Cargo

Filmkritik: Cargo

Zombieartige Kreaturen irren auf der Suche nach Fleisch durch den australischen Busch. Und doch ist „Cargo“, der neue Netflix-Film, alles andere als ein Zombie-Splatter. Martin Freeman („Sherlock“) bleiben in dem anrührenden Drama nur wenige Stunden Zeit, um seine kleine Tochter zu retten, bevor er sich endgültig vom Mensch sein verabschiedet. Lohnt sich der Ausflug zu den Zombies nach Down Under?

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Der britische Stars Martin Freeman ist nach seiner Darstellung von Dr. Watson im weltweit geliebten Sherlock und der Rolle als Bilbo Beutlin in der „Hobbit“-Trilogie offenbar langsam auf den Horror-Geschmack gekommen. Nachdem er im April in den „Ghost Stories“ einen wichtigen Part übernommen hat, kommt er in diesem Monat als Hauptdarsteller in einem Zombie-Drama zu Netflix ins Programm. Wie gut ist Cargo?

Cargo
Andy und Kay haben sich scheinbar vor der Gefahr in Sicherheit gebracht – auf einem Hausboot.

Cargo: Die Handlung

Irgendwann in naher Zukunft. Australien wurde von einem heimtückischen Virus heimgesucht, das Menschen zu geistlosen Zombies macht. Andy (Martin Freeman) und Kay (Susie Porter) haben es mit ihrer kleinen Tochter Rosie auf ein Hausboot geschafft und schippern langsam auf eine Militärbasis zu, von der sich Andy Rettung für sich und die Seinen verspricht. Doch ein Ausflug auf ein gestrandetes Segelboot, auf dem Kay von etwas gebissen wird, macht ihre Pläne zunichte.

Bald sind die Drei unterwegs an Land, um ein Krankenhaus für Kay zu erreichen, als ein Unfall erneut alles verändert. Nun ist Kay nicht mehr und Andy wurde mit dem Virus infiziert. Angesichts seines sicheren Todes bleiben ihm 48 Stunden, um ein neues Zuhause für Rosie zu finden, bevor er sich auf seine eigene Tochter stürzen würde. Doch das ist in einem fast menschenleeren Outback, in dem die meisten Menschen nicht mehr sie selbst sind, alles andere als einfach …

Cargo: One-Man-Show

Wer sich den Film bis zu Ende ansieht, der wundert sich nicht mehr, warum ein Star wie Martin Freeman für diesen Film zugesagt hat. Auch wenn noch andere, zum Teil ausgezeichnete Kollegen mitspielen, so ist Cargo im Kern doch eine One-Man-Show. Die Figur des Andy ist der Dreh- und Angelpunkt und in fast jeder Szene zu sehen. Und Martin Freeman ist als eigentlich freundlicher Jedermann ohne besondere Fähigkeiten, außer der Liebe zu seiner Tochter, einfach die ideale Besetzung.

Sein stets leicht fassungsloser Blick angesichts furchtbarer Gräuel und sein mutiger Trotz, den letzten Job seines Lebens zu erledigen, komme, was da wolle, passt hier perfekt. Fans des Schauspielers erleben hier aber keinen neuen Martin Freeman, denn solche Rollen hat er schon häufiger gespielt und dürfte für das Regie-Paar Ben Howling und Yolanda Ramke auch der Wunsch-Darsteller gewesen sein. Gut für die Zuschauer, dass der Brite offenbar Zeit und Lust hatte, die Rolle zu übernehmen.

Cargo
Doch bald zwingt ein Vorfall die kleine Familie zurück an Land.

Cargo: Wenig Blut, viel Herz

Wer hier auf einen blutigen Überlebenskampf gegen Zombiehorden wie in „The Walking Dead“ hofft, wird enttäuscht. Howling und Ramke konzentrieren sich ganz auf die Suche Andys nach einem Platz für seine Tochter – und die gelegentlich auftauchenden Infizierten sind lediglich Staffage. Was schade ist, denn das Drehbuch hat ein paar Neuerungen des Zombie-Mythos zu bieten, deren Erforschung durchaus interessant hätte sein können. Aber das war nicht die Geschichte, die das Regie-Duo (Ramke schrieb auch das Script) erzählen wollten.

Durch den geringen Blutfaktor können sich auch zartbesaitete Gemüter Andys letzte Reise ansehen. Die neben vielen traurigen und spannenden Momenten auch immer wieder die wilde Schönheit des australischen Outbacks einfängt, ohne deshalb in Postkarten-Idylle zu fallen. Und Howling und Ramke dazu dient, einige sehr klare Aussagen bezüglich Überlebenschancen der Menschheit in einer solchen Situation zu treffen. Dennoch bleibt es im Kern eine kleine, intime Geschichte über einen verzweifelten Vater, der immer wieder entscheiden muss, wie viel ihm Würde und Menschlichkeit angesichts seiner Situation noch wert ist.

Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann, dass er für seine gut 100 Minuten etwas zu wenig Story bietet. Das Regie-Duo hat Cargo bereits 2013 als siebenminütigen Kurzfilm umgesetzt und nun eine lange Version davon erzählen dürfen. Die ist aber eine Viertelstunde zu lang geraten, sonst wäre sie vermutlich sogar noch ein wenig packender ausgefallen.

Fazit:

Cargo ist weniger Horrorfilm als Drama und vor allem für Fans von Martin Freeman ein Leckerbissen. Denn der Brite trägt den Film weitgehend allein, auch wenn die junge Simone Landers als Thoomi eine echte Entdeckung ist. Hier gibt es mehr Tragik als Blut und deutlich mehr Gefühle als nur Angst. Ein wenig straffer hätten die Macher ihre Story aber ruhig erzählen dürfen. Dennoch gehört Cargo zu den besten Netflix-Filmen im Jahr 2018.

Cargo läuft ab dem 18. Mai auf Netflix.

Den Kurzfilm gibt es hier zu sehen.

Cargo
Kann die junge Thoomi Andy helfen, seine Tochter zu retten, bevor es zu spät ist?