Flatliners

Filmkritik: Flatliners

Bereits im Jahr 1991 suchten ehrgeizige Medizinstudenten in „Flatliners“ nach Informationen, was wohl nach dem Tod passiert. Nun forscht ein neues Team im Grenzbereich der Nahtoderfahrung – und findet Dinge, nach denen es nicht gesucht hat. Kann das Remake der Story neue Facetten abgewinnen?

Vor 26 Jahren stand der Film Flatliners unter ganz besonderer Beobachtung. Julia Roberts hatte gerade mit „Pretty Woman“ einen Megahit gelandet und alle Welt wartete auf ihren nächsten Film. Und bei dem verliebte sie sich in ihren Co-Star Kiefer Sutherland, was bereits vor Kinostart in den Boulevardblättern der Welt zu lesen war. Eine Menge Ballast also, mit dem sich das Original herumschlagen musste – und auch kein großer Erfolg wurde. Schlägt sich die neue Version besser?

Flatliners
Die jungen Mediziner riskieren ihr Leben für neue Erkenntnisse – doch die sind nicht das, was sie erwartet haben.

Flatliners: Die Handlung

Die ehrgeizige Jungärztin Courtney (Ellen Page) ist fasziniert von Patienten, die im Krankenhaus kurze Zeit tot waren und dann von den Ärzten ins Leben zurückgeholt wurden. Mit ihren Freunden Jamie (James Norton) und Sophia (Kiersey Clemons) wagt sie selbst das Experiment, eine Minute zu sterben und sich dann zurückholen zu lassen. Doch fast geht das schief: Nur durch den Einsatz von Ray (Diego Luna) und Marlo (Nina Dobrev) kann Courtney wieder ins Leben geholt werden. Und weist danach einige erstaunliche Fähigkeiten auf. So kann sie plötzlich wieder Klavier spielen, obwohl sie seit zwölf Jahren nicht mehr geübt hat.

Kein Wunder also, dass auch die anderen diese Erfahrung machen und Teil von Courtneys Studie sein wollen. Doch bei jedem wirkt sich die Tatsache, eine Weile tot zu sein, anders aus. Gemeinsam haben alle nur eine ständig wachsende Furcht vor Erinnerungen, die scheinbar wieder zum Leben erwachen …

Flatliners: Wenig neue Ideen

Das Drehbuch der neuen Version basiert auf dem des alten Films. Und Zuschauer, die das Original kennen, merken das auch recht deutlich. Denn an der Grundidee – die jungen Ärzte entdecken auf ihrem Trip nur nagende Schuld – hat sich nichts geändert. Und auch an Spannungsaufbau und Erzählweise ist nur wenig Variation zu erkennen. Regisseur Niels Arden Oplev, der mit „Verblendung“ immerhin den erfolgreichsten skandinavischen Film überhaupt drehte, fällt bei Flatliners leider nur wenig Neues ein. Und erzählt seine Geschichte um Schuld und Sühne auch noch etwas langweiliger als sein Vorgänger Joel Schumacher.

Statt auf eine unheimliche Atmosphäre zu setzen, arbeitet Oplev hauptsächlich mit Jump-Scares und lässt durch fiese Schnitte und abrupte Kamerabewegungen sein Publikum ein ums andere Male im Sitz hochfahren. Dazu bietet uns Autor Ben Ripley, der immerhin für den sehr sehenswerten „Source Code“ das Script lieferte, auch bei den Figuren nur Schablonenkost an. Die hübsche Brünette, der aufrechte Underdog, die ehrgeizige Forscherin – originell ist hier keine Figur. Auch nicht die von Kiefer Sutherland, die Ripley als vermeintliche Fortsetzungshilfe in den Plot schrieb, die Rolle aber veränderte, als der Film zum Remake gemacht wurde.

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Marlo wird in ihrer Nahtod-Erfahrung mit einem Moment ihres Lebens konfrontiert, den sie lieber vergessen möchte.

Flatliners: Nur selten gruselig

Während das Original wenig auf Schockmomente setzte und eher die traurigen Teile der Geschichte in den Vordergrund stellte, versucht Oplev, dem Zuschauer einen echten Horrorfilm zu präsentieren. Und so wird das Ganze hier weitaus mehr auf Horror getrimmt. Leider funktioniert das aber nur selten. Einige Szenen sind zwar durchaus gelungen. Aber die immer gleichen Stilmittel Oplevs nutzen sich schnell ab und viele Momente sieht ein erfahrener Horrorfan einfach voraus.

Was sich allerdings die US-Presse dabei dachte, den Film als einen der schlechtesten Filme zu brandmarken, die jemals gedreht wurden, weiß der Teufel. Zwar ist Flatliners alles andere als ein Meisterwerk oder auch nur ein guter Film. Eine solche Totalkatastrophe, wie die Kollegen in Amerika in ihm sehen, ist er aber nicht. Da die deutsche FSK ihn ab 12 Jahren freigab, wird er seine jüngsten Zuschaer garantiert ordentlich erschrecken – und die eigentlich interessante Grundidee wird ebenfalls ganz ordentlich wiederbelebt. 

Fazit:

 Die Neuauflage des Films von 1991 hat vor allem ein Problem – ihm fehlt die Existenzberechtigung. Denn er macht wenig anders und nichts besser als das Original. Wer das nicht kennt und eher schreckhafter Natur ist, wird in Flatliners aber durchaus auf seine Kosten kommen. Für echte Horrorfans ist er allerdings deutlich zu harmlos und zu langweilig. Da retten auch die sympathischen Darsteller nicht mehr viel. Flatliners ist nicht wirklich mies, bleibt aber deutlich unter seinen Möglichkeiten.

Flatliners läuft ab dem 30. November 2017 in den deutschen Kinos.

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Kiefer Sutherland spielte im Original eine Hauptrolle, im Remake begnügt er sich mit einer Nebenfigur ohne Bezug zum früheren Film.