Mortal Engines

Filmkritik: Mortal Engines – Krieg der Städte

So ganz kommt Peter Jackson nach „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ noch immer nicht von Fantasy-Themen los. Als Drehbuchautor und Produzent unterstützte er jetzt Regie-Neuling Christian Rivers bei der Umsetzung des ersten von vier Romanen der „Mortal Engines“-Reihe von Autor Philip Reeve. Kann das CGI-Spektakel auch inhaltlich überzeugen?

Schon 2009 holte sich Peter Jackson die Filmrechte an Reeves Vierteiler, der diverse bekannte und weniger bekannte Ideen von Fantasy und Science Fiction zu einer spannenden neuen Welt mischt. Aber es dauerte bis 2016, ehe Jackson den Film endgültig als in Arbeit ankündigte. Auf dem Regiestuhl wollte er offenbar nicht Platz nehmen und setzte seinen langjährigen Mitarbeiter Christian Rivers darauf, der bisher für Storyboards und Second Unit-Aufnahmen zuständig war. Eine gute Wahl?

Mortal engines
Die ferne Zukunft: Die Stadt London rast auf riesigen Panzerketten durch eine öde Erde auf der Suche nach Ressourcen.

Mortal Engines: Die Handlung

Mehr als 1000 Jahre in der Zukunft. Die Menschheit hat sich durch den „60 Minuten-Krieg“ weitgehend selbst ausgelöscht. Durch das Ödland der Welt fahren inzwischen gigantische, mobile Städte, die im Kampf um die letzten Ressourcen Jagd aufeinander machen. Auch London gehört zu den riesigen Metropolen, die auf mächtigen Panzerketten auf Beutejagd sind. Als London wieder einmal erfolgreich eine kleinere Siedlung einfängt, gelangt so auch Hester Shaw (Hera Hilmar) in die Stadt, die mit dem dortigen Chef-Ingenieur Thaddeus Valantine (Hugo Weaving) noch eine Rechnung offen hat.

Zwar kann der junge Historiker Tom (Robert Sheehan) verhindern, dass Hester Valentine ersticht, doch bei der darauf folgenden Verfolgungsjagd werden sowohl Hester als auch er aus der Stadt geworfen und finden sich allein in den lebensfeindlichen Gebieten wieder. Während er Hester langsam kennen lernt, muss Tom feststellen, dass er viel mehr nicht wusste, als ihm klar war. Und das man Valentine nicht trauen kann. Aber auch Hester hat ein dunkles Geheimnis, das ihr in Form einer tödlichen Kreatur nachläuft …

Mortal Engines: Der Star ist die Welt

Auch wenn sie logischen Überlegungen kaum standhält, so ist doch die von Reeve erschaffene und vom Film optisch ins leben gerufene Welt der eigentliche Star des Films. Die Eingangssequenz, in der London eine Siedlung jagt und erlegt, ist spektakulär in Szene gesetzt und weckt im Zuschauer sofort die Neugier auf mehr Hintergrund zu dieser düsteren Version einer zukünftigen Erde. Leider kann die weitere Story des Films diese Spannung nicht halten. Auch weil dem Fan so viele bekannte Versatzstücke begegnen, dass Mortal Engines immer weniger originell wirkt.

Grundidee von Buch und Film ist dabei der „Steam-Punk“, eine Sci-Fi-Unterart, bei der die Zukunft oder eine alternative Realität mit Teilen des victorianischen England und den damals verbreiteten Dampfmaschinen gemischt wird. So entstehen beispielsweise Charaktere mit Stehkragen und Tweed-Anzügen, die altmodisch wirkende Laserwaffen tragen. Dort bedient sich Mortal Engines vor allem optisch, wenn die riesigen Maschinen der Zukunft wirken, als stammten sie aus dem 19. Jahrhundert. Und dazu gibt es noch jede Menge Film-Hit-Schnipsel.

Mortal Engines
Gemeinsam mit Hester und der coolen Rebellin Anna Fang will der junge Historiker Tom seine Heimatstadt aufhalten, bevor sie einen Fehler der Menschheit wiederholt.

Mortal Engines: Star Wars lässt grüßen

So erinnert das Finale des Films frappierend an die „Star Wars“-Saga von George Lucas. Dazu finden sich viele Kostüme und andere Looks, die aus „Matrix“ stammen könnten – und ein wenig „Terminator“ ist auch noch dabei. Das ist denn auch das Hauptproblem des Films: nach der originellen Startszene kommt leider nicht mehr viel Neues, stattdessen wildert Mortal Engines zu sehr in bereits bekanntem Terrain. Hier hätten zumindest interessante Figuren geholfen, leider hat der Film die auch nicht zu bieten.

Zwar mühen sich die Schauspieler durchaus, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Aber sie sind derart klischeehaft geschrieben, dass hier nur wenig Spannung entsteht. Hester ist die toughe Frau auf Rache-Feldzug, die sich natürlich in den naiv-freundlichen Tom verliebt, dazu gibt es noch einen fiesen, aber eindimensionalen Bösewicht, eine asiatische Superheldin wie aus Matrix und vieles mehr, was man so oder so ähnlich schon dutzende Male gesehen hat. Hier hätte man von Jackson, Walsh und Boyens, den Herr der Ringe-Drehbuch-Autoren, doch mehr erwartet.

Denn die Inszenierung der Story gelingt Christian Rivers recht gut. Auch wenn viele Kamerafahrten über weites Land schon an Jackson Fantasy-Welterfolg erinnern. Dass der Film aber hauptsächlich einem ganz jungen Publikum zusagen wird, das einfach noch nicht so viele Vorbilder von Mortal Engines gesehen hat, sagt genug. Erfahrene Sci-Fi und Fantasy-Fans werden nach den ersten zehn Minuten nicht mehr überrascht. So ist Mortal Engines kein schlechter Film, aber auch kein Highlight des Genres.

Fazit:

Optisch gelungen, inhaltlich dafür deutlich weniger: Das Sammelsurium aus bekannten Versatzstücken des Genres, das Regie-Neuling Christian Rivers aus einem Drehbuch von Peter Jackson und seinen Kolleginnen aus der Herr der Ringe-Ära machte, überzeugt höchstens komplette Fantasy-Neulinge. Der Rest hat zu viel des Films bereits so oder ganz ähnlich gesehen – und das mehr als nur einmal. Die recht flach geratenen Helden und Schurken machen das auch nicht besser. So ist Mortal Engines ganz nett anzusehen, aber letztlich ein Film, der schnell vergessen ist.

Mortal Engines: Krieg der Städte startet am 13. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.

Mortal Engines
Denn der machtbesessene Londoner Wissenschaftler Valentine will mit brutaler Gewalt eine neue Weltordnung schaffen.