Aladdin

Filmkritik: Aladdin

Aus alt mach neu! Das scheint das neue Motto von Disney zu sein, denn die bringen 2019 gleich drei Remakes ihrer alten Klassiker wieder auf die Leinwand. Im März durfte das Publikum bereits die Fusion von Tim Burton („Alice im Wunderland“) und Disney in Form von „Dumbo“ erleben. Seit dem ersten Trailer wartet fast jeder gespannt auf den neuen „König der Löwen“, der uns im Juli erwartet und als Zwischenstück kommt mit „Aladdin“ ein weiterer heißgeliebter Klassiker wieder ins Kino. Hat das Life-Action-Remake den gleichen Charme wie das Zeichentrick-Original?

von Gastautorin Mascha Fiedler

Aladdin erschien 1992 in den goldenen 90ern der Disney-Zeichentrickfilme – wie der bereits als Realfilm umgesetzte „Die Schöne und das Biest“ oder der im Juli kommende König der Löwen. Und die Story nach Motiven aus 1001 Nacht hat mittlerweile, nicht zuletzt durch die brillante Performance von Robin Williams als Dschini in der Originalversion, Kultstatus erreicht. Kann Will Smiths Interpretation des blauen Flaschengeistes da mithalten oder würde Robin Williams sich im Grab umdrehen?

Aladdin
Aladdin lernt die vermeintliche Hofdame Yasmin kennen – und verliebt sich sofort in sie.

Aladdin: Die Handlung

Der junge Aladdin (Mena Massoud) ist bettelarm und muss deshalb mithilfe seines Affen Abu stehlen, um zu überleben. Eines Tages erblickt er die Hofdame (Naomi Scott) der Prinzessin Jasmin – und verliebt sich sofort unsterblich in die dunkeläugige Schönheit. Als er nachts ins Schloss einbricht, um ihr nahe zu sein, wird er von Dschafar (Marwan Kenzari), dem Großwesir des Königs, überrascht und entführt. Dabei erfährt er zufällig, dass die Hofdame gar keine Hofdame, sondern die Prinzessin selbst ist.

Dschafar zwingt Aladdin, in eine Höhle voller Schätze zu steigen, von denen der Großwesir ein ganz bestimmtes Stück begehrt. Aladdin bekommt die klare Anweisung nichts anzufassen, sondern nur eine einfache Öllampe heraus zu holen. Leider kann sich Abu nicht beherrschen und steckt sich einen großen Rubin in die Tasche, was die Schatzhöhle augenblicklich zum Einsturz bringt. Als Aladdin die alte Lampe reibt, um sie eventuell als Lichtquelle nutzen zu können, erwartet ihn eine dicke Überraschung. In der Lampe lebt ein Geist (Will Smith), der Wünsche erfüllt …

Aladdin: Bunter wird’s nicht

So wie es das Publikum von Disneyfilmen gewohnt ist, gilt in Aladdin: bunt, bunter am buntesten! Nicht nur die Kostüme glitzern und strahlen in allen Farben des Regenbogens, die ganze Welt ist farbenfroh und einfach wunderschön. Von der Lichtinstallation in Aladdins bescheidenem Heim zu den glitzernden Kleidern der Prinzessin, die der sonst recht flachen Figur zumindest Glamour verleihen: Kostüme und Film-Sets sorgen für ein besonderes Flair, das den Zauber aus Tausendundeiner Nacht optisch ansprechend auf die Leinwand bringt.

Bei den Filmtricks hingegen schwankt die Qualität deutlich. Rajah, der Haustiger von Jasmin,wirkt täuschend echt und lebendig. Und auch der berühmte Flug auf dem fliegenden Teppich ist toll anzusehen und macht einfach Spaß. Leider gibt es aber auch die ein oder andere Szene, in der ein geübtes Auge den Green-Screen noch erahnen kann, was besonders in einer an sich perfekten Märchenwelt durchaus die Illusion zerstören kann. 

Aladdin
Aber als Aladdin bei einem nächtlichen Ausflug in den Palast in die Hände des fiesen Dschafar gerät, hat er schnell andere Sorgen als die Liebe.

Aladdin: Nicht jede Rolle sitzt

Das gleiche gilt für die Besetzung. Da wo es Mena Massoud leider an Charisma für die Rolle fehlt, hat Will Smith gleich zweimal „hier“ gerufen. Seine Performance ist trotz des vielen Spotts im Vorfeld mit Abstand das Sehenswerteste im Film. Lustig, charmant, im passenden Moment aber auch angemessen ernst, spielt er den guten Geist der Geschichte einfach mitreißend. Und singen kann er auch noch! Das lässt sich zwar über den gesamten Cast sagen, dennoch sind hier nicht alle Entscheidungen bei der Rollenbesetzung überzeugend.

So ist Marwan Kenzari deutlich zu jung – und auch zu gutaussehend – um den fiesen Dschafar dem Original ähnlich darzustellen. Der neue Aladdin geht in Sachen Charme und Präsenz gegen Smith völlig unter und Naomi Scott darf zwar ganz im aktuellen Disney-Trend eine starke Heldin geben, bleibt aber ansonsten relativ eindimensional. Nebenfiguren wie Billy Magnussen als Prinz Anders geraten dazu teilweise derart albern, dass sie auch keinen Stich machen und eher auf die Nerven fallen, als Lacher zu erzeugen.

Und so müssen sich Fans des Zeichentrickfilms überlegen, ob sie den Kinobesuch – und damit eine mögliche Enttäuschung – wirklich riskieren wollen. Wer das Original nicht kennt, hat mit dem knallbunten Fantasy-Kracher aus dem Hause Disney vermutlich aber weniger Probleme. Zumal der Zuschnitt auf die junge Zielgruppe recht deutlich ausfällt.

Fazit:

Kostüme und meist gelungene Effekte sorgen in Aladdin für eine wunderschöne, wenn auch zuckrige Märchenwelt, in der Will Smith einen Gag nach dem anderen perfekt serviert. Auch wenn der restliche Cast nicht ansatzweise mit dem Dschini mithalten kann, macht der Film Spaß. Bei den älteren Zuschauern sorgt allein die Musik für Nostalgie und auch für die kleineren Kinobesucher bietet Aladdin genug Momente zum Lachen, Mitfühlen und Freuen. Mit dem Original kann diese Neuauflage zwar nicht ganz mithalten, ein schöner Familienfilm ist es aber dennoch geworden.

Aladdin startet am 23. Mai 2019 in den deutschen Kinos.

Aladdin
Der große Moment! Als Aladdin die nur scheinbar wertlose Lampe reibt, verändert sich sein Leben für immer.