Lost in Space Staffel 3
Netflix

Serienkritik: Lost in Space Staffel 3

Es ist vorbei. „Lost in Space Staffel 3“ bedeutet das Ende der Serie, die zwar nie den Status von „The Witcher“ oder „Stranger Things“ bei Netflix erreichen konnte, dafür aber zu den optisch beeindruckendsten Shows des Streamingdienstes gehört. Oftmals können Serien von Netflix mit den auf Goldrand genähten Produktionen von Apple TV+, wie „Foundation“ oder „Invasion“ nicht wirklich mithalten. Lost in Space hat das aber geschafft und bot zwar nicht immer megaspannende, dafür aber stets familientaugliche Space-Opera-Story. Wie verabschieden sich die Robinsons von ihrem Publikum? Wird die Story um die feindlichen Roboter zu einem würdigen Abschluss gebracht? Das verrät die Kritik.

Molly Parker
Maureen und John machen sich Sorgen um ihre Kinder, müssen aber auch um ihr eigenes Leben fürchten.

Die Kritik zu Staffel 1.
Die Kritik zu Staffel 2.

Die Handlung

Ein Jahr ist vergangen. Die Kinder unter dem Kommando von Judy Robinson (Taylor Russell, „Escape Room“) sind auf einem fremden Planeten notgelandet, in dessen Tiefen sie ein bewohnbares Tal entdeckt haben. Während Judy nach ihrem Vater Grant Ausschau hält, dessen Schiff im Orbit dieser Welt kreist, hat sich Penny (Mina Sundwall) vor allem ihrem Liebesleben gewidmet, steht aber emotional zwischen zwei Jungs. Will (Maxwell Jenkins) hingegen forscht mit Robot weiter an dessen Herkunft und versucht, die Gründe herauszufinden, warum sein Begleiter freundlich ist, die anderen Roboter aber offenbar alle Kolonisten töten wollen. Dabei entdeckt er tief im Inneren des Planeten entscheidende Hinweise …

Maureen (Molly Parker) und John Robinson (Toby Stephens) versuchen inzwischen, die Raumstation auf einen weiteren Angriff von ZARs Roboter-Armee vorzubereiten und einen Ausweg aus der Situation zu finden. Allerdings wähnen die Überlebenden ihre Kinder bereits längst auf Alpha Centauri. Und sind bereit, sich für deren Sicherheit zu opfern, wenn es sein muss. Doch dann ergibt sich durch einen alten Feind doch eine Chance, den Robotern möglicherweise zu entkommen und den Kindern zur Kol0nie zu folgen. Aber können die Eltern bei ihrer Flucht ihre Spuren so verwischen, dass ZAR sie nicht mehr weiter verfolgen kann? Maureen hat daran erhebliche Zweifel …

Es geht nahtlos weiter

Obwohl es innerhalb der Serie einen Zeitsprung von einem Jahr gibt (in der Realität liegen sogar zwei Jahre zwischen Lost in Space Staffel 3 und dem Vorgänger), was man vor allem an Maxwell Jenkins sieht, der seinen beiden Serien-Schwestern und seiner Mutter inzwischen über den Kopf gewachsen ist, geht es in der Handlung nahtlos weiter. Will möchte endlich mehr über die Roboter und deren Erbauer herausfinden und steht deshalb im Zentrum der meisten Folgen. Auf Seite der Erwachsenen bleibt vor allem Maureen im Fokus der Story, während Stephens und Serricchio in ihren Rollen deutlich seltener auftauchen als noch in den Vorgängerstaffeln. Auch Taylor Russell als Judy bekommt vor allem in der ersten Hälfte der neuen Staffel viel zu tun.

Weil aber diese halbe Staffel zwei Erzählstränge beinhaltet, wirken die Episoden ein wenig anders als die der Vorgänger, in denen die Familie Robinson und der Zusammenhalt zwischen ihnen ein Leitmotiv blieb. Dieses Gefühl stellt sich hier erst in der zweiten Halbzeit der mit acht Folgen etwas kürzeren, dritten Staffel ein. Die Kürzung ist aber sinnvoll, denn der Plot der finalen Staffel füllt diese acht Folgen gut, ohne gehetzt zu wirken. Zwei Episoden mehr hätten die Handlung nur künstlich ausgebremst. Dennoch bleibt die Serie auch diesmal dem Geist der Vorlage aus den 60ern treu. Und bietet trotz weniger Episoden erneut eine Fülle an fremden Welten und Lebensformen an, die das Motto Verloren im All wunderbar bebildern.

