Hanna Staffel 2

Serienkritik: Hanna Staffel 2

Ein gutes Jahr nach den ersten Folgen schickt Amazon Prime Hanna Staffel 2 ins Rennen um die Zuschauergunst. Während sich die erste Staffel weitgehend mit einer Nacherzählung der Filmhandlung begnügte, auf dem die Serie basiert, wird in den neuen Folgen ein Plot erzählt, den die Fans des Films noch nicht kennen. Wie funktioniert die neue Rollenverteilung in der Serie und kann die Thrillerstory die Spannung der ersten Staffel halten oder gar noch ausbauen? Das verrät die Kritik.

Die Kritik zu Hanna Staffel 1 finden Sie hier.

Update: Eine dritte Staffel wurde bestellt!

Im Jahr 2011 war es Saoirse Ronan, die auf der Leinwand in die Rolle der Hanna schlüpfte und mit ihrem Ziehvater Eric Bana der fiesen Agentin Cate Blanchett entkommen wollte. Die erste Staffel der TV-Serie übernahm einen großen Teil der Filmhandlung und weitete sie auf insgesamt acht Folgen aus. Das tat der Spannung nicht immer gut. Macht Autor David Farr es in Hanna Staffel 2, die auf Basis der vorherigen Handlung nun ganz eigene Wege geht, besser? Wie nervenaufreibend sind Hannas neue Begegnungen mit dem bösen Geheimdienst?

Hanna Staffel 2
Hanna und Clara leben tief in den Wäldern, werden aber noch immer gejagt. Schließlich gerät Clara in eine Falle.

Hanna Staffel 2: Die Handlung

Hanna (Esme Creed-Miles) und Clara (Yasmin Monet Prince) konnten aus der CIA-Anlage zur Ausbildung der Killermädchen entkommen und leben seit einiger Zeit tief im polnischen Wald. Doch während sich die Agentin Marissa Wiegler (Mireille Ennos, „World War Z“) fragt, ob sie vertuschen kann, dass sie den Mädchen zur Flucht verhalf, drehen sich die Gedanken in Claras Kopf nur um ihre Mutter und die Frage, warum die ihre Tochter damals weggegeben hat. Der neue Leiter des Projekts, John Carmichael (Dermot Mulroney), stellt Clara damit eine Falle.

Er setzt Marissa auf das Mädchen an, die einwilligt, Clara zu fangen, wenn Carmichael dafür Hanna endgültig in Ruhe lässt. Doch der undurchsichtige CIA-Mann hat ganz eigene Pläne mit den gefährlichen jungen Frauen und denkt nicht daran, Marissa in diese einzuweihen. Hanna versucht inzwischen, die Spur ihrer verschwundenen Freundin wiederzufinden und setzt dazu ihre beeindruckenden Fähigkeiten ein. Als sie schließlich herausfindet, wohin die CIA Clara gebracht hat, erwartet Hanna allerdings eine böse Überraschung …

Hanna Staffel 2: Mehr Handlung, mehr Tempo

Tempo, Tempo! Während Staffel 1 der Serie sich recht eng an die Filmvorlage hielt und deshalb entsprechend wenig Handlung für eine achtteilige Serie zu bieten hatte, darf Serienschöpfer David Farr in Hanna Staffel 2 aus dem Vollen schöpfen – und das merkt man der Serie auch an. Hier passiert in einer Folge manchmal mehr als in drei Episoden der ersten Staffel. So ist der vermeintliche Showdown der Staffel denn auch schon mit Folge 3 erreicht. Und von da an schlägt die Serie dann auch einen leicht anderen Kurs ein, der durchaus interessant ist.

Während sich Farr notgedrungen zu Beginn der Serie auf wenige Figuren konzentriert, arbeitet er in den neuen Episoden mehr in der Breite, baut einige der Mädchenrollen aus, die im ersten Staffelfinale zu sehen waren und schreibt neben dem neuen Schurken Carmichael auch andere Charaktere auf CIA-Seite in die Serie. Und diese Abwechslung tut Hanna Staffel 2 sehr gut. Denn die stoische, mitunter teilnahmslos wirkende Hanna steht so etwas weniger im Fokus, was sich belebend auf die Serie auswirkt.

Hanna Staffel 2
John Carmicheal, der neue Chef des Projekts, will alle Mädchen zurück in seiner Obhut wissen.

Hanna Staffel 2: Stark gespielte Beziehungen

Was nicht heißt, dass Esme Creed-Miles einen schlechten Job macht – ganz im Gegenteil. Wie schon in Staffel 1 nimmt der Zuschauer der fragilen jungen Frau den effizienten Killer mühelos ab. Auch, weil die Actionsequenzen erneut ausgezeichnet choreographiert und gespielt sind. Creed-Miles strahlt in jeder Szene die Zuversicht aus, dass sie jederzeit Herr der Lage ist und problemlos alle Anwesenden in einem Raum in Sekunden töten könnte. Hanna ist zweifellos ein Killer – das macht die besondere Faszination der Serie aus.

Doch auch die anderen Schauspieler liefern gute Arbeit ab. Mireille Ennos ist als eiskalte Agentin mit Mutterinstinkten absolut sehenswert, Mulroney glänzt als neuer Oberschurke der Serie. Und Yasmin Monet Prince, die die emotionalste Rolle meistern muss, zieht sich ebenfalls achtbar aus der Affäre. Die eine oder andere Darstellerin der Killer-Teenager hingegen bleiben mitunter etwas blass. Und auch die Actionszenen sind trotz guter Machart dramaturgisch unglücklich – sie kommen in fast jeder Folge erst zum Schluss.

Dennoch ist Hanna Staffel 2 in fast allen Belangen stärker als ihr Vorgänger, auch wenn das Fehlen von Joel Kinnamon („Altered Carbon“) sich schon bemerkbar macht. Doch die Ablösung des Vater-Tochter-Verhältnisses durch eine Mutter-Tochter-Beziehung funktioniert ebenso gut wie das emotionale Dilemma einiger anderer Figuren. Denn der Zuschauer lernt schnell, wie tödlich Emotionen im falschen Moment in Geheimdienst-Operationen sein können. Die Serie bleibt ein glaubhafter Paranoia-Alptraum mit guten Actionsequenzen und einem spannenden Plot.

Fazit:

Hanna Staffel 2 steht der vorherigen Staffel in Sachen Qualität und Spannung in nichts nach – ganz im Gegenteil. Deutlich straffer und schneller erzählt, haben die ersten, neuen Folgen keinerlei Durchhänger und halten das Zuschauerinteresse durchgehend hoch. Dazu liefern die Schauspieler durchgehend eine ansprechende Leistung ab und ziehen das Publikum deutlich emotionaler in die Serie als zuvor. Die Freiheit, die Chefautor David Farr nach dem Abarbeiten des Films in Staffel 1 für die neuen Episoden hatte, hat er definitiv gut genutzt.

Hanna Staffel 2 startet am 3. Juli 2020 bei Amazon Prime.

Gesehen: Vier von acht Folgen

Hanna Staffel 2
Kann Hanna mithilfe ihre einstigen Jägerin Marissa ihre Freundin Clara retten?