The Prodigy

Filmkritik: The Prodigy

In“The Prodigy“ (dt. Das Wunderkind) muss sich Taylor Schilling als Mutter die Frage stellen, ob mit ihrem hochbegabten Sohn Miles wirklich alles in Ordnung ist oder ihr Kind möglicherweise nicht das ist, was es zu sein scheint. Damit steht das neue Werk des Horror-Spezialisten Nicholas McCarthy in der Tradition eines „The Omen“. Kann der Film mit einem solchen Klassiker mithalten?

Unheimliche Kinder sind ein beliebtes Motiv im Horrorfilm. Ob das dämonische Wesen oder Geister sind, die von einem Kind Besitz ergreifen wie in „Sinister“, oder das Kind von Geburt an böse ist wie in The Omen, bleibt dabei meist zweitrangig. Der Horror entsteht meist dadurch, dass ein eigentlich so unschuldiges Wesen wie ein Kind hier zum Monster wird und Böses tut. In The Prodigy klärt McCarthy schon früh auf, welches Geheimnis hinter dem seltsamen Miles steckt. Ist das spannungsfördernd?

The Prodigy
Was stimmt nicht mit Miles? Der hochbegabte Junge hat mit Dingen des Alltags Probleme.

The Prodigy: Die Handlung

Eine junge Frau flieht in Panik durch den Wald, erreicht schließlich eine Straße und wird beim Versuch, auf sich aufmerksam zu machen, beinahe von einem Wagen überfahren. Mit letzter Kraft kann sie der Polizei verraten, wer sie entführt und gefangen gehalten hat – doch der Mann lässt sich nicht lebend fangen. Zur gleichen Zeit bringt Sarah (Taylor Schilling) ihren Sohn Miles (Jackson Robert Scott, „ES“) zur Welt, der bereits als Säugling erstaunliche kognitive Fähigkeiten zeigt. Allerdings auch einen Hang zu körperlicher Gewalt entwickelt.

Jahre später ist aus Miles ein Einzelgänger geworden, der mit anderen Kindern kaum Kontakt bekommt und deshalb sehr auf seine Mutter und seinen Vater John (Peter Mooney) fokussiert ist. Als Sarah eines Nachts ihren Sohn im Schlaf sprechen hört, muss sie feststellen, dass er eine fremde Sprache beherrscht, die er nicht kennen kann. Und auch sein sonstiges Verhalten gibt Sarah Anlass zur Sorge. Eine Psychologin vermittelt ihr schließlich den Spezialisten Arthur Jacobson (Colm Feore), der über Miles eine düstere Theorie entwickelt hat …

The Prodigy: Wenn der Zuschauer mehr weiß

Lange hält Regisseur McCarthy die Zuschauer bei der Umsetzung des Scripts von Drehbuchautor Jeff Buhler („Friedhof der Kuscheltiere“, „Midnight Meat Train“) nicht hin. Schon früh wird klar, was mit Miles nun eigentlich los ist. Und daraus bezieht The Prodigy auch seine Spannung. Denn das Publikum hat die Vorgeschichte gesehen und weiß deshalb mehr als Sarah und John. Und fürchtet ab diesem Moment um deren Wohlergehen. So wird jeder Blick, jede Bewegung von Miles zur potenziellen Bedrohung.

Dazu kommt eine handwerklich saubere Arbeit von McCarthy, der die Grundspannung mit seinen Bildern stets hochhält und ein paar sehr gelungene Adrenalin-Spitzen setzen kann – ohne ständige Jump-Scares. Mit Kamera-Perspektiven und diffuser Beleuchtung schafft er eine Atmosphäre der Bedrohung, die sich sehen lassen kann und sensiblere Gemüter sicher in Unruhe versetzt. Horror-Neulinge dürften mit The Prodigy daher auch recht zufrieden sein. Gestandene Fans mit entsprechendem Background kann der Film aber leider so gar nichts Neues erzählen.

The Prodigy
Daher verbringt Miles die meiste Zeit mit seiner Mutter Sarah, der ihr Sohn aber zunehmend unheimlich wird.

The Prodigy: Im Horror nichts Neues

Denn der ganze Plot des Kindes, das offenbar von anderen Mächten beeinflusst wird, ist alles andere als neu. Die liebenden Eltern, die lange nichts bemerken und das auch nicht wollen, ähneln  extrem denen in The Omen, das tut auch die grundsätzliche Handlung. Und dem besessenen Kind gewinnt das Script von Buhler auch keinerlei neuen oder innovativen Momente ab. Dennoch hält der Film sich wacker in der ausgetretenen Spur, bis er im Finale mit einem mauen Twist noch einmal schwächer wird.

Was nicht den Schauspielern anzulasten ist. Taylor Schilling spielt die von Zweifeln zerrissene Mutter sehr gut und Jackson Robert Scott, der in ES den kleinen Bruder von Bill spielte, ist in der Rolle des unheimlichen Kindes auch absolut sehenswert. Das Drehbuch verpasst es aber, aus dieser guten Ausgangssituation mehr zu machen. Denn schon nach 30 Minuten bietet die Story kaum noch eine Weiterentwicklung. Und eine Geschichte, die eine Stunde lang wenig Überraschendes zeigt, fesselt eben immer ein Stückchen weniger.

Dennoch ist The Prodigy kein schlechter Film, nur eben einer, der mit vielen bekannten Versatzstücken des Genres hantiert und eigentlich keine einzige neue Idee dazu packt. Wer sich im Horror-Genre (noch) nicht so auskennt, dürfte hier also durchaus auf seine Kosten kommen. Horror-Fachleuten, die in den letzten 20 Jahren alles Wichtige gesehen haben, dürfte hier hingegen die Überraschungen fehlen. Das wird diese Zielgruppe aber gewohnt sein.

Fazit:

Gute Schauspieler, routinierte Regie, akzeptables Drehbuch. Daraus entsteht mit The Prodigy ein Film, der Zuschauern Spaß macht, die nicht jeden Horror-Klassiker bereits gesehen haben. Dass Jeff Buhler in seinem Script an der Grundidee festhält und diese nicht für ein paar billige Schocks verwässert, ist ihm hoch anzurechnen. Ein paar mehr frische Ideen hätten es dann aber schon sein dürfen. Im noch jungen Horror-Jahr 2019 dennoch ein erster Lichtblick.

The Prodigy startet am 7.  Februar 2019 in den deutschen Kinos.

Mehr Infos zu neuen Horrorfilmen gibt es hier.

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