Es ist ein echtes Familienprojekt. Regisseur James Gunn („Guardians of the Galaxy“), hat „Brightburn“ produziert, Bruder Brian Gunn und Cousin Mark Gunn haben das Drehbuch beigesteuert. Ein Familienfilm ist dabei allerdings nicht herausgekommen, stattdessen ein streckenweiser ordentlich blutiger Sci-Fi-Horror. Die Grundidee dabei: Was wäre, wenn Superman nicht gut, sondern böse gewesen wäre? Die Antwort auf diese Frage inszenierte James Gunn-Kumpel David Yarovesky. Ist das für Gunn-Fans der richtige Film?
Schon 2004 schrieb James Gunn das Drehbuch zum gelungenen „Dawn of the Dead“-Remake, zwei Jahre später inszenierte er seinen ersten langen Spielfilm, den er auch gleich selber schrieb – den Funsplatter-Horror „Slither“. Schon da zeigte sich Gunns Vorliebe für einige Schauspieler, denn mit den Stars von damals – Elizabeth Banks, jetzt in Brightburn, und Henry Rooker, der in den meisten Gunn-Filmen mitwirkt – arbeitet er noch immer gern. Gunn ist also schon lange Fan von Horror, Comedy und Comics – ist das auch hier eine gute Mischung?

Brightburn: Die Handlung
Tori Breyer (Elizabeth Banks) und ihr Mann Kyle (David Denman) leben zufrieden auf einer Farm in einer Kleinstadt in Kansas. Zum ganz großen Glück fehlt nur noch ein Kind, doch das Paar ist unfruchtbar. Da mutet es wie ein Wunder an, dass eines Nachts ein Baby buchstäblich vom Himmel fällt. Die beiden behalten die genauen Umstände für sich, geben das Kind als adoptiert an und ziehen es als ihren eigenen Sohn auf. Doch mit zwölf Jahren beginnt Brandon ( Jackson A. Dunn) plötzlich, sich merkwürdig zu verhalten. Offenbar verfügt der Junge über besondere Fähigkeiten.
So entdeckt Brandon, dass er unverwundbar ist, superschnell rennen und sogar fliegen kann und über enorme Stärke verfügt. Und es zieht ihn plötzlich magisch in die alte Scheune seiner Eltern, in der unter einer fest verschlossenen Falltür ein Geheimnis wartet. Und weil Brandon, der Außenseiter in der Schule, sich plötzlich gegen die fiesen Mitschüler zur Wehr setzen kann, gibt es bald erste Probleme. Während Kyle bald misstrauisch wird, als einige seltsamen Dinge im Ort geschehen, hält Tori eisern zu ihrem Ziehsohn. Ob das eine gute Idee ist?
Brightburn: Das gelbe S ist gut zu sehen
Raumschiff mit einem Säugling an Bord stürzt in ein Feld in Kansas, ein Ehepaar findet das Kind und nimmt es an. In der Pubertät entwickelt der Sohnemann plötzlich Kräfte. Dass diese Geschichte zu Superman gehört, weiß jedes Kind. Und James Gunn, dem die Story als großer Comicfan sicher ein Begriff ist, produzierte ein Drehbuch, dass genau die gleiche Story erzählt. Zwar kippt die Story dann in die genaue Gegenrichtung und präsentiert ein Kind, dass sich zum psychopathischen Killer entwickelt, dennoch sind die Parallelen mehr als deutlich.
Dass Warner Brightburn ohne Klage durchgewunken hat, mag am Einsatz James Gunns als neuer Regisseur für den nächsten „Suicide Squad“ liegen, Comicfans wird Brightburn jedenfalls sehr bekannt vorkommen. Und viel mehr als die Variation der bekannten Heldensaga hat Yaroveskys Film auch nicht zu bieten. Nachdem die Entstehungsgeschichte erzählt ist, die über die Herkunft des Kindes nichts verrät, geht es ans Morden. Das ist blutig, böse und hat auch ein paar humoristische Elemente, wenn die auch sehr makaber ausfallen.

Brightburn: Viel Blut, kein Horror
Viel mehr als ein paar explizit brutale Momente hat der Film aber auch nicht zu bieten. Auf Finessen oder Twists in der Story wartet der Zuschauer ebenso vergeblich wie auf Antworten. Schon früh macht das Drehbuch klar, auf welches Finale Brightburn hinausläuft und den Kurs hält der Film eisern. Das ist zu keinem Moment unheimlich oder gruselig, obwohl Yarovesky alle bekannten Kameraeinstellungen und gängige Techniken nutzt. Aber es gelingt dem Regisseur nicht, die Zuschauer zu irgendeinem Moment des Films emotional zu erreichen.
Obwohl die Schauspieler sich durchaus Mühe geben, bleiben deren Schicksale dem Publikum gleichgültig, zu wenig kümmert sich das Drehbuch darum, aus einer Ansammlug von Klischees und Nebenfiguren, die ausschließlich zum Sterben vorgesehen sind, echte Charaktere zu machen, um die das Publikum zittern könnte. Und so bleibt nur der selten auftauchende, schräge Humor der Gunn-Familie, der Brightburn ein wenig von Horror-Durchschnittsware abhebt und das Kinoerlebnis zumindest für beinharte Fans lohnenswert macht.
Sony dürfte mit dem Film dennoch zufrieden sein, da James Gunn die Produktion tatsächlich für nur sechs bis zwölf Millionen Dollar auf die Beine stellte und Yarovesky daraus einen Film machte, der teurer aussieht. Und der bereits etwa 30 Millionen eingespielt hat. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie viele Möglichkeiten das Drehbuch hier verschenkt hat. Statt einen wirklich innovativen Beitrag gegen die Superhelden-Schwemme zu setzen, belassen es die Gunns bei blutigem, aber unoriginellen Genre-Kino.
Fazit:
Schade! Der Trailer schien allen Fans von Comics und Horrorstorys einen frischen Blick auf DCs großen Helden zu bescheren. Das mäßige Drehbuch schafft es aber nicht, das Projekt in wirklich interessante Sphären abheben zu lassen. Die Grundidee bleibt stark, die Ausführung krankt aber an extremer Vorhersehbarkeit und fast komplett fehlender Spannung. Ein paar gute Szenen reichen eben nicht für einen guten Film. So ist Brightburn nur Durchschnitt.
Brightburn startet am 20. Juni 2019 in den deutschen Kinos.
Mehr Kritiken zu den aktuellen Horrorfilmen gibt es hier.
