Eine Martial-Arts-Komödie aus Deutschland, so cool wie ein Tarantino-Film und so witzig wie gute Buddy-Movies aus Hollywood – kann das funktionieren? Natürlich nicht! Warum „Plan B – Scheiß auf Plan A“ trotzdem keine Katastrophe ist, erfahren Sie hier.
Kann ein Film gut sein, der keine vernünftige Handlung hat, sich an Klischees abarbeitet? Der nur wenig wirklich gute Schauspieler aufweist und die meiste Zeit ein amüsiertes Kopfschütteln auslöst? Nicht wirklich. Das heißt aber nicht, dass er nicht trotzdem mit anderen Tugenden glänzt und deshalb gut unterhält. So wie Plan B.
Gleich zum Fazit?
Plan B: Die Handlung
Die vier Freunde Can, Chan, Phong und U-Gin (ein Türke, zwei Asiaten und ein Schwarzer) versuchen seit Jahren, ihre Kampfsportkünste als Stuntmen zu Geld zu machen, doch Manager U-Gin holt einfach keine gut bezahlten Aufträge herein. Für den einen oder anderen im Team soll deshalb eigentlich Schluss sein, doch dann hat U-Gin doch noch ein lukratives Angebot auf dem Tisch – und die Jungs ziehen los. Durch U-Gins Zahlenschwäche landen sie aber prompt bei der falschen Hausnummer. Und dort wird gerade die Frau (Julia Dietze) des gefährlichsten Gangsters von Berlin (Henry Meyer) von einer Bande Kleinkrimineller festgehalten. Die behalten einen der Jungs da, damit die anderen drei für sie einen extrem kniffligen Job erledigen. Für Can, Chan, Phong und U-Gin beginnt eine Nacht, die sie wohl nie vergessen werden …
Wirrer Genre-Mix
Bruce Lees Enkel treffen megacoole Tarantino-Figuren. In einem Plot, der in Humor und Action stets unentschlossen zwischen Terence Hill und Bud Spencer-Klamauk und Neo-Crime-Coolness hin und her pendelt. Einzelne Szenen funktionieren isoliert ganz gut, als gesamter Film fällt Plan B aber aufgrund dieser Tatsache immer wieder auseinander. Und hat man als Zuschauer einmal die Lust verloren, wird der Film wahrscheinlich auch zum nervtötenden Langweiler.
Sieht man ihn aber in einem anderen Licht, müssen auch andere Kriterien angelegt werden. Denn hier wurden offenbar alle möglichen Ideen, die das Regie-Duo Ufuk Genk und Michael Popescu – oder Drehbuchautor Rafael Garciolo – jemals hatten, in eine Story geschrieben. Und offenbar ganz bewusst das Risiko eingegangen, statt einem stringent erzählten Film einen Flickenteppich aus coolen oder witzigen Szenen anzubieten. Statt einzelne Ideen einer Gesamthandlung zu opfern, haben die Macher die Ideen behalten und die Story über Bord geworfen.
Ed Wood-Feeling
Das ist manchmal sogar recht gut gelungen. So muss sich Plan B in Sachen Martial Arts-Inszenierung nicht hinter Standards aus den USA verstecken. Ab und zu ist das Geschehen jedoch derart schräg und seltsam, dass man beim Zuschauen schon an die Anti-Regie-Legende Ed Wood erinnert wird, der sein fehlendes Talent einfach mit unglaublichem Enthusiasmus ausglich. Das verleiht Plan B einen ganz eigenen, zarten Charme, der sicher nicht jeden erreichen wird, aber dennoch da ist. Denn die Spielfreude der darstellerisch doch eher limitierten Hauptfiguren überdeckt viel und bringt das Publikum auch an Stellen zum Lächeln, die eigentlich gar nicht so lustig sind.
Das ganze Projekt wirkt, als hätten es ein paar Freunde mit einer Kiste Bier – oder möglicherweise anderen bewusstseinserweiternden Substanzen – ins Leben gerufen und diesen Zustand über die gesamte Produktionszeit auch beibehalten, so piepegal schienen ihnen gängige Erzählstrukturen oder Glaubwürdigkeit gewesen zu sein. Und tatsächlich: Ein paar actionbegeisterte Jungs mit einer Kiste Bier könnten beim gemeinsamen Konsumieren von Plan B richtig viel Spaß haben. Gerade weil hier auf den ersten und zweiten Blick wenig zusammenpasst.
Ein dickes Lob an Verleiher Fox, der den Film dennoch – oder gerade deswegen – in die Kinos bringt. Plan B wird sicher kein Kassenknüller, hat aber Kultpotenzial. Das könnte ihn mit genug Zeit doch noch zum Erfolg werden lassen.
Fazit:
Eigentlich funktioniert Plan B auf keiner einzigen Ebene richtig gut. Und genau das macht seinen Charme aus: Er wirkt wie die Herzensangelegenheit einiger junger Filmemacher und Darsteller, die kompromisslos ihr Ding durchziehen. Das muss man auf keinen Fall mögen – aber man kann. Denn das Herzblut der Macher schwingt in jedem schlechten Dialog und in jeder abstrusen Handlungswendung mit. Nichts für Cineasten oder anspruchsvolle Zuschauer, aber ein Film, der auf dem Männerabend mit jedem Bier ein wenig sympathischer und besser wird. Und das hat ja auch eine gewisse Daseinsberechtigung.
Plan B – Scheiß auf Plan A startet am 8. Juni in den deutschen Kinos.