Das Ende ist nah! Mit „Das letzte Problem“ verabschiedet sich Sherlock von den Bildschirmen der Welt – vielleicht für immer. Höchste Zeit also, einen Blick auf die mögliche Abschiedsvorstellung zu werfen: Wie gut ist der Schwanengesang der brillanten Serie geraten?
Wer die ersten Folgen der vierten Staffel bereits gesehen hat, der weiß es schon: Diesmal wird es persönlich. Tatsächlich dreht sich in der möglicherweise letzten Folge der Serie alles um Familie. John Watson hadert noch immer mit dem Tod seiner Frau und Sherlock muss erfahren, dass er nicht nur einen Bruder hat, sondern auch eine Schwester: Euros, die sich bereits in beiden vorangegangenen Folgen gezeigt hat. Nun steht das Endspiel zwischen zwei genialen Geistern an.
Sherlock – das letzte Problem: Die Handlung
Die Bedrohung ist greifbar: Ein kleines Mädchen findet sich in einem Flugzeug wieder. Alle um sie herum scheinen bewusstlos zu sein, die Maschine rast führerlos durch die Nacht. Als sie an ein klingelndes Telefon geht, stellt sich ihr jemand als Moriarty vor. Was hat das zu bedeuten?
Mycroft Holmes wird derweil von Sherlock und Watson zu Euros befragt, der Schwester, an die Sherlock sich nicht erinnern kann. Mycroft klärt ihn darüber auf, dass Euros klüger ist als er selbst, aber auch ungemein gefährlich. Daher hatte die Familie sie in ein Hochsicherheitsgefängnis bringen lassen, wo sie seitdem unglaublich genaue Analysen über mögliche Gefahren für das Land aufgrund nur weniger Indizien liefert. Während Mycroft spricht, fällt Sherlock ein merkwürdiger Gesang auf, dann dringt eine Drohne mit einer Bombe durchs Fenster ein. Sekunden später explodiert sie …
Mehr als nur Krimi
Mir der dritten und letzten Folge lassen die Macher der Serie, Steven Moffat und Mark Gatiss, nicht nur die vierte Staffel enden, sondern sie schließen alle losen Fäden ab, die es innerhalb des Sherlock-Universums noch gab. Damit ist die Aussage, man könne die Serie hier gut enden lassen, definitiv richtig, auch wenn Millionen Fans in aller Welt das sicher nicht wollen. Vorher ziehen Moffat und Gatiss aber noch einmal alle Register, die aus Sherlock ein derart großes Phänomen gemacht haben: eine kunstvoll verschachtelte Handlung, das Spiel mit Schein und Sein und Hinweise, so unspektakulär eingestreut, dass sie manch einem Zuschauer sicher entgehen werden.
Dazu kommen die gewohnt guten Schauspielerleistungen von Benedict Cumberbatch, Martin Freeman und ihren Kollegen, die den Zuschauer diesmal in einen emotionalen Strudel reißen. Denn die Erkenntnisse, die Sherlock in dieser Folge über sich und sein Leben entdeckt, lassen im Nachhinein viele Momente der Serie in einem gänzlich anderen Licht erscheinen. Und sie treffen den Meisterdetektiv bis ins Mark. Dazu kommt eine sehr greifbare Bedrohung für ihn und alle, die ihm etwas bedeuten. Denn Euros Holmes stellt sich tatsächlich als ein kriminelles Genie heraus, hinter dem sich James Moriarty hätte verstecken können. Da viele Fans bereits vor Erstausstrahlung der Folge Anfang Januar in der BBC wussten, dass die Serie enden könnte, war auch klar: Niemand ist sicher – es könnte sehr wohl noch jemand in dieser Staffel sterben, der den Zuschauern ans Herz gewachsen war. Ob das so ist, wird hier natürlich nicht verraten.

Komplex und verschroben
Unter der Last all dessen, was die letzte Folge dem Zuschauer erzählen will, bricht die Inszenierung fast zusammen, selten wurde eine Episode derart rasant erzählt, um nur ja alles unterzubringen. Das dürfte reine Krimifans und Sherlock-Puristen, die auf Einhaltung des Conan-Doyle-Canons pochen, mitunter verschrecken, sein bester Fall ist diese Folge sicher nicht. Dafür aber sein persönlichster. Und tatsächlich ein würdiger Abschluss, sollte die vierte Staffel und das letzte Problem den endgültigen Abschied von Sherlock bedeuten.
Trotz der Düsternis der ganze Staffel und der letzten Folge im Besonderen blitzt hin und wieder der trockene Humor auf, den viele Fans an Sherlock so lieben. So stellt sich beispielsweise heraus, dass Sherlock möglicherweise wirklich das dümmste Kinde der Familie ist.
Ein wenig verwirrend ist der Titel der Folge. Denn Das letzte Problem erzählt als Kurzgeschichte die Handlung aus der Folge „Der Reichenbach-Fall“ – also die (vielleicht) letzte Auseinandersetzung zwischen Sherlock und Moriarty. Die Handlung der neuen Episode greift hingegen auf Motive der Kurzgeschichte „Das Musgrave-Ritual“ zurück, hat aber sonst keine Parallelen zu einer Story von Conan Doyle.
Fazit:
Für Fans der Serie ein Must-See, für Einsteiger (Sie sind aber sehr spät dran!) kaum zu verstehen. Mit einem typischen Krimi hat diese Folge wenig zu tun. Hier wird einfach sehr viel Wissen vorausgesetzt, um verstehen zu können, was man gerade sieht. Vielleicht nicht die beste Folge der gesamten Serie, aber ein emotionaler Abschied auf mindestens ein paar Jahre.
Ob und wie es mit der Serie weitergehen könnte, lesen Sie hier.
Eine Kritik zu Folge eins der vierten Staffel, „Die sechs Thatchers“, gibt es hier.
