Das victorianische London im Nebel, grausame Morde und ein Blick hinter die Kulissen des Theaters – das sind die Zutaten des britischen Historien-Thrillers „The Limehouse Golem“. Mit fast einem Jahr Verspätung kommt der Film nun in die deutschen Kinos. Lohnt sich der Besuch?
Die Zeit von Jack the Ripper übt bist heute für viele Menschen eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Unzählige Filme und Serien wurden schon in dieser Ära angesiedelt, selbst wenn sie inhaltlich wenig oder gar nichts mit dem berüchtigten Serienkiller zu tun haben. Auch The Limehouse Golem macht sich diese Faszination zunutze, erzählt aber auch von anderen Facetten der damals wohl interessanten Stadt Europas.
The Limehouse Golem: Die Handlung
Im Londoner Elendsviertel Limehouse werden Einwohner bestialisch umgebracht. Weil nie verwertbare Hinweise zu finden sind, teilt man den Fall dem unbeliebten Inspektor John Kildare (Bill Nighy) zu. Und der stößt bald mithilfe seines fleißigen Constable Flood (Daniel Mays) auf eine heiße Spur. Durch in Blut geschriebene Sätze an den Tatorten entdeckt Kildare ein Buch in der Bibliothek, dass offenbar in direktem Zusammenhang mit den Morden steht. Und kurze Zeit später hört er vom Fall der jungen Lizzie Cree (Olivia Cooke), die ihren Mann vergiftet haben soll. Besteht zwischen den Morden und dem Tod des Schriftstellers John Cree ein Zusammenhang?
The Limehouse Golem: Kluges Erzählkino
Der Film basiert auf einem Roman des historisch bewanderten Autoren Peter Ackroyd, und das merkt man dem Drehbuch der „Die Frau in Schwarz“-Autorin Jane Goldman auch an. Sie konnte aus einem reichhaltigen Fundus aus der Geschichte Londons schöpfen. Und besonders der Bereich des komischen Boulevard-Theaters, indem damals oft Männer in Frauenrollen besondere Berühmtheit erlangten, nimmt im Film einen breiten Raum ein. So ist The Limehouse Golem denn auch deutlich mehr als nur die Jagd nach einem Killer. Der Film zeichnet auch ein spannendes Sittengemälde der damaligen Zeit.
Dass der Film so gut gelungen ist, hat Regisseur Juan Carlos Medina hauptsächlich seinem großartigen Cast zu verdanken. Bill Nighy verleiht mit seiner kühlen, zurückhaltenden Art dem Scotland Yard-Inspektor die nötige Glaubwürdigkeit beim Ermitteln und Schlussfolgern. Douglas Booth spielt den Schauspiel-Star Dan Leno mit soviel Charme und Hintergründigkeit, dass er ein steter Unruheherd in der Erzählung bleibt und man nie weiß, wo er eigentlich steht und welche Pläne ihn antreiben. Hauptfigur und Star des Films ist aber die junge Olivia Cooke, die nicht nur aussieht, als hätten Kate Winslet und Christina Ricci zusammen eine Tochter, sondern als angeklagte Gattenmörderin auch eine furiose Leistung zeigt. Mit ihr gemeinsam betreten wir die Zauberwelt des Theaters, dem wir ebenso erliegen wie Lizzie. Und das mit seinen eigenen Regeln und Sitten ohne viel Mühe eine Parallelwelt zur kalten nassen Pflastertstraße des Londoner Limehouse wird.
The Limehouse Golem: Nicht nur eine Mörderjagd
Die Rückblicke in Lizzies Kindheit und Jugend und die Geschichten im Theater unterbrechen immer wieder die Ermittlungen nach dem Mörder. So wird The Limehouse Golem für reine Thrillerfans sicher unbefriedigender sein als für Zuschauer, die Spaß an den Kulissen und Kostümen haben und auch die Scheinwelt der Bühne spannend finden. Optisch spricht der Film zwar Horrorfans an, aber nur in den wenigen Momenten, wenn Kildare die grausamen Taten untersucht. Die Morde selbst bleiben weitgehend der Phantasie des Publikums überlassen. Und je länger der Film läuft, desto mehr weicht die Neugier auf den geheimnisvollen Mörder auch der Sorge um die junge Lizzie, deren Prozess sich nicht unbedingt gut entwickelt.
Medina erzählt seine Geschichte dabei nie hektisch, manchmal gar etwas zu ruhig. Er verliert aber seine verschiedenen Erzählstränge nie aus den Augen und hält sie bis zum gelungenen Finale zusammen. Lediglich die angedeutete Homosexualität des Inspektors wirkt fehl am Platz. Nicht weil das Thema keine Aufmerksamkeit verdienen würde. Sondern weil es innerhalb der Story einfach keine Rolle spielt und im Sande verläuft. Echte Krimi- und Thrillerfans werden möglicherweise auch schon früh erraten, wer hinter den grausamen Morden steckt, eine gelungene Auflösung ist es trotzdem.
Fazit:
The Limehouse Golem ist deutlich mehr Historienfilm als harter Horror und kann dennoch mit gelungener Atmosphäre und einigen blutigen Bildern auch bei Grusel-Fans punkten. Wer früh die Lösung des Falles errät, kann sich immer noch an der tollen Atmosphäre, den Kostümen und der stimmigen Kulisse erfreuen. Wer nicht darauf kommt, für den hält das Ende auch noch eine echte Überraschung bereit. Ein etwas altmodischer, aber sehr sehenswerter Film mit wunderbaren Schauspielern. Wer Serien wie „Ripper Street“ oder „Penny Dreadful“ mochte, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren.
The Limehouse Golem läuft ab dem 31. August in den deutschen Kinos.
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