Bullyparade

Filmkritik: Bullyparade – der Film

Ob Mr. Spuck, Winnie-tatsch oder die tschechischen Filmkritiker Pavel Pipovic und Bronco Kulicka: Die „Bullyparade“ hat in der deutschen Comedyszene Geschichte geschrieben. Mit diesem Film sollen die erfolgreichen Figuren nun endgültig zum letzten Mal zu sehen sein. Haben die Herren Herbig, Tramitz und Kavanian zum Ende nochmal einen großen Wurf ausgepackt?

Seit dem Ende der TV-Show vor 15 Jahren (sie lief von 1997 bis 2002) hat der kreative Kopf der Sache, Michael „Bully“ Herbig schon drei Mal nachgelegt. Bereits zeitgleich zur letzten Staffel drehte er seine Karl-May-Parodie „Der Schuh des Manitu“, 2004 gab es den Trip ins All mit dem „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ und schließlich wurde es 2007 aristokratisch in „Lissi und der Wilde Kaiser“. Was bietet Regisseur und Hauptdarsteller Herbig zum Abschied?

Bullyparade
Der lispelnde Siggi und sein Kumpel Yeti spielen in der letzten Episode eine wichtige Rolle.

Bullyparade – der Film: Die Handlung

Es gibt ein Wiedersehen mit einigen der beliebtesten Sketch-Figuren. Zum Start läuft eine wundervolle „Zurück in die Zukunft“-Parodie mit den ewig gestrigen Kasirske-Brüdern, die ihre DDR zurückwollen. Danach geht es mit Winnetou und Old Shatterhand in den Wilden Westen. Nach dem Abstecher zu Sissi und Franz in Österreich geht es mit den Studenten Lutz und Löffler nach New York. Den Abschluss bildet ein Abenteuer von Captain Cork, Spucki und Schrotti, die mittlerweile auf der U.S.S. Hasselhoff Dienst tun. Was genau in den einzelnen Episoden passiert und welche Gaststars Bully zum Mitmachen überreden konnte, soll hier nicht verraten werden. Denn das macht schon einen Teil des Spaßes aus.

Bullyparade: Im Kino nichts Neues

Was Kritiker vielleicht bemängeln, dürfte dem Publikum gefallen. Denn Bully macht auch bei seiner Abschiedsvorstellung keine Experimente, sondern präsentiert den Fans genau das, was sie sehen wollen. Und so gibt es genau den Humor, den die Zuschauer aus der Fernsehshow kennen – die beliebten Figuren haben sich nicht verändert. Allerdings weist der Film durchaus Schwankungen auf: Nicht alle der fünf Episoden sind gleich gut. Ausgerechnet „Unser Traumschiff“ am Ende ist die schwächste davon. Die Story um den Planeten der Frauen – möglicherweise eine Hommage an eine Folge der „Raumpatrouille“ – funktioniert nicht sonderlich gut. Optisch hat sich Bully hier zwar ins Zeug gelegt, der Humor zündet hier aber nur selten. Der Witz um die schwule Besatzung hat sich doch merklich abgenutzt.

Der erneute Ausflug in den Wilden Westen hingegen geriet homogener, denn er ist sowohl optisch als auch inhaltlich gelungen. Veredelt durch die Mitwirkung von Sky du Mont und mit vielen frischen Ideen ist diese Episode sicher eines der Highlights des Films. Hier findet sich auch die gelungenste Parodie des Films – Rick Kavanian als King Schultz samt Handpuppe als Django. Die Gagdichte ist gut, die bekannten Streitereien zwischen Winnetou und Old Shatterhand machen einfach Laune und der Plot samt Überraschungsgästen wirkt durchdacht. Auch der Auftakt des Films überzeugt: Wenn die Kasirske-Brüder in „Zurück in die Zone“ eine „Back to the Future„-Parodie hinlegen und in die historische Pressekonferenz platzen, die das Ende der DDR einläutete, ist das sehr gelungen und auf den Punkt. Auch die Kürze, die am ehesten an die alten TV-Folgen erinnert, macht diese Episode sehr sehenswert.

Bullyparade
Ja, manchmal kommt der Humor auch mit dem Holzhammer.

Bullyparade: Unauffällige Regie

Wo Bully Herbig als Schauspieler glänzt, nimmt er sich als Regisseur angenehm zurück – hier ist der Macher definitiv nicht der Star. Statt auf ausgefallene Regie-Ideen setzt Herbig ganz auf seine Schauspieler und sein Drehbuch und ordnet die Optik stets dem Witz unter. Das sorgt dafür, dass viele der Gags gut funktionieren und immer wieder der kluge Witz der alten Bullyparade aufblitzt. Und schließlich waren auch damals nicht alle Sketche durchweg gelungen – bei einer so großen Humordichte geht auch mal ein Scherz daneben.

In die Jahre gekommen sind die Figuren der Bullyparade dennoch nicht: In der Pressevorführung hatten auch jüngere Gäste viel Spaß, obwohl die bestenfalls den Schuh des Manitu und Traumschiff Surprise kennen. Bully gelingt es also, Humor in einem Bereich zu entwickeln, der eine gewisse Zeitlosigkeit aufweist. Und tatsächlich hat man beim Verlassen des Kinos den Eindruck, dass man beim zweiten Mal über einige der besten Gags des Films wohl noch einmal lachen wird.

Fazit:

Kein Meisterwerk, aber eine mehr als solide Rückkehr der drei großen Comedians zu ihren altbekannten Rollen. Dass die Bullyparade – der Film gerade zum Ende hin nachlässt, ist dramaturgisch unglücklich, aber letztlich kein Beinbruch. Die anderen Episoden sind stark genug, um wegen des wahrscheinlich letzten Wiedersehens mit Spuck, Winnetou und Co schon ein wenig wehmütig zu werden. Beibt zu hoffen, dass Herbig auch außerhalb der alten Bullyparade-Figuren einmal einen Kino-Hit landen kann.

Bullyparade – der Film startet am 17. August in den deutschen Kinos.

Lieber ernste Themen? Am 17. August starten auch die sehenswerten „Tigermilch“ und „The Promise„.

Bullyparade
Nicht das Fähnlein Fieselschweif, sondern die Gebrüder Jens und Jörg Kasirske, die ihre DDR wiederhaben wollen.