Logan

Filmkritik: Logan – The Wolverine

Marvels beliebtester Mutant will nicht mehr: Mit „Logan – The Wolverine“ verabschiedet sich Schauspieler Hugh Jackman von der Rolle, die ihn zum Weltstar machte. Lohnt sich der Schwanengesang auf den krallenbewehrten, selbstheilenden X-Man?

Es ist vorbei: Während Patrick Stewart alias Professor Xavier die Tür in Sachen Mutanten ausdrücklich noch nicht geschlossen hat, gibt es für Hugh Jackman kein Zurück: Der australische Schauspieler schloss für sich aus, nochmals in der Rolle des Wolverine auf die Leinwand zurückzukehren. Schlechte Nachrichten für Ryan Reynolds, der Jackman unbedingt  in „Deadpool 2“ dabeihaben wollte. Was bietet also der letzte Wolverine-Film seinem Publikum?

Logan: Die Handlung

Wir schreiben das Jahr 2029. Mutanten gehören zu einer aussterbenden Spezies, auch die X-Men sind tot oder zumindest nicht weit davon entfernt. Das gilt auch für Logan (Hugh Jackman), dessen Selbstheilungskräfte ihn mehr und mehr im Stich lassen. Dennoch kümmert er sich um den todkranken Charles Xavier (Patrick Stewart), der ständig Medikamente braucht, um nicht alles in seiner Umgebung versehentlich auszulöschen. Daher lehnt Logan die Bitte einer Frau kategorisch ab, sie und ihre Tochter von der mexikanischen Grenze nach North Dakota zu fahren. Als er sich umentscheidet, ist es fast zu spät. Die Frau lebt nicht mehr. Doch das Mädchen Laura (Dafne Keen), das sich heimlich in Logans Wagen schmuggelt, freundet sich nicht nur mit Xavier an – es steckt auch voller Überraschungen. Als ihr Versteck von Söldner Donald Pierce (Boyd Holbrook) und dessen Männern angegriffen wird, zeigt die Kleine, was in ihr steckt: Selbstheilungskräfte und Krallen aus Adamantium. Logan muss feststellen, dass er so etwas wie eine Tochter hat. Doch die dafür Verantwortlichen wollen ihren „Fehlschlag“ dringend ungeschehen machen …

Düster und blutig

Eins gleich vorweg: Die jungen Mutantenfans, die sich bisher die Abenteuer der X-Men ansehen durften, müssen hier zuhause bleiben. Logan bekam eine Freigabe ab 16 Jahren – und die ist angesichts der ab 18 für John Wick: Kapitel 2 auch grenzwertig. Denn nach dem Riesenerfolg des R-Rated-Spaß-Gemetzels „Deadpool“ hat FOX sich entschlossen, auch Wolverine in seinem letzten Auftritt endlich von der Leine zu lassen. Und das ließ sich Regisseur James Mangold, der bereits für „Wolverine – Weg des Kriegers“ verantwortlich war, nicht zweimal sagen: Jetzt zerreißen Logans Krallen Fleisch, hacken Gliedmaßen ab, bohren sich in Knochen und Köpfe. Und das ist eine blutige Angelegenheit. Zumal Laura mit ihren Gegnern mindestens genauso rabiat verfährt wie Logan selbst.

Dazu kommt eine alles umfassende Endzeitstimmung. Die staubige Einöde Mexikos erinnert – wohl nicht von ungefähr – an die Mad Max-Reihe. Man sieht Logan an, wie viele Freunde er bereits zu Grabe tragen musste, wie sehr es ihn inzwischen peinigt, dass er nicht auch sterben kann, um das Elend seiner Art endlich hinter sich zu lassen. Nur Charles Xavier ist nach wie vor von Hoffnung beseelt, obwohl er gleichzeitig zu einer der größten Gefahren für Mutanten wurde. So soll ausgerechnet Logan der fast animalischen Laura helfen, ihre menschliche Seite zu entdecken. Nicht die einzige gute Idee in einem gelungenen Script. Wie schon in Der Weg des Kriegers nimmt Mangold eine berühmte Comicsaga als Aufhänger, erzählt dann aber seinen eigenen Plot. Wäre Logan eine Tütensuppe, es würde wohl darauf stehen: „Kann Spuren von Old Man Logan“ enthalten, denn viel mehr als die Grundidee des alten Superhelden nimmt Mangold daraus nicht. Stattdessen packt er eine große Kelle „X-23“ dazu, wie Laura auch heißt. In dieser Comicsaga wird ihre Entstehungsgeschichte erzählt, in der Welt der Marvel-Comics hat sie längst den Platz ihres „Vaters“ eingenommen und ist der neue, weibliche Wolverine.

Logan
Charles Xavier, einst Mentor der X-Men, ist nur noch ein Schatten früherer Tage.

Erdig und gefühlvoll

Mangold gelingt es, Logan eine Tiefe zu verleihen, die der langlebige Mutant bislang nicht hatte: Gerade im Angesicht seiner eigenen Sterblichkeit zeigt Logan echte Heldenhaftigkeit, denn seine Kräfte können ihn nun nicht mehr retten. Und die Chemie zwischen dem eigenwillige Vater-Tochter-Paar funktioniert sehr gut, „Opa“ Xavier hätte es eigentlich gar nicht gebraucht. Das Band innerhalb dieser kleinen Patchwork-Familie ist es dann auch, das den Film über 135 Minuten so gut zusammenhält. Denn in jeder Szene schwingt die Wehmut der beiden alten Männer mit, dass ihre eigentliche Familie  – die X-Men – nicht mehr existiert. Und Jackman macht diesen Schmerz sichtbar, sein zerfurchtes Gesicht, dass nach jedem Kampf schlimmer aussieht, nimmt den Zuschauer mit hinein in die Wunde, die in seiner Seele nicht mehr heilen kann. Und das ist aller Ehren wert für einen Superheldenfilm, denn das ist Logan trotz aller Dunkelheit noch immer. 

Die Kernthemen der meisten X-Men-Filme – die Verteidigung des Andersseins gegen Intoleranz und Hass – sind auch hier prominent vertreten, nur werden die Schlachten diesmal blutiger geschlagen als früher. Dass Jackman bei seinem Abschied der uneingeschränkte Star ist, liegt auf der Hand, verdammt aber viele andere Figuren zu einem Schattendasein. So ist der eigentlich sehr spannende Charakter Caliban (Steven Merchant) nur eine blasse Randerscheinung, auch Stewart bekommt nur wenig Platz zum Glänzen. Lediglich Newcomerin Dafne Keen kann sich aufgrund ihrer Rolle gegen Jackman behaupten, macht aber gerade in den sehr gut choreographierten Actionszenen auch einen tollen Job.

Fazit:

Hugh Jackman gelingt mit dem deutlich besten Solofilm Wolverines ein würdiger Abschied aus der X-Men-Filmreihe: Nie war der Held so gebrochen, nie war die Gewalt so dreckig und blutig wie hier. Der lange, blutige Western-Showdown packt Kopf und Bauch und zieht einen Schlussstrich unter gut 15 Jahre Wolverine. Logan wirkt wie der Abschied der ganzen Reihe – und wäre auch dafür ein guter Film gewesen. Doch es sind bereits zwei neue Filme in Arbeit, wohl ohne Wolverine und ganz sicher ohne Jackman. Nach diesem Film wird man ihn vermissen. 

Logan – The Wolverine startet am 2. März in den deutsche Kinos.

Logan
In Logan erwacht der Beschützerinstinkt für Laura, die ihm so ähnlich ist. Kann er sie vor der Auslöschung bewahren?