Die Mumie

Filmkritik: Die Mumie

Nach der Mumien-Trilogie mit Brendan Fraser, die 1999 begann, bringt Universal mit Die Mumie nun einen neuen Versuch auf die Leinwand, mit altägyptischem Horror zu punkten. Die US-Presse prügelt den Film bereits durchs Dorf – hat sie recht?

Es fing schon seltsam an: Obwohl seit langem feststand, dass Tom Cruise einen Mumie-Film drehte, war wenig zu hören und noch weniger zu sehen. Erst spät für Blockbuster-Verhältnisse kam ein erster Trailer heraus, der allerdings mit einem spektakulären Flugzeugabsturz überzeugen konnte. Doch so richtig kam die Mumie im Vorfeld des Starttermins nicht ins Fliegen. Hatte Universal Angst, zu viel Geld in einem vermeintlichen Flop zu stecken? Und das, obwohl die Mumie doch als Auftakt des neuen „Dark Universe“ fungieren soll?

Die Mumie: Die Handlung

Soldat Nick Morton (Tom Cruise) ist nicht gerade das Glanzstück seiner Kompanie: Mit Kumpel Chris Vail (Jake Johnson) klaut er lieber Antiquitäten im Kriegsgebiet des Irak und verkauft sie anstatt das Land zu befreien. Doch als er sich wieder einmal auf eines seiner wagemutigen Abenteuer einlässt, geht das fast schief – nur ein Luftschlag rettet ihn und Vail. Dabei sprengt die Bombe ein uraltes Versteck unter dem Sand auf. Kurze Zeit später ist bereits Jennifer Halsey (Annabelle Wallis) vor Ort, eine Archäologin, der Nick gerade nach einer Liebesnacht in Kairo eine wertvolle Karte gestohlen hatte. Gemeinsam finden sie einen uralten Sarkophag, den sie auf ein Flugzeug nach London verfrachten.

Doch der Flug soll nie ankommen, denn unwissentlich haben die Abenteurer eine altägyptische Prinzessin namens Ahmanet (Sofia Boutella) aus ihrem Grab befreit. Die hatte sich vor tausenden von Jahren mit dem ägyptischen Totengott Seth verschworen – und dieser Schwur ist noch immer aktiv. Genau wie die Zaubermacht der mumifizierten Prinzessin …

Einigen wir uns auf Unentschieden?

Den Vergleich zu Karl Freunds Klassiker aus dem Jahr 1932 zu ziehen, in dem Boris Karloff als Mumie unterwegs war, verbot sich schon 1999. Denn bereits die erste Neuauflage hatte außer ein paar Namen nichts mit dem Original zu tun – das ist hier ebenso. Statt subtilem Horror bot der Film von Stephen Summers viel Action, viel Humor und nur eine Prise Grusel. Hier wollte Alex Kurtzman mit seiner von Tom Cruise als Star getragenen Neuauflage ernstere Töne anschlagen und einen richtigen Horrorfilm abliefern. Das hat nicht geklappt. Kurtzman und das Drehbuch von Größen wie David Koepp („Spider-Man“, „Mission Impossible“) und Christopher McQuarrie („Edge of Tomorrow“, „Jack Reacher“) konnten sich nicht entscheiden, was genau sie nun drehen wollten. Heraus kam ein unentschlossener Genre-Mix.

Denn wie sein Vorgänger von 1999 zeigt Kurtzman viele Actionszenen, dank seines „Mission Impossible“-gestählten Stars allesamt glaubhaft und optisch spektakulär. Der Humor tritt deutlich kürzer als bei der Brendan Fraser-Version – der Horror wird dafür aber nicht mehr. Die Mumie bekam für den deutschen Kinomarkt eine Freigabe ab 12 Jahren – und für diese Kernzielgruppe ist der Film auch unheimlich genug. Ein erwachsenes Publikum wird ihn aber als das verbuchen, was er ist: ein Fantasy-Actionfilm.

Alles Cruise oder was?

Die beiden führenden Drehbuchautoren haben in den vergangenen Jahren viele Filme geschrieben, in denen Tom Cruise die Hauptrolle inne hatte. Möglicherweise war hier etwas zuviel Vetternwirtschaft im Spiel, denn das große Paket, das die Autoren hier stemmen sollten, ist nicht komplett gelungen. So muss der nur 103 Minuten lange Film nicht nur eine packende Geschichte über die Mumie erzählen, sondern auch noch das Tor ins Dark Universe weit aufstoßen. Denn Russel Crowe als Dr. Henry Jekyll und seine Organisation „Prodigium“ sollen zukünftig als Bindeglied zwischen den einzelnen Monsterfilmen fungieren. Die werden auch ordentlich eingeführt, knapsen aber viel Zeit von der Hauptgeschichte ab – und die ist ohnehin nicht wirklich innovativ ausgefallen.

Die Mumie
Der coole Held rettet die hübsche Blondine – mehr ist den Autoren leider nicht eingefallen.

Und so kommt ein actionlastiger, optisch und inhaltlich harmloser Film dabei heraus, der kaum jemanden gruseln dürfte. Dass er trotzdem über weite Strecken recht gut unterhält, ist dem Stunt-Team um Cruise zu verdanken, der wieder einmal einiges mitmacht, um dem Publikum beeindruckende Bilder zu präsentieren. Dem Film von 1999 kann er aber in keinem Moment das Wasser reichen. Der war zwar auch nicht wirklich gruselig, aber weitaus witziger.

Dazu hat Universal mit seiner Veröffentlichungspolitik, fast alle coolen Szenen kurz vor Kinostart in Trailern, Teasern und Clips rauszuhauen, ebenfalls keinen guten Job gemacht. Wer da fleißig hingesehen hat, wird im Film nur noch wenig Überraschendes finden. Offenbar hatten die Studiobosse da bereits das fürchterliche Presseecho vor Augen, das in den USA durch alle Medien fegte und wollten wenigstens das erste Wochenende retten. Dabei ist der Film keineswegs so ein Totalausfall wie „XXX – die Rückkehr des Xander Cage“ oder „Baywatch„. Er ist nur eben auch nicht richtig gut. 

Fazit:

Die Mumie ist ein potenzieller Blockbuster mit genug guten Szenen, um sein Publikum über die kurze Laufzeit anständig zu unterhalten. Wer sich gruseln möchte oder eine innovative, spannende Geschichte erwartet, muss sich aber einen anderen Film suchen. Denn weder der als Regisseur unerfahrene Alex Kurtzman noch die Drehbuchautoren haben hier etwas Bemerkenswertes abgeliefert. Zu viele Kompromisse an Studio, Zielgruppe und Star waren wohl die Ursache, dass aus einem potenziell interessanten Projekt Durchschnitt wurde. Als Fan des Phantastischen Films kann man sich das aber durchaus ansehen. Als Auftakt zum Dark Universe hätte man sich aber deutlich mehr erhofft.

Die Mumie startet am 8. Juni in den deutschen Kinos.

Die Mumie
Den wenigen Humor verdankt der Film hauptsächlich Sidekick Chris Vail (Jake Johnson).