Annabelle 2

Filmkritik: Annabelle 2

Im Jahr 2014 spendierte Warner Bros einer besonders gruseligen Nebenfigur aus „The Conjuring“, der besessenen Puppe Annabelle, einen eigenen Film. Da auch dieser Ausflug ins Grauen recht erfolgreich war, legen die Macher nun nach und liefern ein Prequel als Sequel. In „Annabelle 2“ erfährt das Publikum, wie der Dämon in die Puppe gelangte.

Die Filme nach den angeblich wahren Fällen des Geisterjäger-Ehepaares Warren haben in den vergangenen Jahren richtig Kasse gemacht. Sowohl The Conjuring als auch „The Conjuring 2“ wurden mächtige Hits und zeigten, dass gute Horrorfilme auch ohne Blutbäder ausgezeichnet funktionieren können. Und der clevere Regisseur und Produzent James Wan legte nach: Mit Annabelle und Annabelle 2 gibt es Spin-Offs zur Hauptserie, mit „The Nun“ steht für 2018 ein weiteres in den Startlöchern. Auch „The Crooked Man“, ein weiteres Gruselwesen aus der Reihe, soll seinen eigenen Film bekommen. Allerdings waren nicht alle Fans von der Qualität von Annabelle überzeugt. Macht es der zweite Teil besser und erfahren wir wirklich, wie es der Originaltitel „Annabelle: Creation“ verspricht, wie die dämonische Macht der Puppe in diese Welt kam?

Annabelle 2
Die kleine Janice fühlt sich in dem großen Haus zunehmend von einer unheimlichen Macht bedroht. Wird Schwester Charlotte ihr glauben?

Annnabelle 2: Die Handlung

Irgendwo in einem ländlichen Gebiet der USA: Das gottesfürchtige Ehepaar Samuel (Anthony LaPaglia) und Esther Mullins (Miranda Otto) hat bei einem furchtbaren Autounfall seine einzige Tochter Bee verloren. Nach langen Jahren der Trauer haben sie nun ihr großes Haus für eine Gruppe Waisenmädchen samt der Nonne Schwester Charlotte (Stephanie Sigman) geöffnet. Zwei der Mädchen, die gehbehinderte Janice (Talitha Bateman) und ihre beste Freundin Linda (Lulu Wilson), merken aber schon bald, dass es in diesem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht. Dinge bewegen sich, verschlossene Türen sind plötzlich offen – und immer wieder taucht eine große Porzellanpuppe an Orten auf, an denen sie eigentlich nicht sein sollte. 

Bald haben einige der Mädchen unheimliche Begegnungen mit seltsamen Gestalten im Haus und immer mehr wird klar, dass die Waisen und das Ehepaar nicht die einzigen Bewohner sind – aber möglicherweise die einzigen von dieser Welt. Als Schwester Charlotte endlich ein paar Wahrheiten erfährt, ist es womöglich bereits zu spät, um das Grauen noch aufzuhalten …

Annabelle 2: Sauberes Handwerk

Für die Fans der Monster aus dem Conjuring-Universum stellen sich bei Annabelle 2 zwei Fragen. Passt das Prequel vernünftig zum ersten Film? Und ist auch dieser Film spannend und gruselig geraten?

Beides lässt sich eindeutig mit Ja beantworten. Der Film passt sauber mit den Geschehnissen von Annabelle zusammen und beantwortet die Frage, wie es zu der dämonisch besessenen Puppe kommen konnte. Und Regisseur David F. Sandberg, der im vergangenen Jahr den sehr guten „Lights Out“ in die Kinos brachte, leistet mit dieser Auftragsarbeit auch wieder gute Arbeit. Schon in Lights Out erwies sich Sandberg als Virtuose im Spiel mit Licht  und Schatten und das zeigt er mithilfe des Kameramannes Maxime Alexandre auch hier. Alexandre, der bereits einige beinharte Horrorfilme für Regisseur Alexandre Aja („High Tension“, „The Hills have Eyes“) fotografierte, beweist in Annabelle 2, dass er auch unblutig extrem spannende Bilder einfangen kann. Und mit der Vogelscheuche könnte bereits der nächste Spin-Off-Kandidat vor der Tür stehen.

Annabelle 2
Das Grauen macht auch vor den beiden älteren Waisenmädchen Carol und Nancy nicht halt.

Annabelle 2: Bekanntes Strickmuster

Dennoch zeigt sich in den Filmen um die Conjuring-Gestalten langsam eine gewisse Abnutzungserscheinung. Auch wenn die Szenen für sich genommen alle gut funktionieren, zieht doch allmählich eine gewisse Vorhersehbarkeit ins Franchise ein. Und das mindert in einigen Momenten die Spannung. Da es Sandberg nicht gelingt, sich stilistisch deutlich von den Vorgängern abzuheben, sieht der erfahrene Conjuring-Fan bei Annabelle 2 doch die eine oder andere Sequenz kommen. Und das ist natürlich dem Spannungsaufbau nicht unbedingt förderlich.

Dass man im Kino dennoch ordentlich mitfiebert, liegt vor allem an den sehr guten Darstellern. Sowohl LaPaglia und Otto als gebrochenes Paar, als auch die Mädchen erledigen ihre Aufgabe sehr gut. Daher lässt ihr Schicksal auch nicht kalt und man hofft – mitunter erfolglos – die Sache möge doch noch ein gutes Ende für diese Figur nehmen. Dabei gelingt es Sandberg, sowohl eine stetig wachsende Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen, als auch einige sehr gelungene Jump-Scares zu schaffen. Nur so richtig neu und originell ist an der dämonischen Geisterschar eben nichts mehr. Möglicherweise macht James Wan es richtig, wenn er für The Conjuring 3 nicht als Regisseur zurückkehrt. Es wird langsam Zeit für frische Ideen.

Fazit:

Auch wenn so langsam ein wenig die Luft raus ist aus dem Franchise, so bietet Annabelle 2 noch immer gehobenen Grusel, der deutlich mehr die Nerven als den Magen strapaziert. Gute Darsteller und handwerklich saubere, mitunter brillante Bilder, sorgen auch hier für diverse Schockmomente. Ein guter Horrorfilm, nur eben nicht mehr von der Qualität eines The Conjuring 2. Vielleicht wäre es doch eine gute Idee, neue Filme und Spin-Offs in etwas größeren Abständen zu drehen. So bleibt der Eindruck, die Reihe könnte sich bald totlaufen.

Annabelle 2 startet am 24. August in den deutschen Kinos.

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Annabelle 2
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