Schon wieder ein Remake! Nachdem Netflix mit „Kidnapping Stella“ und „Point Blank“ in den vergangenen Wochen zwei neue Versionen bekannter Filme hochlud, lässt sich auch das Kino nicht lumpen. „Childs Play“, der diesmal auch auf deutsch den Originaltitel behält und nicht als „Chucky, die Mörderpuppe“ Schrecken verbreiten will, ist bereits 1988 zum ersten Mal verfilmt worden. Hat Regisseur Lars Klevberg, der sein Horror-Debüt „Polaroid“ voll in den Sand setzte, diesmal einen Dreh gefunden, um eine sehenswerte Neuauflage zu schaffen?
Chucky ist in Horrorkreisen nicht weniger als eine Ikone. War der erste Teil noch ein gradliniger Slasher, entwickelte sich die Serie – ähnlich wie Freddy Kruger – bald immer mehr zum augenzwinkernden Splatterspaß, immerhin sechs weitere Teile lang. Und Brad Dourif, die englische Stimme von Chucky, wurde ebenfalls zum Star. Nun ist im Original eine weitere Ikone zu hören – Mark Hamill, der bereits den Joker in zahlreichen Animationsfilmen zum Leben erweckte. Liefert der norwegische Regisseur diesmal einen ordentlichen Horrorfilm ab?
Childs Play: Die Handlung
Andy (Gabriel Bateman) hat keine leichte Kindheit. Seine alleinerziehende Mum Karen (Aubrey Plaza, „Legion“) hält die beiden mit einem miesen Job als Verkäuferin in einem Spielzeugladen gerade so über Wasser. Und seit dem Umzug in einen heruntergekommen Mietblock hat Andy auch keine Freunde mehr. Deshalb ist er auch zuerst sehr skeptisch, als seine Mum ihm als Geschenk eine der neuen Puppen mitbringt, die per Chip und Software zum lernenden besten Freund werden sollen und so ideale Spielkameraden abgeben.
Doch tatsächlich merkt Andy schnell, dass Chucky, wie die Puppe bald heißt, etwas Besonderes ist. Wo andere Ausgaben der Puppe artig auf Befehl einnicken oder schweigen, ist Chucky nicht bereit, sich in seiner Liebe zu Andy von solchen Dingen ausbremsen zu lassen. Und so wird die Puppe bald immer unheimlicher, statt sich zum dicken Kumpel zu entwickeln. Als Andy deshalb versucht, Chucky in seine Schranken zu weisen, beschwört er damit eine Katastrophe herauf, die bald immer größere Kreise zieht …
Childs Play: Ein ganz neuer Chucky
Einen neuen Dreh findet Klevberg gleich zu Beginn. War es im Original noch ein sterbender Serienkiller, der seine Seele in den Puppenkörper übertrug, so ließ sich Klevberg von John Carpenter inspirieren. Der Horror-Altmeister hatte in seiner Verfilmung von Stephen Kings „Christine“ den Wagen schon kurz nach der Endmontage zum Bösen konvertieren lassen. Und Klevberg wählt einen ähnlichen Ansatz. Und macht aus Chucky eine böse KI, die beim Zusammenbauen von einem wütenden Arbeiter ohne moralische Grenzen programmiert wird.
Durch diesen Kniff vermeidet Klevberg nicht nur den Vergleich zwischen Dourif und Hamill, sondern kann auch Tyler Burton-Smiths Drehbuch mit einem frischen Ansatz in Szene setzen. Obwohl Fans der Serie vieles bekannt vorkommen dürfte, weil die Leitmotive sich nicht ändern, sind die Details doch unterschiedlich genug, um auch Chucky-Fans der ersten Stunde ein paar neue Ideen zu servieren. Ob sie die mögen, hängt allerdings stark davon ab, ob sie sich mit Änderungen anfreunden können – oder eben nicht.
Childs Play: Humor trifft Blut
Klevberg ist aber auch klug genug, um Chuckys Markenzeichen – originelle und recht blutige Morde – beizubehalten. Und schafft so ein paar wunderbar makabere Momente, die mit ihrem schwarzen Humor gut funktionieren. Und dem Fan der Reihe daher auch nicht allzu viele Neuheiten zumuten. Denn auch der KI im neuen Chucky fallen genug fiese Kommentare ein, die er seinen sterbenden Opfern noch hinterherschickt. Und Hamill verleiht ihnen trotz eigentlich emotionsloser Stimme genau die richtige Menge Bosheit, um zu wirken.
So gelingt Klevberg ein sehenswertes Remake, dass trotz vieler Ähnlichkeiten genug eigene Ideen mitbringt, um sich eine Daseinsberechtigung zu schaffen. Und die Figur der Mörderpuppe nicht zu demontieren. Mit Aubrey Plaza fand er zudem eine perfekt Besetzung für eine schräge Mutterfigur. Und Gabriel Bateman als Andy schlägt sich ebenfalls gut als Außenseiter, der bald feststellen muss, dass die kluge Puppe nicht so einfach aufzuhalten ist. Und der auch genug komödiantisches Talent für die witzigen Momente mitbringt.
In einem bislang eher bescheidenen Horror-Jahr fällt Childs Play daher durchaus positiv auf, auch wenn der Film durchaus etwas mutiger hätte ausfallen dürfen. Denn bei der handwerklichen Umsetzung verlässt sich Klevberg doch sehr auf eigentlich ausgetretene Pfade und zeigt wenig Innovation. Für Genre-Fans mit Spaß an Retro-Horror ist der Film dennoch einen Kinobesuch wert. Denn die Grundidee der fiesen Killerpuppe hat von ihrem dunklen Charme über die Jahre nichts eingebüßt.
Fazit:
Neuer Chucky, alter Charme! Auch in der Neuauflage funktioniert der Puppen-Horror noch immer, zumal sich auch der Blutfaktor des Remakes eng ans Original hält. Und die Änderungen bringen, wenn in der Menge auch überschaubar, ein paar originelle Neuerungen in den bekannten Plot. Für Horror-Fans ist Childs Play daher auch recht genau das, was sie erwartet haben dürften. Obwohl mit ein wenig mehr Mut zu Änderungen das Remake noch besser hätte ausfallen können.
Childs Play startet am 18. Juli 2019 in den deutschen Kinos.