Seit 1954 stapft er bereits durch die Kinos der Welt und gehört damit schon zu den Oldies der Monster-Szene: Godzilla. Lange Jahre war die gigantische Echse fest in japanischer Hand, erst 1998 setzt Roland Emmerich eine US-Variante des Themas um. Der floppte und so dauerte es bis 2014, ehe der nächste Versuch Hollywoods startete. „Godzilla 2 – King of the Monsters“ ist nun die Fortsetzung dieses Films. Kann des neue Abenteuer der riesigen Kreaturen überzeugen?
Ein System ist erkennbar. 2014 holte Warner für den ersten Godzilla-Film Regisseur Gareth Edwards, der zuvor mit seinem Indie-Sci-Fi-Horror „Monsters“ einen Überraschungserfolg landete. Nun verpflichtete Warner mit Michael Dougherty, der mit „Trick’r’Treat“ 2006 eine der besten Horror-Anthologien zum Thema Halloween drehte, einen weiteren Horror-Macher. Und übergab ihm neben der Regie auch den Job als Drehbuchautor. Mit dem ersten Teil waren trotz guter Einspielergebnisse nicht alle Fans und Kritiker glücklich. Klappt es beim zweiten Versuch besser?
Godzilla 2: Die Handlung
In der ersten Szene des Films lernt das Publikum die Familie Russell kennen, die in den Trümmern von San Francisco nach ihrem Sohn und Bruder sucht. Jahre später kommuniziert Tochter Madison (Millie Bobby Brown, „Stranger Things“) mit Vater Mark (Kyle Chandler) nur noch per Computer, während sie bei ihrer Mutter Emma (Vera Farminga) lebt. Die ist inzwischen Chef-Wissenschaftlerin bei Monarch, der Organisation, die sich mit den gigantischen Kreaturen wie Godzilla oder King Kong beschäftigt.
Die schlafenden Titanen, wie Monarch die Monster nennt, wurden an 17 Standorten überall auf der Welt gefunden. Und Emma und Madison fliegen zu einer davon, wo eine gigantische Motte aus dem Schlaf erwacht. Mithilfe des von Emma gebauten Gerätes namens Orca gelingt ihr sogar eine Art Verständigung. Doch dann attackiert eine Öko-Terrorgruppe unter Leitung von Jonah Alan (Charles Dance) das Labor und entführt Mutter, Tochter und Technik. Das ruft Mark auf den Plan, der die düsteren Pläne Alans, alle Monster zu wecken, verhindern will – mit Godzillas Hilfe …
Godzilla 2: Perfekte Monsterkämpfe
Edwards Film wurde am meisten vorgeworfen, dass er seinen Star Godzilla kaum zeigte. Das hat sich Michael Dougherty offenkundig zu Herzen genommen, denn das in Godzilla 2 zu wenig Monster zu sehen sind, wird niemand ernsthaft behaupten. Auch wenn von den angekündigten 17 Monstern nur sechs zu sehen sind – und nur vier davon eine Rolle spielen, so gibt es doch Monsterkämpfe satt. Godzilla gegen den Bösewicht des Films, den dreiköpfigen Ghidorah. Mothra gegen Ghidorah. Rodan gegen die Menschheit. Action fehlt diesem Film nicht.
Und sieht auch meist noch richtig gut aus. Zwar sieht der Zuschauer die Titanen oft im strömenden Regen oder hinter Wasserfällen, sodass keine knallscharfen Bilder nötig sind, aber Dougherty und sein FX-Team leisten bei der Belebung der Bestien auf der Leinwand einen guten Job. Und auch die Auswirkungen der Riesen auf Menschen und Gebäude in ihrer Nähe stattet Dougherty mit der nötigen Wucht aus, um Eindruck zu hinterlassen. Der Monster-Aspekt in Godzilla 2 funktioniert im optischen Bereich ohne Frage sehr ordentlich.
Godzilla 2: Langweiliger Rest
Warum Warner-Obere allerdings das restliche Drehbuch Doughertys durchgewunken haben, wird ihr Geheimnis bleiben. Denn die eigentliche emotionale Hauptstory des Films, das Zusammenfinden einer kaputten Familie nach einer Tragödie, erzählt der Film derart langatmig und oberflächlich, dass die Szenen trotz der guten Schauspieler, die ihr Bestes versuchen, häufig einfach nur langweilen. Der Rest des guten Casts wie Ken Watanabe, Sally Hawkins und David Strathairn (schon in Teil eins dabei) oder Bradley Whitford („Get Out“) ist komplett verschenkt.
Alle sind nur Stichwortgeber für eine holprige Story, die mühsam erklären soll, warum die Handlung ist, wie sie ist. Denn mit nachvollziehbarer Logik ist diesem Plot kaum beizukommen. Damit alles toll aussieht, schlägt das Script die abstrusesten Haken und führt kurz Dinge ein, die im weiteren Verlauf keine Rolle mehr spielen. Oder erzählt von tödlicher radioaktiver Strahlung, die allerdings nur Sekunden später offenbar völlig harmlos wird. In Sachen innerer Logik einer Fantasy-Welt versagt Michael Doughertys Drehbuch beinahe auf sämtlichen Ebenen.
Und dürfte bei allen Zuschauern, die sich nicht als ausgewiesene Fans der kultigen Monstertrash-Filme aus Japan sehen, immer wieder Kopfschütteln auslösen. Dazu versteigt sich der Film dann auch noch in politische Aussagen, die schlicht nur als ärgerlich bezeichnet werden können. Ein deutlicheres Beispiel für „Style over Substance“ hat es in den vergangenen Monaten kaum gegeben. Ein Film, der wirklich gut aussieht, aber so hohl ist wie die Erde, die uns der Film hier verkaufen will. Das ist umso erstaunlicher, da der erste Film bereits fünf Jahre zurückliegt, eigentlich genug Zeit, um ein gutes Script zu schreiben.
Fazit:
Wem es ausschließlich um die Monsterkämpfe geht, wie er sie aus den japanischen Vorgängern kennt, der bekommt mit Godzilla 2 – King of the Monsters exakt das, was er erwartet. Fans eines halbwegs sinnvollen Drehbuchs, das wenigstens innerhalb des selbst geschaffenen Universums logisch und nachvollziehbar ist, dürften aber enttäuscht sein. Der Film ist eine Bilderflut, die aber aufgrund der fehlenden Dramatik und Emotion nicht wirklich mitreißt. Gutes Aussehen ist eben doch nicht alles, innere Werte zählen. Auch im Kino.
Godzilla 2 – King of the Monsters startet am 30. Mai 2019 in den deutschen Kinos.