American Gods Staffel 2

Serienkritik: American Gods Staffel 2

Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis „American Gods Staffel 2“ endlich fertig war. Ab dem 11. März 2019 zeigt Amazon Prime nun wöchentlich eine neue Folge. Kommt der Kampf der alten gegen die neuen Götter jetzt in die heiße Phase? Und wie macht sich der Weggang der Showrunner aus Staffel 1 bemerkbar? Das erfahren Sie hier.

Bryan Fuller gilt als Mastermind der Serienlandschaft. Mit „Pushing Daisies“ ließ er 2007 erstmals aufhorchen, von 2013-15 gruselte er die Welt mit seiner Serienversion von „Hannibal“. Und 2017 übernahm er die Entwicklung von „Star Trek: Discovery“ für CBS All Access. Dort verschwand er aber bereits vor der Ausstrahlung der ersten Folge. Auch bei Amercian Gods Staffel 2 ist er nicht mehr dabei, gemeinsam mit Autor Michael Green verließ er die Serie nach Staffel 1. Merkt man das den neuen Episoden an?

American Gods Staffel 2
Shadow sieht sich neugierig die Götter an, die zum Treffen kommen, wie den afrikanischen Spinnengott Mr. Nancy.

American Gods Staffel 2: Die Handlung

Die Geschichte geht nahtlos weiter. Nachdem Mr. Wednesday (Ian McShane) sich selbst als der nordische Göttervater Odin zu erkennen gegeben hat, will er nun das Göttertreffen einberufen das er durch Besuche bei anderen Göttern vorbereitet hatte. Denn der Feind Mr. World (Crispin Glover) ist noch immer auf der Spur der alten Wesen und will sie endgültig vernichten. Während der Reise zum Treffpunkt versucht Shdow Moon (Ricky Whittle), Bodyguard von Mr. Wednesday, sich über seine Gefühle zu seiner untoten Frau Laura (Emily Browning) klar zu werden.

Die lebt wieder, weil sie in sich die Glücksmünze des Leprechauns Mad Sweeney (Pablo Schreiber) aufbewahrt, die immenses Glück bringt. Das aber will Sweeney angesichts des bevorstehenden Krieges zwischen den Götttern unbedingt wiederhaben. Während sich Wednesday mit dem bereits bekannten Chernobog (Peter Stormare), Bilquis (Yetide Badaki) und anderen Göttern wie Kali (Sakina Jaffrey) trifft, plant Mr. World mithilfe von Technical Boy (Bruce Langley) einen direkten Angriff auf seine Widersacher …

American Gods Staffel 2: Feine Unterschiede

Durch den Ausstieg von Fuller und Green hat die Serie zwar zwei wichtige Kreative verloren – und den Drehbeginn um fast ein Jahr verschieben müssen,mit dem neuen Showrunner  Jesse Alexander, der schon lange mit Bryan Fuller zusammenarbeitet, wird deswegen aber nicht alles neu. So ist der spektakuläre Look der Serie nach wie vor vorhanden und präsentiert in den ersten beiden Folgen wieder Bilder, an denen man sich kaum satt sehen kann. Wenn beispielsweise die Götter durch ein altes Karussell ihren Treffpunkt betreten, dreht das Visual-Effect-Team voll auf.

Auch in Sachen Brutalität rudert American Gods Staffel 2 im Vergleich zu den ersten acht Folgen kaum zurück. Kopfschüsse und blutige Prügeleien  sind nach wie vor fester Bestandteil der Serie. Möglicherweise nimmt Alexander bei den Sexszenen ein wenig von den sehr expliziten Darstellungen Fullers zurück, in den ersten beiden Episoden kommen aber keine vor, daher lässt sich dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Insgesamt wirkt Staffel 2 aber nicht wie die Serie eines anderen kreativen Kopfes, wenn es Unterschiede gibt, sind die kaum zu sehen.

American Gods Staffel 2
Mr. Wednesday alias Odin will die alten Götter durch einen Krieg wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen.

American Gods Staffel 2: Weiterhin nicht für den Massenmarkt

Und so überrascht es kaum, dass auch die zweite Staffel ähnlich schräg und auf eine sehr düstere Art märchenhaft bleibt wie der Vorgänger. Noch immer dürfte eine klassischen Krimi-Fan hier alles sehr spanisch vorkommen, denn die schiere Menge an Fantasy-Elementen ist so hoch, dass hier nur Fans solcher Stoffe wirklich auf ihre Kosten kommen. Ähnlich wie die Comic-Adaption „Preacher“, die ebenfalls eher sperrig und kaum für den Durchschnittsgeschmack gedacht ist, bleibt auch American Gods Staffel 2 ein Fest des Abseitigen.

Was sicher auch daran liegt, dass Neil Gaiman, neben Alan Moore einer der prägendsten Comic-Autoren der vergangenen Jahrzehnte, ebenfalls als Produzent an der Serie mitwirkt und darauf achtet, dass seine Romanvorlage vernünftig umgesetzt wird. Seine brillante Idee, die alten Götter der Menschheit gegen die neuen Götter Geld, Internet und Technologie-Glauben antreten zu lassen, ist auch in Serie immer noch richtig gut und originell und wird von Jesse Alexander bisher ebenfalls in adäquat originelle Dialoge und Bilder ungesetzt.

Und wer sich für Mythologie interessiert, bekommt ebenfalls viel zu sehen, denn die Götter in der Serie sind bereits an Details zu erkennen, die der fachkundige Zuschauer identifizieren kann. So wird Mr. Wednesday beispielsweise von zwei Raben begleitet. Diese Detailverliebtheit gepaart mit der noch immer kreativen Kraft der Idee und des Teams hinter der Serie sorgt auch in American Gods Staffel 2 wieder für Spaß bei denen, die sich auf so einen schrägen Trip einlassen können – und bei Kopfschütteln bei allen anderen.

Fazit:

Auch ohne Bryan Fuller und Michael Green, die als Showrunner die Serie verließen, bleibt American Gods in der Spur. Und präsentiert weiterhin grandiose Bilder, eine schräge Erzählweise und übersprühende Fantasy, auch wenn es in den ersten beiden Folgen etwas harmloser zugeht als vorher. Die großartige Story von Neil Gaiman verliert auch der neue Showrunner Jesse Alexander nicht aus den Augen. Für die Sehgewohnheiten des deutschen Durchschnitts-Publikums, die sonntags Tatort schauen, bleibt die Serie aber vermutlich auch weiterhin ein Rätsel.

American Gods Staffel 2 startet ab dem 11. März 2019 mit einer neuen Folge pro Woche bei Amazon Prime.

Gesehen: Zwei von acht Folgen

Die Kritik zu American Gods Staffel 1 finden Sie hier.

American Gods Staffel 2
Doch Mr. World, Anführer der modernen Götter, denkt gar nicht daran, einen Teil seiner Macht abzugeben.