Der spanische Regisseur Jaum Balaguero dreht schon seit mehr als 20 Jahren Horrorfilme und schuf mit „REC“ einen der wichtigsten der 2000er. Sein neuester Streich „Muse – Worte können tödlich sein“, der bereits 2017 in seiner Heimat Spanien zu sehen war, erscheint nun hier auf Blu-Ray. Lohnt sich die Anschaffung?
Mit „The Nameless“ begann 1999 die internationale Karriere Jaume Balagueros. Die Verfilmung eines Romans des britischen Horrorautoren Ramsey Campbell gewann zahlreiche Preise auf Filmfestivals. 2002 legte er mit „Darkness“ nach, der jedoch nicht an den Erfolg des ersten Films anknüpfen konnte. Erst 2007 mit REC schoss sich Balaguero endgültig in die erste Liga des Horrors. Kann sein neuester Film Muse, ebenfalls eine Buchverfilmung, wieder überzeugen?
Muse: Die Handlung
Die Welt des Schriftstellers und Literaturprofessors Samuel Soloman (Eliott Cowan) bricht von einem auf den anderen Augenblick zusammen. Als sich seine Geliebte, die Studentin Beatriz (Manuela Velles) in seinem Badezimmer das Leben nimmt, fällt seine Welt in Trümmer. Erst viele Monate später fasst Solomon mithilfe seiner Freundin Susan (Franke Potente) wieder den Mut, sein Dasein neu aufzunehmen. Doch dann beginnen plötzlich Alpträume, in denen er den schrecklichen Mord an einer Frau mit ansehen muss.
Als diese Frau wirklich tot gefunden wird, dringt Solomon heimlich in ihr Haus ein, um sich den Tatort anzusehen – und trifft dabei auf die geheimnisvolle Rachel (Ana Ularu), die ebenfalls den Mord im Traum gesehen hat. Als die beiden sich genauer umsehen, entdecken sie einen versteckten Raum, in dem Solomon ein seltsames, steinernes Ei findet, dass ihm Rachel aber prompt abnimmt und damit verschwindet. Was hat es mit ihr und einigen anderen Frauen auf sich, die plötzlich in Solomons Leben auftauchen. Sind das wirklich Menschen?
Muse: Mehr Fantasy als Horror
Der Titel nimmt es schon vorweg. Balagueros neuer Film erzählt von dunklen, bösartigen Wesen, die Dichtern zu allen Zeiten Worte in die Feder diktierten, denen eine große Macht inne wohnt. Manch eine Szene erinnert hier daher auch mehr als eine düstere Version eines Harry Potter-Films als an echten Horror – selbst wenn es hin und wieder blutig wird. Aber im Kern ist Muse eine Dark-Fantasy-Story mit Wesen aus einer Welt, die heimlich neben der unseren existiert. Und diese Geschichte erzählt Balaguero durchaus spannend.
Aber sie funktioniert nicht über die gesamte Strecke des Films. So will Rachels Background im Rotlichtviertel der Stadt, auch wenn später dürftig erklärt, sie nie so recht in den Plot einfügen. Und auch andere Charaktere wie Susan oder der alte Rauschen (Christopher Lloyd, „Zurück in die Zukunft“) sind zwar gut gespielt, wirken aber dennoch manchmal ein wenig bemüht in die Handlung geschrieben. Und das bremst die Haupthandlung um den Schriftsteller und die düsteren Musen ein ums andere Mal aus.
Muse: Am Massenmarkt vorbei
Dazu kommt, dass wohl nur wenige Bildungsbürger mit dem Begriff der Musen und dem mythologischen Hintergrund etwas anfangen können. Und die Kreaturen in diesem Film daher weitgehend unbekannt sind. Auch das macht aus Muse einen Film, der seine Wirkung nicht so einfach entfaltet. Dass hier die Monster Menschen mit Sätzen aus berühmten Gedichten und Romanen dazu bringen, sich selbst Schlimmes anzutun, wird möglicherweise Literatur-Studenten begeistern, als gruseliges Horrorthema gibt es dagegen nicht viel her.
Die Szenen, die dennoch gut funktionieren, erinnern dann eben wieder an einen der unverzeihlichen Flüche aus dem Potter-Verse. Auch wenn die Idee der Musen natürlich schon viel älter ist als die des britischen Zauberlehrlings. Balaguero traut sich aber zumindest, seine recht abseitige Dark-Fantasy-Story konsequent zu Ende zu bringen und auch hier wenig Rücksicht auf den Massengeschmack zu nehmen. So wird das Ende sicherlich kaum ein Zuschauer voraussehen oder gar erwarten. Hier kann Muse denn auch mehr überzeugen als noch zu Beginn.
Die Eigenständigkeit der Grundidee und die gelungene Ausführung sind denn auch die Hauptgründe, warum sich Fans des Regisseurs auch diesen Film durchaus ansehen sollten. Denn was man Balaguero nicht vorwerfen kann, ist es, einen langweiligen oder vorhersehbaren Film abgeliefert zu haben. Und auch, wenn die Musen in der griechischen Mythologie nicht wirklich böse waren, so geben sie in Balagueros Film doch passable Finsterlinge ab, die interessant und bedrohlich genug sind, um Spannung zu erzeugen.
Fazit:
Für echte Horrorfans oder Freunde von REC fällt Muse – Worte können tödlich sein vermutlich etwas zu harmlos aus, um zu überzeugen. Und im Vergleich gehört der Film auch nicht zu den besten Werken Jaume Balagueros. Mit gutem Spannungsaufbau und frischer Story, die sich am Ende sogar mit einem guten Twist nochmals steigert, ist er aber durchaus ansehnlich. Und dürfte vor allem Zuschauern gefallen, die sich mit Dark Fantasy und mythologisch angehauchten Filmen anfreunden können.
Muse – Worte können tödlich sein erscheint am 9.Oktober 2018 auf DVD und Blu-Ray.