No Way Out

Filmkritik: No Way Out – Gegen die Flammen

Wenn sich ein Drama nach wahren Begebenheiten ankündigt, ist grundsätzlich erst einmal Vorsicht geboten. Oftmals nehmen clevere Drehbuch-Autoren ein mehr oder weniger beliebiges Unglück, um daraus eine schmalzige Dramolette zu fabrizieren. Auch „No Way Out – Gegen die Flammen“ basiert auf tatsächlich geschehenen Ereignissen. Kann sich das Katastrophen-Drama aus der Welt der Waldbrand-Bekämpfer vom üblichen Herz-Schmerz abheben?

Bislang hatte Regisseur Joseph Kosinski mit seinen Projekten wenig Glück. 2010 drehte er mit „Tron: Legacy“ die langerwartete Fortsetzung eines Kultfilms der 80er – ohne großen Erfolg. 2013 brachte er dann Tom Cruise in „Oblivion“ ins Kino – und hatte erneut Pech, dass ein eigentlich ganz guter Film an der Kasse floppte. In den USA schmierte mit No Way Out auch sein dritter Versuch gnadenlos ab – aber zu Recht?

No Way Out
Die Hotshots sind näher am Feuer als jede andere Feuerwehr-Einheit.

No Way Out: Die Handlung

Der ehrgeizige Feuerwehr-Chef Eric Marsh (Josh Brolin) will aus seinem Team unbedingt Stars formen. Bislang dürfen seine Männer aus einer Kleinstadt in Arizona immer nur in sicherem Abstand zum Waldbrand Hilfsarbeiten verrichten. Doch Marsh will aus seiner Truppe unbedingt „Hotshots“ machen. Das sind die Spezialisten, die direkt an der Front des Brandherdes Schneisen schlagen und Gegenfeuer legen, um den Brand einzudämmen. Und tatsächlich: nach einem waghalsigen, aber erfolgreichen Einsatz werden Marsh und sein Team die „Granite Mountain Hotshots“.

Einer dieser Männer ist der Ex-Junkie Brendan (Miles Teller), der für sich und seine neu geborene Tochter endlich ein vernünftiges Leben führen will. Nach hartem Drill schafft er es, zum Team zu stoßen und erfährt in den Reihen seiner Kameraden neben Sticheleien und Geringschätzung auch bald echte Freundschaft und Anerkennung. Doch als er nach einem vermeintlichen Routine-Einsatz im Krankenhaus landet, beginnt er, den Job zu hinterfragen und entschließt sich, nach der Waldbrand-Saison aufzuhören. Da werden die Granite Mountain Hotshots zu einem scheinbar harmlosen Feuer gerufen …

No Way Out: Starker Abgang

Er habe den tapferen Feuerwehrmännern ein Denkmal setzen wollen, lässt Regisseur Kosinski über diesen Film wissen. Und das merkt man No Way Out in der ersten Stunde leider auch an. Denn dort strapaziert Kosinski die Mär von den harten Kerlen, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten, deutlich über Gebühr. Aber schon hier gelingen Kosinski gelegentlich auch ruhige Momente, die einzelnen Figuren mehr Tiefe verliehen und glaubwürdig die kleinen und großen Probleme thematisiert, die so ein Job mit sich bringt.

Vor allem Jennifer Connolly glänzt als Marshs Gattin, die mehr vom Leben will als nur die Frau eines Feuerwehrmannes zu sein. Und in etlichen Kämpfen mit ihrem Mann immer wieder ihren Standpunkt klar macht, bis der Eisenschädel endlich sieht, worum es ihr geht. Wenn sich der Film seinem Finale nähert, trumpft Kosinski dann groß auf. Denn was er er in den letzten 30 Minuten auf das Publikum abfeuert, trifft härter, als manch einer es zu Beginn des Films für möglich gehalten hätte.

No Way Out
Amanda Marsh ist die Gefahr leid, in die sich ihr Mann immer wieder begibt.

No Way Out: Wissen hilft wenig

Selbst dann, wenn man als Zuschauer früh ahnt, dass die heile Welt der Hotshots möglicherweise einen tödlichen Haken hat – oder es aufgrund vorheriger Google-Recherchen sogar weiß: Es hilft nur wenig. Kosinski inszeniert die Katastrophe so derart hart und gnadenlos, dass der Film unweigerlich an die Nieren geht. Was auch an der sehr guten Leistung der Schauspieler liegt. No Way Out bleibt durch den Schluss nachhaltig in Erinnerung.

Und bei den Brandeinsätzen macht Kameramann Claudio Miranda („Life of Pi“) einen guten Job. Die Bilder, mit denen er das Feuer einfängt, machen stets deutlich, welch ungeheure Macht in diesen Bränden steckt und wie wenig man sie unterschätzen darf. Weil Kosinski mit seiner Inszenierung dem Zuschauer suggeriert, dass seine Helden dennoch stets alles unter Kontrolle haben, ist der Schluss umso schlimmer.

Warum diesen Film über tragische Helden in den USA niemand sehen wollte, ist unklar. An der Qualität liegt es sicher nicht, das sahen auch die US-Kritiker so. Geholfen hat es Kosinski wieder nicht. Vielleicht finden sie ja bei uns ein paar Freunde packender Dramen und sehen sich No Way Out an – verdient hätte er es.

Fazit:

Spektakuläre Bilder von Feuersbrünsten wechseln sich in dieser wahren Geschichte mit Eheproblemen, Drogensucht und wilden Feiern ab – bevor No Way Out das Publikum im Finale emotional ganz hart erwischt. Stars wie Josh Brolin, Jennifer Connolly, Miles Teller und Jeff Bridges spielen ihre Rollen so stark, dass im Kinosaal wohl die eine oder andere Träne fließen dürfte. Dass der Film dabei gelegentlich den Kult um wahre Männerfreundschaften und Kameraderie ein wenig übertreibt, ist deshalb verzeihlich.

No Way Out – Gegen die Flammen startet am 3. Mai 2018 in den deutschen Kinos.

No Way Out
Harter Drill fürs Überleben: Eine spezielle Folie soll im Fall der Fälle das Leben der Männer retten.