Baywatch

Filmkritik: Baywatch

Schöne Körper mit knapper Kleidung am Strand – schon für die TV-Serie „Baywatch“ war viel blanke Haut ein Erfolgsrezept. Genügt das auch für einen guten Film? Oder hat die Leinwand-Adaption mehr zu bieten?

Mit Baywatch startete 1989 eine der erfolgreichsten Serien aller Zeit im US-TV. Sie lief bis 2001 und machte David Hasselhoff nach seiner „Knight Rider“-Rolle als Bademeister Mitch Buchanan endgültig zum Megastar. Außerdem verhalf die Serie diversen gut gebauten Blondinen und Brünetten zum Platz an der Sonne, hier wohl am meisten der Kanadierin Pamela Anderson. Kann der Kinofilm den trashigen Flair der Serie einfangen und ist die Kinoversion tatsächlich witzig?

Baywatch: Die Handlung

Rettungsschwimmer Mitch (Dwayne „The Rock“ Johnson) ist stolz auf sein Team von Rettungsschwimmern, die zum Besten gehören, was der Kontinent zu bieten hat. Doch Mitch hat höhere Ambitionen, als nur Menschen aus Seenot zu retten, er sieht sich als Wächter der ganzen Bucht. Das bringt ihm nicht nur regelmäßig Ärger mit Strandcop Garner ein, sondern führt auch zu harten Aufnahmebedingungen für seine Truppe. Der Job im Team ist also sogar für Ex-Olympiaschwimmer Matt Brody (Zak Efron) kein Selbstgänger, denn Mitch will nur die Besten. Und er hat auch Grund dazu, denn tatsächlich führt die neue Strandclub-Besitzerin Victoria Leeds (Priyanka Chopra) nichts Gutes im Schilde und geht für ihre Pläne über Leichen. Keine Frage, dass Mitch und seine Rettungsschwimmer da ermitteln müssen …

Schwanz- und Tittenwitze

Lustige Actionkomödie oder doch schwül-prüde Sexwitz-Posse? Die Macher konnten sich offenkundig nicht entscheiden und dementsprechend wirkt das Drehbuch des Teams Shannon/Swift („Freddy vs Jason“) wie ein Mash-Up dieser Genres, das aber keine Sekunde homogen zusammenpasst. Daher wirkt Baywatch über weite Teile eher wie eine Revue aus Sketchen als tatsächlich eine stringente Handlung zu erzählen. Die Gangsterjagd, die ohnehin nicht sehr spannend gerät, wird so noch ständig von Szenen unterbrochen, in denen der pummelige Strandtrottel Ronnie (Jon Bass) sich den erigierten Penis in der Liege einklemmt oder in der Baywtach-Wache nackt duscht, wo alle anderen den Badeanzug anbehalten.

Damit es fürs US-Kino akzeptabel ist, bleibt es aber bei Verbalerotik, zu sehen ist im ganzen Film letztlich weder ein blanker Busen noch andere Geschlechtsmerkmale. Wer sich also eine Kinokarte holen will, um Alexandra Daddario oder Kelly Rohrbach nackt zu sehen, kann sich das Geld sparen. Welche im Vorfeld angekündigten extrem heißen R-Rated-Szenen im Film sein sollen, weiß wohl auch nur der Regisseur.

Action ohne Sinn

Der heißt Seth Gordon, lieferte mit „Undefeated“ 2012 einen oscargekrönten Dokumentarfilm ab und sollte ernsthaft darüber nachdenken, lieber diesem Genre die Treue zu halten. Denn seine Ausflüge ins Unterhaltungsfach („Pixels“) gehören nicht zu den Sternstunden des modernen Kinos. Auch bei Baywtach kommt er über ein paar erwähnenswerte gute Ansätze nicht hinaus. So lässt er Ronnie immerhin auch ein paar Fähigkeiten besitzen und macht die Figur nicht zum kompletten Verlierer. Und auch die holde Damenwelt interessiert sich nicht ausschließlich für Brust- und Bauchmuskeln. Richtig gut wird Baywatch immer dann, wenn sich der Film liebevoll über die typischen TV-Momente der Serie lustig macht wie das Laufen der weiblichen Teammitglieder am Strand in Zeitlupe.

Auch die Cameos der alten TV-Haudegen sind einen Lacher wert, insgesamt ist das aber viel zu wenig, um einen ansonsten meiste peinlichen Film zu retten. Die arme Priyanka Chopra kann einem leid tun: Nach ihrer indischen Kollegin Deepika Padukone, die im unsäglich schlechten „XXX – Die Rückkehr des Xander Cage“ ihr Hollywood-Debüt gab, musste Chopra, die dem US-Publikum bereits aus „Quantico“ bekannt ist, hier ihre erste große Filmrolle bestreiten. Und die ist so langweilig, dass es wenig Spaß macht, sich das anzusehen.

Baywatch
Das Gesicht ist weiter oben: Dennoch bleibt hier alles züchtig verhüllt – das R-Rated bezieht sich lediglich auf gefühlte tausend „Fucks“ im Film.

Baywatch-Buddies ohne Chemie

Auch das Kernthema des Film – Mitch und Brody müssen Freunde und ein Team werden – ist dank viele blöder Witze und Peinlichkeiten eher ermüdend als unterhaltsam. Dazu stimmt zwischen Johnson und Efron auch die Chemie nicht, die Stars arbeiten sich am schwachen Plot ab, ohne zu glänzen. Lediglich ein paar nette Actionszenen gelingen, der Rest ist so schnell vergessen, dass manch ein Zuschauer Mühe haben wird, sich am nächsten Tag noch an den Film zu erinnern. Ein Gutes hat der Film allerdings: Vielleicht wird durch den sich abzeichnenden Flop endlich die TV-Serien-fürs Kino-Remake-Welle abebben – denn solche Filme wie Baywatch braucht kein Mensch.

Fazit:

Schöne Körper am Strand – mehr hat auch die Kinoversion der Serie nicht zu bieten – und die sind auch noch deutlich züchtiger verhüllt, als die Produzenten im Vorfeld proklamierten (deutsche Freigabe daher auch ab 12 Jahren). Hier gibt es weder nackte Tatsachen noch gute Witze, stattdessen eine lahme Story, die eher an eine Nummernrevue erinnert als eine eine stringente Handlung. Wer als  Körper engagiert wurde, wie Model Kelly Rohrbach als 90er-Ikonen-Ersatz C.J. alias Pamela Anderson, erledigt den Job, gut auszusehen. Schauspiel gibt es hier eher weniger zu sehen. Was nicht an den Akteuren liegt, sondern am miesen Script. Zwar nicht die unterste Schublade mauer TV-Serienaufgüsse fürs Kino, aber auch nicht weit davon entfernt. Wer eingeklemmte Erektionen und doofe Blondinen lustig findet, hat vielleicht seinen Spaß, der Rest eher nicht.

Baywatch läuft ab 1. Juni in den deutschen Kinos.

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Wohl keine Best Buddies: Zwischen Johnson und Efron stimmt die Chemie nicht.