Lost in Space Staffel 3
Das Comedy-Duo der Serie: Techniker Don und sein Huhn.

Für die ganze Familie

Und so bleibt Lost in Space Staffel 3 weiterhin eine Serie, die für viele zwar eher als „guilty pleasure“ läuft, weil sie eben keinen preisverdächtigen Plot aufweist und auch nicht von schauspielerischen Hochkarätern gespielt wird. Die aber dabei glänzend unterhält – und zwar fast die ganze Familie. Für Grundschüler dürfte die Story und die Art, wie sie erzählt wird, zwar möglicherweise noch etwas zu düster ausfallen, aber der Rest darf und wird hier Spaß haben, wenn er sich auf die nicht immer logische oder nachvollziehbare, aber stets unterhaltsame und durchaus fesselnde Geschichte der Kolonisten von der Erde einlässt. Weil Gewaltspitzen fehlen und die Serie lang und häufig das Hohelied auf die Familie singt, verbreitet Lost in Space Staffel 3 nicht selten echtes Disney-Feeling und wird Fans dieser Art Serien garantiert abholen.

Und auch ohne ganz große Namen sind die Schauspieler hier zumindest solide und spielen ihre Rollen glaubhaft und emotional ansprechend. Ausfälle, die den Zuschauer aus der Illusion reißen würden, gibt es in jedem Fall nicht. Viel wichtiger aber bei einer abgeschlossenen Story: Das Ende ist gut. Die Autoren bringen alle wichtigen Erzählstränge zu Ende, auch wenn dabei nicht jedem Charakter die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wird. So bleibt Don mit seinem Huhn eher ein Comedy-Charakter, als das er eine wirklich Storyline erhält. Und auch die wichtigste neue Figur der dritten Staffel scheint die kreativen Köpfe nicht sonderlich inspiriert zu haben, ihm eine schlüssige Entwicklung auf den Leib zu schreiben, in der zweiten Hälfte der Staffel verschwindet die Figur zunehmen wieder in der Versenkung.

Nicht perfekt, aber gut

Lost in Space Staffel 3
Navigation auf Robot-Art: Wills Freund sucht sein Ziel auf der 3D-Karte.

Perfekt ist sie also nicht, die finale Staffel der Odyssee im All. Aber sie bleibt genauso warmherzig, spannend und liebenswert, wie sie das in den beiden ersten Staffeln schon war. Da zahlt sich aus, dass Showrunner Zack Estrin sowie die Serienschöpfer Matt Sazama und Burk Sharpless über alle drei Staffeln an Bord der Jupiter geblieben sind. Die kennen ihre Helden und dürften von Anfang an das Ende der Geschichte im Kopf gehabt haben. Deshalb fühlt sich Lost in Space Staffel 3 auch nicht wie ein abruptes Ende an, sondern wie eine sauber zum Abschluss gebrachte Story an. Und wer weiß, vielleicht gehen die Abenteuer der Familie Robinson in einigen Jahren mit den erwachsenen Kindern sogar weiter. Denn zumindest optisch gehört die Serie zu den Spitzentiteln des Streamingdienstes.

Fazit:

Mit Lost in Space Staffel 3 bringen die Macher die Netflix-Serie zu einem würdigen Ende. Erneut bestechen die Episoden hauptsächlich mit beträchtlichen Schauwerten, glänzen aber auch mit sympathischen Darstellern, die ihre Rollen im dritten Jahr wirklich verinnerlicht haben. Zwar wird die Serie keinen Innovationspreis in Sachen Story gewinnen und auch Twists und Überraschungen sucht man hier eher vergeblich. Dafür präsentiert die Serie aber faszinierende fremde Welten, einen emotional packenden Plot und eine Wohlfühl-Atmosphäre, die für einen gemeinsamen Familienabend perfekt wäre. Zudem lässt die Serie die Tür zu möglichen Fortsetzungen oder Spin.-Offs mehr als einen Spaltbreit offen, falls Lost in Space mit Staffel 3 doch noch zum großen Hit mutieren sollte.

Lost in Space Staffel 3 startet am 1. Dezember 2021 bei Netflix.

Taylor Russell
Auch für Judy Robinson gehört Wills Roboter inzwischen schon zur Familie.