Deep Blue Sea 2

Filmkritik: Deep Blue Sea 2

Das hat gedauert! Fast 20 Jahre nach dem Haithriller des finnischen Regisseurs Renny Harlin kommt nun mit „Deep Blue Sea 2“ eine Quasi-Fortsetzung direkt auf DVD und Blu-Ray in den Handel. Ist das ein würdiger Nachfolger des Fischgruslers von 1999 oder schwimmt dieses Projekt mit dem Bauch nach oben?

Bereits vor zehn Jahren unternahm Warner Bros den Versuch, eine Fortsetzung für den DVD-Markt zu drehen. Damals kam das Projekt dann doch nicht zustande. Nun hat es das Studio doch noch geschafft, einen zweiten Teil der Hai-Saga fertigzustellen. Gegen das Original, das mit ordentlichem Aufwand von damals mehr als 80 Millionen Dollar umgesetzt wurde, fährt die Fortsetzung Sparkurs und sieht eher nach acht Millionen aus. Kann er sich trotzdem sehen lassen?

Deep Blue Sea 2
Flossen hoch! Sicherheits-Chef Trent legt Hand an.

Deep Blue Sea 2: Die Handlung

In einem geheimen Labor auf hoher See forscht der Industrie-Mogul Carl Durant (Michael Beach) an Haien, um ein Mittel zu finden, per DNA-Veränderung die Intelligenz zu erhöhen. Um seine Arbeit zu überprüfen, holt er neben dem Biochemiker-Paar Kim auch die Hai-Spezialistin Dr. Misty Calhoun (Danielle Savre) an Bord. Denn die Bullenhaie, an denen Durant seine Versuche macht, zeigen Verhaltensanomalien. Die Durant nicht auf erhöhte Intelligenz zurückführt, sondern einen anderen Grund annimmt.

Obwohl Sicherheitschef Trent Slater (Rob Mayes), ein Ex-SEAL, die Haie mit einer speziellen Apparatur kontrollieren kann, häufen sich unerklärliche Ereignisse auf der Station. Als den Anwesenden an Bord allmählich dämmert, in was für einer gefährlichen Situation sie tatsächlich stecken, ist es bereits zu spät. Die Haie haben damit begonnen, ihre Pläne gegen ihre Halter umzusetzen, um endlich in die Freiheit der Deep Blue Sea zu gelangen …

Deep Blue Sea 2: Blutig, aber zahnlos

Das Original gilt nach „Der weiße Hai“ als einer der besten Hai-Thriller Hollywoods. Regisseur Renny Harlin, nach „Die Piratenbraut“ mit damaliger Gattin Geena Davis bereits langsam auf dem absteigenden Ast, inszenierte einen zwar stets übertriebenen, aber dennoch sehr effizienten Thriller über eine ehrgeizige Wissenschaftlerin (Saffron Burrows), die aus edlen Motiven eine ethische Grenze überschreitet und damit eine Katastrophe auslöst – intelligente Riesenhaie mit mörderischem Appetit auf Menschen und die Freiheit.

Die Fortsetzung hat zwar einen einen fast identischen Plot, ansonsten ist Deep Blue Sea 2 aber soweit vom Original entfernt wie die Erde vom Mond. Was Harlin spannend und fies in Szene setzte, wirkt bei Regisseur Darin Scott zahnlos und langweilig – trotz reichlich CGI-Blut und Gedärm. Nur in wenigen Szenen gelingt Scott so etwas wie Spannungsaufbau, in den meisten Fällen gerät seine blutige Dezimierung des Oktetts an Bord der Station aber zur unfreiwillig lustigen Nummer. Denn die wenigen neuen Ideen der Story sind extrem lächerlich.

Deep Blue Sea 2
Haiforscherin Misty traut dem Frieden nicht.

Deep Blue Sea 2: Seewespen und Terminatoren

Wie die kluge Misty (stets reichlich dekolletiert und blond) feststellt, ist die Anführerin der fünf Bullenhaie schwanger und bringt wenig später einen ganzen Schwarm Piranha-ähnlicher Mini-Haie zur Welt. Und die schwimmen durch die halbüberfluteten Gänge der Station mit Geräuschen wie ein tauchender Wespenschwarm. Womöglich, um so etwas wie Bedrohung zu erzeugen. Der fiese Geschäftsmann Durant forscht nur nach mehr Intelligenz, um der Menschheit im für ihn gewiss kommenden Krieg die Computer-KIs eine Chance aufs Überleben zu sichern. Ja, ist klar.

Dazu haben sich Regisseur und ein Drehbuch-Trio offenkundig darauf verständigt, lästige Logik komplett aus dem Plot zu entfernen, solange das Ergebnis dann wenigstens optisch überzeugt. Und so hat die Station beispielsweise unterschiedlich bunte Notstromlichter. Ein Gang leuchtet giftgrün, der nächste ist in pralles Rot getaucht, ein anderer zeigt sich in beruhigendem Blau. Warum? Das weiß niemand. Die ausgewachsenen Haie, die es übrigens kaum zu sehen gibt, schwimmen bevorzugt in einer Fünfer-Formation wie Jets am Himmel. Warum? Man erfährt es nicht.

Deep Blue Sea 2: Lausige Tricks

Und warum so wenig große Haie? Ganz einfach. Weil sie nicht gut aussehen. In keiner einzigen Szene wirken die Bullenhai auch nur annähernd so echt wie im fast 20 Jahre alten Original. Zwar erreicht Deep Blue Sea 2 auch nie den Bodensatz von Asylum-Produktionen wie „Sharknado“, aber deutlich besser sehen die Haie hier nicht aus. Auch in Sachen Dialoge und Logik der Handlung ist der Film näher an den Trash-Produktionen, als an einer hochwertigen Fortsetzung des Harlin-Films.

Jetzt noch auf den Schauspielern herumzuhacken, die wohl einfach einen Job brauchten, kann man sich sparen. Denn selbst ein Robert De Niro könnte gegen diesen hanebüchenen Blödsinn nicht anspielen. Die Akteure fallen in dieser Gurke zumindest noch am wenigsten unangenehm auf. Warum sich Warner allerdings entschlossen hat, nach so langer Zeit einen derart miesen Film als Fortsetzung eines inzwischen bei Hai-Fans anerkannten Klassikers herauszubringen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Ein Deep Blue Sea 3 ist nach diesem Film jedenfalls kaum vorstellbar.

Deep Blue Sea 2
Trent auf der Suche nach Ausreißern aus dem Hai-Projekt.

Fazit:

Leider ist Deep Blue Sea 2 ein Film, der vor schlechten Effekten und sinnloser Handlung nur so wimmelt. Dazu baut er nur sehr selten Spannung auf. Und welche Figur wann den Löffel als Hai-Happen abgibt, dürfte den meisten Zuschauern auch nach 20 Minuten völlig egal sein. Deep Blue Sea 2 mag als Trash-Movie für „SchleFaZ“-Fans einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, wer einen halbwegs akzeptablen Hai-Thriller möchte, muss sich aber anderweitig umsehen.

Deep Blue Sea 2 ist bei Streaming-Anbietern bereits zu sehen und erscheint am 26. April als DVD/Blu-Ray.