Table 19

Filmkritik: Table 19 – Liebe ist fehl am Platz

Hochzeitskomödien sind beliebt! Zahlreiche Filme nutzten das Ambiente bereits für gelungene und nicht ganz so gelungene Späße rund um das Eheversprechen und damit verbundene Liebesverwicklungen. Kann sich „Table 19“ in die bessere Gruppe dieses Sub-Genres einordnen oder wünscht man sich hier eine schnelle Scheidung?

Komödien, die hauptsächlich an einem Ort spielen, sollten über starke Charaktere und einen interessanten Plot verfügen, um die fehlende optische Abwechslung auszugleichen. Kann Table 19 mit beidem dienen oder versackt der Film im Durchschnitt? Die Antwort ist überraschend.

Table 19
Jo, die ehemalige Nanny der Braut, hat für den jungen Renzo nicht nur einen Tanz, sondern auch ein paar Lebensweisheiten parat.

Table 19: Die Handlung

Eloise (Anna Kendrick) ist sehr unsicher, ob sie auf eine Hochzeitseinladung zusagen soll. Einerseits heiratet ihre beste Freundin Francie (Rya Myers), andererseits hat deren Bruder Teddy (Wyatt Russell) Eloise gerade nach zwei Jahren abserviert – per SMS. Und der wird auch noch Trauzeuge sein. Eloise entschließt sich schließlich hinzugehen – und landet an Tisch 19. Dem Tisch, der komplett gehen könnte, ohne dass es jemand merkt. Der Tisch, der eigentlich hätte absagen sollen. Und so trifft Eloise dort auf Francies erste Nanny Jo (June Squibb), das Ehepaar Kepp (Lisa Kudrow, Craig Robinson), das niemanden dort kennt, Francies Cousin Walter (Stephen Merchant), der irgenwie seltsam ist und den Teenager Renzo, der unbedingt eine Frau abschleppen will. Dank der allgemeinen Ablehnung – und der besonders miesen Behandlung durch Teddy wird der Tisch aber trotz aller Unterschiede bald zu einer Art verschworenen Gemeinschaft. Mit dem einen oder anderen dunklen Geheimnis …

Table 19: Die Mogelpackung

Ein seltsames Kinoerlebnis bietet Table 19 da. Denn der Film wirkt, als habe man dem Drehbuchautoren nach der Hälfte des Films erzählt, man wolle doch keine Komödie drehen, sondern ein Drama über einsame Menschen auf Hochzeiten. Der Grundtenor des Films ist schlicht zu düster, um daraus eine reinrassige Komödie wie „Girls Night Out“ zu machen. Dennoch gelingen Regisseur und Autor Jeffrey Blitz ein paar hochkomische Momente, die er allerdings gleich wieder mit einer tragischen Gerade auf die Comedy-Bretter schickt. Einen derart unentschlossenen Film gab es in den Kinos lange nicht.

Blitz hat dabei das Glück, dass seine Schauspieler sowohl die witzigen wie auch die tragischen Momente sauber spielen und somit die Lacher immer wieder anderen Emotionen Platz machen. Dazu gelingt es Blitz, sein Publikum ein ums andere mal an der Nase herumzuführen und Plots, deren Ausgang jedem im Saal nach zwei Minuten klar zu sein scheint, gänzlich anders enden zu lassen. Leider traute Blitz aber bezüglich seiner frischen Mischung der eigenen Courage nicht und macht stille Momente, die durchaus berühren, mit übertriebener Slapstick wieder kaputt. Spätestens, wenn der trottelige Renzo zum dritten Mal ausrutscht, kann darüber noch jemand müde grinsen.

Table 19
Cousin Walter macht sich, wenn nötig, auch gern als Kellner nützlich.

Table 19: Tragische Clowns

Dabei hat Blitz einige wirklich gute Figuren geschrieben. Die von Gefühlen geschüttelte Eloise, die weise Nanny Jo, das desillusionierte Ehepaar, der herzensgute, aber irgendwie gruselige Walter. Sie funktionieren gut und werden mit wenigen Sätzen, Gesten und Blicken lebendig. Dazu kommen ein paar sehr gelungene Running-Gags, ein paar wundervolle One-Liner („Wir wünschen euch das gleiche Happy-End wie Romeo und Julia!“) und ein ordentlicher Schlag Romantik, die natürlich nicht fehlen darf. Aber es bleibt dennoch immer das Gefühl, dass Table 19 eigentlich einmal ein Drama hätte werden sollen, bis ein Produzent oder Studio-Boss entschied, dass man doch eine Komödie brauche. Und so wurde er beides nicht so richtig.

Der Film liefert immer wieder charmante Momente und Szenen, wirkt aber durch seine Unentschlossenheit nie wie aus einem Guss und deutet oft nur an, wie gut er hätte werden können. Als Tragikomödie hat Table 19 sicher das Problem, für sich ein Publikum zu finden. In den USA hatte er Mühe, seine überschaubaren Produktionskosten einzuspielen. Fans von Anna Kendrick und Lisa Kudrow dürften aber trotz einiger Längen ihren Spaß haben.

Fazit:

Der unentschlossen zwischen Komödie und Drama wechselnde Table 19 wird letztlich beiden Lagern nicht wirklich gerecht, auch wenn er ein paar sehr gelungene Momente aufweisen kann. Dank der charmanten Darsteller ist der Film aber auch kein Totalausfall und unterhält im Endeffekt ganz gut. Es bleibt aber das Gefühl, hier wäre wesentlich mehr gegangen.

Table 19 – Liebe ist fehl am Platz startet am 17. August in den deutschen Kinos.

Table 19
Was macht Eloise so lange auf der Damentoilette? Tisch 19 ist neugierig.