horroranspruch verhaftet, um wirklich tiefer zu gehen. So ist er ein Hybrid, der auf keiner Ebene komplett überzeugt.
Winchester – Das Haus der Verdammten startet am 15. März 2018 in den deutschen Kinos.
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