Es ist der vielleicht düsterste Roman von Horror-König Stephen King. Bereits 1989 wurde die Geschichte der Familie Creed und dem „Friedhof der Kuscheltiere“ von Regisseurin Mary Lambert verfilmt, im Remake darf das Duo Dennis Widmyer und Kevin Kölsch („Starry Eyes“) ran. Kann die neue Version Horror- und King-Fans überzeugen oder hätten die Produzenten diese Idee doch besser begraben sollen? Das erfahren Sie hier.
In seiner Karriere hat Stephen King schon so manchen Horror-Schocker geschrieben, doch bei Friedhof der Kuscheltiere fand sogar der Autor, dass dieses Buch nicht erscheinen sollte. King empfand es selbst als zu trostlos, zu düster. Doch weil er Jahre später einen Buch-Deal abgeschlossen hatte und etwas liefern musste, überredete ihn seine Frau, die Geschichte aus der Schublade zu holen. Und nun ist es der erste große Roman Kings, der bereits zum zweiten Mal für die Leinwand adaptiert wurde. Wo liegen die Unterschiede zum Buch und zur ersten Version?
Friedhof der Kuscheltiere: Die Handlung
Weil er einen neuen Job als Arzt an der nahen Universität antritt, zieht Louis Creed (Jason Clarke) mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz) und den Kinder Ellie (Jeté Lawrence) und Gage (Hugo und Lucas Lavoie) in ein Haus in der Kleinstadt Ludlow in Maine. Schon am ersten Tag erleben die Creeds mit, wie einige Kinder aus der Nähe mit Tiermasken verkleidet hinter ihrem Grundstück in den Wald ziehen, um einen toten Hund dort zu begraben. Der neue Nachbar Jud (John Lithgow) erzählt Louis, dass der Friedhof der Kuscheltiere schon Jahrzehnte existiert.
Denn Ludlow wird von einer Schnellstraße durchzogen, die auch direkt am Haus der Creeds vorbeiführt und durch rasende Trucks schon vielen Haustieren im Dorf das Leben gekostet hat. Und es bleibt bedrohlich in Ludlow. Bald muss Louis als Uni-Arzt seinen ersten Toten beklagen. Student Victor Pascow hatte einen Unfall und zog sich tödliche Schädelverletzungen zu. Doch nach seinem Tod scheint der Leichnam noch einmal kurz zu erwachen und warnt Louis ausdrücklich vor dem Friedhof. Bald darauf wird Ellies Katze Church überfahren und Nachbar Judd hat eine Idee, was zu tun ist …
Friedhof der Kuscheltiere: Neue und alte Fehler
Grundsätzlich hält sich auch die zweite Verfilmung recht dicht an die Originalgeschichte von King. Allerdings weicht sie in Details davon ab, wie auch schon der erste Film von 1989. Während es im Roman beispielsweise viele Seiten dauert, bis Louis nach dem Tod seines Kindes eine Entscheidung darüber trifft, ob er es an dem unheiligen Ort begraben soll oder nicht, ignorieren beide Filme diesen langen, inneren Kampf und setzen Tod und Wiederkehr in nur wenigen Minuten um. Das nimmt der Geschichte viel von ihrer emotionalen Tiefe.
Dazu bekommt Nachbar Jud im Roman eine durchaus starke Motivation der Dankbarkeit, aus der heraus er Louis von dem Ort im Wald erzählt und ihm hilft, Ellies Katze zu retten. Im neuen Film ist dieses Motiv kaum vorhanden und das Publikum fragt sich zurecht, warum der alte Mann sein Geheimnis überhaupt weitergegeben hat. Dazu wird ein wichtiger Rückblick des Romans – die Geschichte von Timmy Baterman, des ersten Menschen, der auf dem Friedhof begraben wurde. komplett weggelassen. Jud offenbart die Story im Roman, um Louis von seinem Plan abzuhalten, sein totes Kind dort zu begraben.
Friedhof der Kuscheltiere: Holprige Inszenierung
Doch der neue Film hat nicht nur inhaltlich seine Schwächen. Während das Set-Design des Kuscheltier-Friedhofs beispielsweise extrem gelungen ist, fällt die Optik des alten Indianer-Friedhofs, der das Grauen auslöst, merklich ab und wirkt fast wie die Kulisse eines Hammer-Films aus den 50er Jahren. Dazu greifen Widmyer und Kölsch immer wieder unnötig auf Jump-Scares zurück, weil sie offenbar ihrer eigenen Dramaturgie nicht trauen. Dabei wäre die Story – gut umgesetzt – sicher derart gruselig und tragisch, dass es billige Tricks wie plötzliche, laute Geräusche nicht bräuchte.
Auffällig schwach getrickst ist auch der Unfall auf der Straße. Denn im Gegensatz zum restlichen Film, bei dem die Regisseure weitgehend auf handgemachte Effekte setzen, kommt der Truck-Crash aus dem Computer – und das sieht man auch sehr deutlich. Das ist ärgerlich, weil es Friedhof der Kuscheltiere ebenso schwächer macht wie die vorhersehbare Inszenierung, die möglichst viele Schocks setzen will. Das hat Mary Lambert 1989 besser gemacht, als sie der düsteren Story mehr vertraute und kaum Jump-Scares nutzte.
Dennoch ist Friedhof der Kuscheltiere kein schlechter Film. Er bleibt nahe genug am Original, um King-Fans nicht zu verärgern, ist von allen Schauspielern stark gespielt und verändert das Ende nachvollziehbar, um wenigstens dort etwas wirklich Neues zu liefern. Aber insgesamt ist die zweite Verfilmung des Romans von King sehr konventionell geraten und bietet daher nur für Horror-Neulinge oder King-Leser, die sich normalerweise nicht ins Kino verirren, echten Schrecken. Das große Potenzial von Kings Version des Frankenstein-Mythos bleibt auch diesmal ungenutzt.
Fazit:
Ein paar Schwächen hat die neue Adaption von Kings Roman Friedhof der Kuscheltiere, bietet aber insgesamt ein Kino-Erlebnis, bei dem die meisten den Roman, den sie kennen, auch wiederfinden. Und das für Nichtkenner der Story auch eine paar derbe Schocks zu bieten hat. Allerdings ist das Regie-Duo Widmyer und Kölsch hier sehr wenig Risiko gegangen und hat den Film relativ bieder und qualitativ nicht immer auf hohem Niveau inszeniert. Mit der Version von 1989 kann der neue Film mithalten, die Tiefe des Romans erreicht er aber in keiner Szene.
Friedhof der Kuscheltiere startet am 4. April 2019 in den deutschen Kinos.
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