Catweazle

Filmkritik: Catweazle

Den meisten deutschen Fernseh-Zuschauern der frühen 80er Jahre ist der britische Autor Richard Carpenter als Schöpfer der Serie „Robin Hood“ bekannt, die den englischen Volkshelden zwar mit bekannten Gegnern konfrontierte, ihn aber auch mit einem mythischen Hintergrund ausstattete. Drei Staffeln lang verfolgten ZDF-Zuschauer die Abenteuer ab 1984. Doch Carpenter zeichnete mehr als zehn Jahre früher auch für eine britische Kinderserie verantwortlich, die heute nur noch ältere TV-Fans kennen: „Catweazle“. Nun hat Komiker Otto Waalkes eine Neuinterpretation des Stoffes gedreht. Konnte er den alten Zauber in die neue Zeit retten?

Otto Waalkes
Das finstere Mittelalter: Catweazle soll für den Fürsten Licht zaubern. Da er das nicht kann, bleibt nur die Flucht.

Die Handlung

Das Dorf Derwitte im Jahr 1020: Der Fürst des Landes hört von seinem Hofmarschall (Millan Peschel), dass in den Wäldern in der Nähe ein mächtiger Magier leben soll, der die Nacht zum Tage machen kann. Daher lässt der Fürst diesen Mann holen. Doof nur, dass Magier Catweazle (Otto Waalkes) keine Ahnung davon hat, wie man Licht aus dem Nichts erschafft. Dass er dennoch ein Magier ist, findet er erst auf der Flucht heraus. Nachdem er bei einem Sprung vom Turm der Burg einen Zauber murmelt, findet er sich plötzlich in einem Wald wieder.

Was er noch nicht weiß: Catweazle hat sich tausend Jahre in die Zukunft gezaubert und trifft im Jahr 2020 auf den jungen Benny (Julius Weckauf), der gemeinsam mit seinem Vater Robert (Henning Baum) den Tierpark der Stadt betreibt. Benny findet auch Catweazles Zauberstab im Wald und schickt der Schatzjägerin Metzler (Katja Riemann) ein Foto seines Fundus. Zu spät findet Benny heraus, dass Catweazle seinen Stab für die Heimkehr braucht und Dr. Metzler keine ehrenhaften Absichten verfolgt …

Catweazle
Er verschwindet in einem grellen Blitz – und landet 1000 Jahre in der Zukunft bei Benny und seinem Vater.

Bekannte Crew

Der bald 73-jährige Komiker und Schauspieler Otto Waalkes überließ in seinem neuen Projekt wenig dem Zufall. Stattdessen holte er sich bekannte Größen wie seinen Haus- und Hofregisseur Sven Unterwaldt, mit dem er bei Catweazle bereits zum sechsten Mal zusammenarbeitet. Pop-Star Mark Foster steuerte musikalische Ideen für Filmsongs bei. Und die Besetzung mit Katja Riemann, Henning Baum und Jungstar Julius Weckauf, der in „Der Junge muss an die frische Luft“ begeisterte, kann sich ebenfalls hören und sehen lassen. Ein sicherer Hit also?

Das bleibt abzuwarten. Zwar gelingt es dem von einem vierköpfigen Team um Waalkes-Intimus Bernd Eilert geschriebenen Drehbuch hin und wieder, ein paar schöne Ideen aus der alten TV-Serie in den Kinofilm zu übertragen. Durchgehend witzig ist der Plot um die Jagd nach Catweazles Zauberstab aber nicht. Ganz im Gegenteil. Wo in der britischen Serie durchaus auch anarchischer Witz durchschimmerte, bleibt die neue Version weitgehend harmlos und stets ein Kinderfilm.

Catweazle
Während Catweazle versucht, die neue Magie wie den Elektrik-Trick zu entschlüsseln …

Guter Otto, maues Script

Positiv fällt auf, dass Otto sich in seiner Rolle als Catweazle deutlich zurücknimmt und seine typischen Otto-Elemente hier nur sehr sparsam zum Einsatz bringt. Daher gibt er auch einen überzeugenden Magier aus dem elften Jahrhundert ab, statt wie Otto in einer Verkleidung zu wirken. Wenn es doch einmal Anspielungen auf klassische Gags gibt, sind die deutlich subtiler als sonst eingebaut. Hier eine Zeichnung von Otto, da ein alter Song, aber nichts, was mit dem Holzhammer an frühere Zeiten erinnern würde. Offenbar hatte Otto Respekt vor dem Schaffen von Catweazle-Original Geoffrey Bayldon, der vor einigen Jahren mit 93 Jahren starb, denn der Komiker ist ungewohnt behutsam und zurückhaltend in seinem Spiel.

Leider hilft das nur bedingt. Denn das Drehbuch lässt weder Waalkes glänzen, noch eine der anderen Figuren. Denn die sind derart klischeehaft und kantenlos geschrieben, das es selbst für einen reinen Kinderfilm nicht reicht. Dass Katja Riemann witzig sein kann, hat sie mehrfach bewiesen, nicht zuletzt in „Fack Ju Göhte„. Hier ist ihre Schurkenfigur nur nervtötend. Auch Henning Baum hat mehr drauf, als nur den begriffstutzigen Vater zu geben. Julius Weckauf ist im Vergleich zu Der Junge muss an die frische Luft kaum wiederzuerkennen, so langweilig ist sein Charakter.

Katja Riemann
… ist die fiese Dr. Metzler hinter Catweazles Zauberstab her, um ihn teuer zu verkaufen.

Catweazle mag vor allem jüngere Zuschauer trotzdem in der einen oder anderen Szene abholen, ältere Fans der Serie dürften hingegen vom harmlosen Kinder-Klamauk ein wenig enttäuscht sein. Schon die letzten Otto-Filme waren zwar erfolgreich, aber nicht sonderlich gut, dass Catweazle erneut die Kinocharts stürmt, ist angesichts dieses sehr durchschnittlichen Spektakels eher zweifelhaft.

Fazit:

Mit Catweazle huldigt Otto einer britischen Serie aus dem Jahr 1970, die mit skurrilem und zum Teil abgründigen Humor Klein und Groß begeisterte. Jüngere Zuschauer mögen in diesem harmlosen Filmspaß noch auf ihre Kosten kommen. Erwachsene, die das Original noch kennen, dürften sich angesichts der mäßig interessanten Handlung aber nur bedingt unterhalten fühlen. Das liegt nicht an Otto Waalkes, der hier wenig seiner typischen Witze reißt und den Charakter ordentlich spielt. Aber das Drehbuch ist wenig innovativ und streckenweise fast langweilig. Da wird dann auch kein spannender Film draus.

Catweazle startet am 1. Juli 2021 in den deutschen Kinos.

Catweazle
Wird es Catweazle mit seinem Stab gelingen, wieder in seine eigene Zeit zu gelangen?