Filmkritik: The Highwaymen

Harte Kerle, harter Job. In „The Highwaymen“ jagen Kevin Costner und Woody Harrelson als Texas Ranger das berühmt-berüchtigte Gangsterpaar Bonnie und Clyde. Nachdem das Projekt bereits seit 2005 in der Entwicklung war, aber einige große Studios im letzten Moment doch zurückschreckten, hat Netflix nun knapp 50 Millionen Dollar in den Film investiert und zeigt ihn ab dem 29. März. Hat sich die Investition für Filmfans gelohnt?

Drehbuchautor John Fusco begann seine Hollywood-Karriere mit Western – beide „Young Guns“-Teile mit Emilo Estevez als Billy the Kid stammen aus seiner Feder. Und seit 2005 arbeitete er am einem Film über Frank Hamer, den Texas Ranger, der Bonnie und Clyde schließlich zur Strecke brachte. Eigentlich war das Projekt als Schwanengesang des beliebten Duos Robert Redford und Paul Newman gedacht, doch kein Studio wollte das Budget für einen Film ausgeben, der keine große Kasse versprach. Nun sprang nach Jahren Netflix ein – mit Erfolg?

Highwaymen
Nach der Befreiung von Gangmitgliedern durch Bonnie und Clayde aus dem Gefängnis steht Gouverneurin Ferguson unter öffentlichem Druck.

The Highwaymen: Die Handlung

Die USA 1934. Bereits seit mehreren Jahren überfallen Bonnie Parker und Clyde Barrow regelmäßig Banken und Tankstellen und werden von der Bevölkerung, die nach der großen Regression in den 20ern nicht gut auf die Geldhäuser zu sprechen sind, dafür gefeiert. Im Februar befreien sie bei einer gut geplanten Aktion Mitglieder ihrer Gang aus dem Gefängnis-Camp und hinterlassen dabei erneut einen toten Staatsbeamten. Gouverneurin Ferguson (Kathy Bates) reicht es. Sie weist den Gefängnisleiter von Texas an, das Problem zu lösen.

Der besucht daraufhin seinen ehemals besten Mann, den Texas Ranger Frank Hamer (Kevin Costner). Der reagiert erst zögerlich auf das Angebot, sagt dann aber doch zu und holt seinen alten Partner Maney Gault (Woody Harrelson) an Bord. Gemeinsam begeben sich die erfahrenen Schnüffler auf die Spur der Banditen. Doch Staatspolizei und FBI sind über die neuen Kollegen gar nicht erfreut. Dennoch erreicht das Duo bald erste Erfolg und nähert sich dem mordenden Paar immer weiter an. Bis zum bekannten Showdown …

The Highwaymen: Ein Western in moderneren Zeiten

Obwohl ganz neu, hätte The Highwaymen eigentlich schon 2005 in den Kinos laufen sollen – und das merkt man dem Film auch deutlich an. Auch wenn Costner hier nur die Hauptrolle spielt und mit der Regie nichts zu tun hatte, erinnern die Aufnahmen der scheinbar unendlichen Weiten des Südens mit seinen staubigen Landstraßen und kleinen Städten an klassische Costner-Western wie „Open Range“ oder „Wyatt Earp“. Zumal der inzwischen 64-jährige Schauspieler auch in The Highwaymen eine Mischung aus Wyatt Earp und Elliot Ness spielt.

Unbeirrbar in seiner Ansicht von Recht und Gesetz jagt er mit seinem Partner eine Bande, die der Zuschauer nur als offenbar wahllos mordende Sadisten aus der Ferne präsentiert bekommt. Regisseur John Lee Hancock („Blind Side“) erzählt seinen Film fast ausschließlich aus der Sicht seiner Helden und inszeniert das Gangsterpaar als Killer, die vom einfachen Volk wie Popstars verehrt werden. Was Hancock in zwei der stärksten Szenen des Films zeigt und für Hamer als wichtigste Motivation dient, das Treiben der Gangster endlich zu beenden. 

Highwaymen
Frank Hamer, Texas Ranger im Ruhestand, soll das mordende Paar nun erwischen – koste es, was es wolle.

The Highwaymen: Star-Power in behäbigem Tempo

Während Fuscos Drehbuch dem einen Paar so gut wie keinen Background spendiert, lässt er sich umso expliziter zu den beiden Cops aus, die gemeinsam durch das halbe Land fahren, um die Gangster zu erwischen – und dabei meist von den alten Zeiten sprechen. Zu Beginn des Films hat Hancock dabei auch noch ein gutes Gespür für Tempo, das ihn im Lauf des Films aber immer mehr verlässt. Erst nach einer guten Stunde erreicht der Film eine ersten Höhepunkt, um dann erneut fast eine Stunde wieder abzutauchen. 

Den eigentlichen Showdown erzählt Hancock dann aber derart schnell, dass klar wird – um das Ende ist es Fusco und Hancock nie gegangen. Sie erzählen die Geschichte von zwei Männern, die ihr blutiges Handwerk betreiben, weil es eben jemand tun muss – wie im klassischen Western. Hinter die Fassade blickt man nur selten. Und wenn doch, dann in Szenen wie dem Gespräch zwischen Hamer und Clydes Vater (William Sadler), bei dem Hamer dem Mann erzählt, wie er seinen ersten Mann getötet hat. Das muss dem Zuschauer hier als Erklärung genügen.

So wenig, wie Hamer sich im Gegensatz zu seinem Freund Gault infrage stellt, beleuchtet Hancock die moralische Seite der Geschichte, sondern lässt den Zuschauer entscheiden. Und der kann sich immerhin an zwei stark aufspielenden Stars erfreuen, die ihre Rollen jederzeit beherrschen. Allerdings ist The Highwayman für moderne Sehgewohnheiten doch arg gemütlich erzählt und nimmt sich mit 130 Minuten deutlich zu viel Zeit für eine Story, die ohne große Überraschungen zwei erfahrene Jäger bei ihrem Handwerk zeigt. Wer Costners oft überlange Western aufgrund dieser Langsamkeit schätzte, wird aber auch hier zufrieden sein.

Fazit:

Obwohl er in den 1930ern spielt, ist The Highwayman ein klassischer Western. Der aber mit 130 Minuten deutlich zu lang für seine gar nicht so spannende Story ist. Regisseur John Lee Hancock erzählt die Jagd auf Bonnie und Clyde oft sehr langsam. Das lässt zwar die Handvoll richtig starker Szenen umso besser zur Wirkung kommen, verlangt dem Zuschauer aber auch viel Geduld ab. Wer Kevin Costner in seiner Paraderolle als unbeirrbarer, melancholischer Gesetzeshüter mag und gern wieder einmal sehen möchte, ist hier aber genau richtig.

The Highwaymen startet am 29. März 2019 bei Netflix.

Highwaymen
Die beiden erfahrenen Ranger Hamer und Gault nehmen die Spur der Bande auf – und kommen ihr bald gefährlich nahe.