Na endlich! Zwölf Jahre nach dem Ende von „Enterprise“ kehrt „Star Trek“ mit „Discovery“ wieder an seinen angestammten Platz als Fernsehserie zurück. Wie sind die ersten Folgen einer Star Trek-Serie ausgefallen, die nach eigener Aussage vieles anders machen will?
Bevor Discovery endlich auf Sendung ging, durchlebte die Serie einige Krisen. Der Showrunner Bryan Fuller, der auch die gesamte Story entworfen hatte, sprang ab. Dann kamen neue Kreativkräfte an Bord. Die Dreharbeiten verzögerten sich, die Serie wurde verschoben – insgesamt um fast ein Jahr. Hat Star Trek Discovery das unbeschadet überstanden? Und hat sich das lange Warten für Trek-Fans gelohnt?
Star Trek Discovery: Die Handlung
Einige Jahre, bevor Captain James T. Kirk zum ersten Mal als Kommandant eines Raumschiffs ins All startet, verliert die junge Michael Burnham (Sonequa Martin-Green, „The Walking Dead„) bei einem klingonischen Überfall ihre Eltern. Sie wird von Sarek (James Frain), Spocks Vater, als Mündel aufgenommen und durchläuft als erster Mensch das Bildungssystem der Vulkanier. Schließlich kommt sie auf die U.S.S. Shenzou, die von Captain Philippa Georgiu (Michelle Yeoh) befehligt wird und arbeitet sich innerhalb von sieben Jahren zum Ersten Offizier hoch.
Als das Schiff einen zerstörten Kommunikationssatelliten untersucht, findet die Crew ein geheimnisvolles Fahrzeug im Inneren eines Asteroidenfeldes und Vernon fliegt in einem Raumanzug dorthin, um es zu untersuchen. Dabei trifft sie auf einen Klingonen, der sie zum Kampf fordert. Sie kann den Gegner töten, wird dabei aber selbst schwer verletzt. Zurück an Bord muss sie feststellen, dass sich ein klingonisches Schiff in der Nähe befindet, dass offenbar nur darauf wartet, einen Angriff zu starten. Die Ereignisse überschlagen sich …
Optische Kinoqualität
Was CBS in Kooperation mit Streaming-Plattform Netflix hier auf den Bildschirm zaubert, muss sich hinter den letzten Kinoproduktionen des erfolgreichen Franchises nicht verstecken. Weltall und Raumschiffe sehen unglaublich gut aus. Die Weltraumschlachten, die in den ersten beiden Folgen einen breiten Raum einnehmen, gehören ebenfalls zum Besten, was im Star Trek-Universum bisher zu sehen war. So lebendig und vielseitig wie hier war die Föderation selten: Ausflüge ins All mit Raumanzug, Gefechte zwischen Felsbrocken, Effekte ohne Ende. Auch das Innere der Schiffe sieht deutlich moderner aus als die alten TV-Serien.
Und das sind nicht die einzigen neuen Optiken, mit denen Discovery aufwartet. Der Hauptgegner in der Serie, die erstmals keine Einzelfolgen präsentiert, sondern eine lange, zusammenhängende Story über 13 Episoden erzählt, sind die Klingonen. Die sehen aber weder so aus wie in der Klassik-Serie, noch wie in den späteren Shows. Ob das noch erklärt wird – immerhin spielt die Serie im selben Universum wie alle anderen – ist offen. Zu wünschen wäre es, der Bruch mit den Vorgängern wäre sonst sehr hart.
Inhaltlicher Standard
So gut die Serie aussieht – inhaltlich bietet sie eher Durchschnittskost. Die beiden ersten Folgen, die als Aufgalopp für die weitere Serie dienen, gehen in keinem Moment über Geschichten hinaus, die wir bereits häufig in früheren Trek-Serien erlebt haben. Die Klingonen sind ähnlich platt böse und aggressiv, wie es in der Klassikserie waren, von den vor allem in „Das nächste Jahrhundert“ eingeführten Feinheiten dieser spannenden Kultur ist nur wenig zu sehen. Für Fans des Universums dürfte sich Discovery daher nicht nur wie ein Rückschritt in der Zeit, sondern auch in der Vielfältigkeit anfühlen.
Auch die Figuren sind alles andere als neu. Sonequa Martin-Green gibt die Vollmensch-Variante von Spock, die mit der vulkanischen Lehre und ihrer menschlichen Herkunft kämpft, zwar sympathisch und glaubhaft, neu ist an diesem Charakter aber nur wenig. Auch Michelle Yeoh spielt einen typischen Sternenflotten-Captain ohne große Überraschungen. Da die Macher groß angekündigt hatten, in der neuen Serie werde sowohl Homosexualität, als auch untypisch bösartige Förderations-Charaktere Thema werden, muss sich das auf spätere Folgen beziehen.
Potenzial sichtbar
Allerdings sollte man die beiden ersten Folgen nun auch nicht zwanghaft schlecht reden, denn das haben sie nicht verdient. Sie unterhalten durchgehend gut, bieten nur eben etwas weniger Neues, als man das nach vollmundigen Ankündigungen des Studios erwarten durfte. So ist die Figur Saru (Doug Jones) tatsächlich potenziell sehr spannend, auch wenn das in den beiden ersten Episoden noch nicht zum Tragen kam. Als Rasse, die seit Jahrhunderten gejagt wird, haben die Kelpien einen sechsten Sinn für den Tod entwickelt und sie gelten innerhalb der Sternenflotte als Feiglinge. Der analytische Saru könnte sich zum Data der neuen Serie entwickeln.
Und auch Michael Burnham besitzt sicher noch mehr Möglichkeiten, als man der Figur bislang zugestanden hat. Die Mischung aus menschlicher Emotion und vulkanischer Logik kann bestimmt mehr, als bisher zu sehen war. Zumal sie auf der titelgebenden U.S.S. Discovery noch gar nicht eingetroffen ist. Und Bryan Fuller ist ein erfahrener Star Trek-Autor, der mehr als 80 Episoden von „Voyager“ schrieb. Und der die letzten Staffeln von „Deep Space Nine“, die ebenfalls einen größeren Storybogen erzählen, zu seinen Lieblingen zählt. Da darf man als Trekkie ruhig auf eine Steigerung hoffen.
Fazit:
Gut, aber (noch) nicht mehr: So lautet das Urteil nach zwei von 13 Folgen. Optisch über jeden Zweifel erhaben, muss Discovery inhaltlich noch deutlich zulegen, um das heutige Spitzen-Niveau im Bereich Serie zu erreichen. Aber das darf man der Serie nach dem bisher Gesehenen durchaus zutrauen. Die guten Ansätze und interessanten Figuren sind da, nun muss die erstmals als eine lange Story konzipierte Star-Trek-Serie nur noch liefern.
Die Serie läuft ab dem 25. September bei Netflix, nach der Start-Doppelfolge kommt jeden Montag eine neue Episode dazu.