The Nun

Filmkritik: The Nun

Nach dem großen Erfolg von „The Conjuring“ merkten Warner Bros. schnell, welche Perle sie da hatten. Wie zuvor schon bei „Paranormal Activity“ folgte bald Film auf Film, aber hier wurde die Story nicht nur weitererzählt, sondern auch eine Spin-Off-Serie etabliert. Mit „The Nun“ versuchen die Macher nun zum zweiten Mal, eine Figur aus dem Conjuring-Universum in einen eigenen, potenziellen Kassenhit auszulagern. Hat das geklappt?

Mit den Hauptfiguren Ed und Lorraine Warren etablierte The Conjuring schon zum Start der Reihe einen sehr deutlichen, religiös-kirchlichen Background für die Horrorstorys um böse Geister und Dämonen. Und auch in späteren Filmen machte die Reihe keinen Hehl daraus, dass hier böse Mächte aus der christlichen Mythologie am Werk waren. So deutlich wie in The Nun haben Warner und Blumhouse das aber noch nie in die Handlung eingebaut. Tut das dem Film gut?

The Nun
Der junge Frenchie macht beim Kloster eine furchtbare Entdeckung-

The Nun: Die Handlung

Die frühen 50er Jahre. Zwei Nonnen wagen sich sichtlich verängstigt in die dunkelsten Katakomben ihres rumänischen Klosters auf der Suche nach etwas. Doch sie finden etwas Anders. Etwas derart Böses, dass eine der beiden ihr Leben sofort verliert. Die andere schafft es bis zu einem Fenster, legt sich einen Strick um den Hals und springt in den Tod. Diese Tat bleibt der katholischen Kirche nicht verborgen und eine geheime Organisation innerhalb des Vatikans schickt Pater Burke (Demian Bichir) nach Rumänien, um den Vorfall zu untersuchen.

Ihm zur Seite stellen die Kirchenmänner die junge Novizin Irene (Taissa Farmiga), auch wenn weder Burke noch Irene so recht wissen, warum. Als die beiden in dem kleinen Dorf nahe des Klosters eintreffen, finden sie mit Frenchie (Jonas Bloquet) den Mann, der die Leiche der Nonne fand. Und sie sicher bis zum Kloster bringen kann. Doch bevor der Franko-Kanadier das tut, warnt er Burke und Irene eindringlich vor dem Bösen im Kloster, von dem das ganze Dorf weiß. Werden die beiden ihren Besuch im Kloster lebend überstehen?

The Nun: Verquast und beliebig

Irgendwann erwischt es jeden, heißt es. Und nun gilt das auch für das Conjuring-Universum. Denn mit The Nun haben die Macher tatsächlich den ersten richtig schwachen Ableger abgeliefert. War das Erscheinen der unheimlichen Dämonen-Nonne Valak in The Conjuring 2 noch eine der gruseligsten Szene des ganzen Films, nutzt sich das ständige Auftauchen der Fratze aus dem Dunkel hinter einer der Figuren im Film schnell ab. Und wirkt bald eher albern als gruselig. Und das ist nur eine einer ganzen Reihe von Enttäuschungen.

Denn Gary Dauberman, der immerhin auch das Script zu „ES 1 + 2“ lieferte, schrieb nach einer Idee von Produzent James Wan ein derart generisches und unoriginelles Drehbuch, dass Horrorfans sich verwundert die Augen reiben dürften. Bisher zeichnete sich die Reihe durch eine gewisse Logik innerhalb des geschaffenen Universums aus. Damit bricht The Nun ebenso wie mit dem bisher eher sparsamen Einsatz von Jump-Scares. Regisseur Corin Hardy wusste sich offenbar angesichts der lahmen Story nicht anders zu helfen, um wenigstens ein wenig Angst zu machen.

The Nun
Während einer der Guten vorn herumirrt, nähert sich von hinten das Böse: Diese Szenen gibt es sehr regelmäßig im Film.

The Nun: Wenig Einfälle, viele Wiederholungen

Hatten die Charaktere der vorigen Filme meist gute Gründe, dass sie dem Grauen nicht so ohne weiteres entfliehen konnten, so fragt man sich bei The Nun schon sehr früh, warum sich Burke und Irene das eigentlich antun. Denn dass in diesem Kloster etwas nicht stimmt, macht der Film ihnen und dem Publikum bald klar, dennoch tun sie nicht das, was jeder normale Mensch machen würde – so schnell wie möglich dort verschwinden. Die Story krankt daran, dass man sich Fragen nach der Intention der Helden stets höchstens mit „Gottes Wille“ beantworten kann.

Auch die schauspielerischen Leistungen passen sich dem Niveau des Scripts an. Keine einzige Szene im Film ist aufgrund des Casts ansatzweise bemerkenswert. Und die wenigen starken Momente, die The Nun hat, vergeigt Hardy noch mit überhastetem Abschluss. Das hat der Regisseur in seinem Langfilm-Debüt „The Hallow“ von 2015 besser gemacht. So bleibt hier nur wenig mehr, als abwechselnd verschiedenen Figuren dabei zuzusehen, wie sie durch dunkle Gänge schleichen und dabei Kerze oder Lampe vor sich her tragen. Spannung sieht nun wirklich anders aus.

Wer darauf hofft, dass die Story zumindest eine originelle Verbindung zu den anderen Filmen der Reihe aufweist, der wird möglicherweise auch enttäuscht sein. Denn viel ist es wahrlich nicht, was The Nun mit den anderen Conjuring-Teilen verknüpft. Waren schon beide „Annabelle“-Ableger nicht so stark wie die beiden Hauptfilme, so ist The Nun nochmal deutlich unter dem Niveau von Anabelle. Dennoch steht uns mit „The Crooked Man“ ein weiteres Spin-Off ins Haus. Davor muss man als Fan nun tatsächlich Angst haben.

Fazit:

Abgedroschene Story, uninspirierte Gruselszenen und wenig Tempo – bei The Nun funktioniert fast nichts von dem, was die früheren Conjuring-Filme auszeichnete. Dazu steuert Regisseur Corin Hardy keine einzige neue Idee bei. The Nun wirkt daher oft wie ein schräges Medley besserer Horrorfilme. Empfehlenswert ist dieser Klosterbesuch jedenfalls nicht.

The Nun startet am 6. September 2018 in den deutschen Kinos.

The Nun
Heldenhaftes Herumirren gibt es wahlweise aber auch ohne dämonischen Nonne.