Als 2018 der Vorgänger von „To All The Boy PS I Still Love You“ namens „To All The Boys I’ve Loved Before“ bei Netflix startete, eroberte sich der Film schnell den Titel des besten Rom-Com, die der Streaming-Dienst bis dahin ins Programm geholt hatte. Keine Überraschung also, dass Netflix zügig grünes Licht für zwei weitere Filme aus der Reihe gab. Teil zwei ist nun fertig, kann er den Ruf des Vorgängers wahren? Oder bricht die Fortsetzung gegenüber dem Start doch deutlich ein? Das verrät die Kritik.
Die Kritik zum ersten Teil finden Sie hier.
Die erste Liebe, Flirts auf der Schule und das Erkunden von Gefühlen – dazu hat eigentlich jeder Erinnerungen und eine Meinung. Manche ertragen solche Filme kaum, andere können nicht genug davon bekommen. Dennoch gibt es selten wirklich starke Filme in diesem Rom-Com-Sub-Genre wie beispielsweise der wunderbare „Love, Simon“. Die meisten Netflix-Produktionen in diesem Bereich waren ganz nett, mitunter aber auch ziemlich weltfremd oder arg belanglos. Wie reiht sich die Fortsetzung einer ihrer besseren Versuche ein?
To All The Boys PS I Still Love You: Die Handlung
Lara Jean (Lana Condor) ist am Ziel ihrer Träume. Nachdem sie zunächst nur eine Beziehung mit Peter (Noah Centineo) vorgetäuscht hatte, sind die beiden nun ein echtes Paar geworden. Doch noch immer fühlt sich die 16-jährige unsicher, was den richtigen Umgang mit ihrem Freund angeht, der nach wie vor der Schwarm der ganzen Schule ist. Zu allem Überfluss meldet sich auch John Ambrose (Jordan Fisher), der den letzten der fünf Liebesbriefe bekommen hat, die das Chaos in Lara Jeans Leben erst ausgelöst hatten. Sie hatte ihn mit elf geschrieben.
Als der Zufall John und sie auch noch bei einem Praktikum in einem Seniorenheim zusammenführt und ein paar Dinge, die Peter tut, Lara Jean sehr verunsichern, liegt plötzlich eine potenzielle neue Liebe in der Luft. Als die junge Frau nicht mehr so richtig weiter weiß, kann sie aber auf die guten Ratschläge der klugen Seniorin Stormy (Holland Taylor) bauen. Aber wird das reichen, um die richtige Liebes-Entscheidung zu treffen? Oder macht Lara Jean vielleicht den größten Fehler ihres Lebens?
To All The Boys PS I Still Love You: Aufregend ist anders
Klar, eine Rom-Com sieht es nicht als ihre vordringlichste Aufgabe an, eine originelle Story zu erzählen oder irgendeine Art Spannungsbogen aufzubauen. Sie soll unterhalten, vielleicht ein wenig Fremdschämen ermöglichen und in jedem Fall viele romantische Momente beinhalten – daher ja der Name. Aber auch, wenn Handlung nicht im Vordergrund steht – ein wenig mehr davon als hier hätte es ruhig sein dürfen. Warum To All The Boys PS I Stll Love You mehr als 100 Minuten braucht, um ein Nichts an Story zu erzählen, bleibt fraglich.
Denn viel mehr als ein Paar, das Probleme hat und ein potenzieller neuer Lover, der dazwischengrätscht, hat der Film nicht zu bieten. Das ist selbst mit gutem Willen nicht sonderlich abendfüllend. Zwar kann Regisseur Michael Fimognari, im ersten Teil noch Kameramann, mit einigen schön-schrägen Nebenfiguren aufwarten, die eigentliche Story wird davon jedoch kaum berührt. Und so bestehen deutlich zu viele Szenen des Films aus Lana Condor, die sich in oder auf ihrem Bett hin und herwälzt und sich Gedanken über Peter macht.
To All The Boys PS I Still Love You:
Bei den Darstellern hatten die Macher ja bereits im ersten Teil ein gutes Händchen. Ob die zuckersüße Lana Condor oder Mädchenschwarm Noah Centineo, der für Netflix bereits in „The Perfect Date“ im Einsatz war, machen ihre Sache erneut gut. Wenn man als Zuschauer tatsächlich mit arg harmlosen Problemen zwischen dem Liebespaar zufrieden ist. Spaß macht hingegen Charlie Sheens ehemalige Mutter aus „Two and a Half Men“ Holland Taylor als rüstige Stormy, die der jungen Lara Jean hin und wieder den Kopf zurechtrückt.
Und Madeleine Arthur, die nicht nur demnächst in „Die Farbe aus dem All“ glänzt, sondern auch hier als einige Jugendliche zumindest ein wenig unangepasst sein darf. Sonst bleibt von den Darstellern trotz gestandener Hollywood-Stars wie John Corbett nur wenig hängen. Dafür überzeuigt das Script immer dann, wenn es einmal nicht um die große Liebe zwischen Lara Jean und Peter geht, sondern um andere Figuren und Lebenslagen. Wie das kurze, aber starke Gespräch zwischen Lara Jean und ihrer ehemals besten Freundin Gen.
Mit mehr solcher Szenen wäre To All The Boys PS I Love You zwar noch immer kein „Breakfast Club“ geworden, hätte aber ein wenig mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit bekommen. So plätschert der kaum aufregende Herz-Schmerz 104 lange Minuten vor sich hin, bis er zu einem nicht sonderlich überraschenden Ende kommt. Um hier wirklich Spaß zu haben, muss man die Romanvorlagen und die Charaktere wirklich schon sehr mögen. Der Rest könnte den zweiten Teil der Trilogie durchaus ein wenig langweilig finden. Und Unrecht hätte er nicht.
Fazit:
Lag es am Script oder an der neuen Regie? Mit dem ebenfalls schon zuckrigen, aber durchgehend charmanten ersten Teil hat To All The Boys PS I Still Love You nicht mehr viel gemeinsam, trotz beinahe identischer Darsteller-Riege. Mit derart sparsamer Handlung und lediglich homöopathischer Menge Aufregung bleibt der zweite Teil (der dritte Teil ist ebenfalls schon abgedreht) nicht lange in Erinnerung. Spielte der Vorgänger noch im oberen Bereich der Netflix-Rom-Coms mit, ist der neue Film höchstens Mittelmaß.
To All The Boys PS I Still Love You startet am 12. Februar 2020 bei Netflix.
Eine Übersicht über alle Netflix-Filmkritiken finden Sie hier.