KOng - skull island

Filmkritik: Kong – Skull Island

Der große Affe ist wieder da! Nach Peter Jacksons Version von 2005 kommt der nächste Versuch, Kong und seiner Schädelinsel neues Leben einzuhauchen. Diesmal soll es gleich der Startschuss für ein ganzes Rudel von Monsterfilmen werden. Klappt das?

Monster üben eine unglaubliche Anziehungskraft auf viele Kinozuschauer aus: Manche der Kreaturen sind eigentlich ganz sympathisch – wie der hier vorliegende Fall, andere jagen uns tiefste Angst ein – wie Scotts und Gigers „Alien“. Doch in welchen Größen und Formen sie auch auftreten, das Kind in uns ist neugierig auf das, was doch so oft unter dem Bett lauert, und will es endlich einmal in ganzer, schrecklicher Pracht sehen. Das wusste auch Kong – Skull Island-Regisseur Jordan Vogt-Roberts.

Kong – Skull Island: Die Handlung

Visionär Bill Randa (John Goodman) gelingt es endlich, eine Expedition zu einer noch völlig unbekannten Insel im Pazifik auf die Beine zu stellen. Damit die Sache ein Erfolg wird, holt er sich Hilfe beim US-Militär: Die Helikoptereinheit von Colonel Packard (Samuel L. Jackson) hat gerade das Ende des Vietnamkriegs gesehen, darf aber nicht heim, sondern soll die Wissenschaftler um Randa zur Insel bringen. Als Fährtenleser holt sich das Team den britischen Agenten James Conrad (Tom Hiddleston), außerdem ist die Fotografin Mason Weaver (Brie Larson) mit dabei. Als die bunt gemischt Truppe die Insel erreicht, ist der anfängliche Entdeckerspaß schnell vorbei: Ein Gorilla, groß wie ein Haus, holt Peckards Hubschrauber einen nach dem anderen vom Himmel. Der Colonel schwört Rache, muss dazu aber erst seine Männer zusammen sammeln. Währenddessen stoßen Conrad und einige andere Überlebende auf den Piloten Marlow, der im Zweiten Weltkrieg hier abstürzte und Licht ins Dunkel bringen kann, was nun wirklich auf Skull Island los ist …

 

Optisch gelungen …

Das Auffällige zuerst: Wie schon diverse Trailer verrieten, sieht Kong – Skull Island einfach unverschämt gut aus. Was die FX-Leute inzwischen können, ist von der Realität in der Regel nicht mehr zu unterscheiden. Das, was Vogt-Roberts hier optisch auf die Leinwand zaubert, braucht den Vergleich mit den Effektgewittern vergangener Jahre nicht zu scheuen. Das ist Kinomagie auf der Höhe der Zeit. Und die Menge verschiedener furchteinflößender Kreaturen kann sich ebenfalls sehen lassen: Riesige Spinnen, Kraken, Echsen, Insekten und vieles mehr tummeln sich in tollem Look auf Skull Island. Wie schön wäre es jetzt, noch von dem tollen Schauspieler-Ensemble zu schwärmen, die spannende Story zu loben oder die Glaubwürdigkeit der Welt zu feiern. Leider gibt nichts von alledem irgendeinen Grund zum Jubeln.

… inhaltlich mau

An mehr als an Effekte und optisch tolle Szenen scheint bei der Entwicklung des Stoffes niemand gedacht zu haben. Anders ist es kaum zu erklären, dass alles, was nicht Effekt oder Bild ist, so jämmerlich dagegen abstinkt. Das fängt schon mit der Insel an: War bis dahin alles gut – und damit die erste gute halbe Stunde des Films inhaltlich klarer Spitzenreiter – wird es jetzt gleich wüst. Eine Menge Hubschrauber fliegen auf Kong zu, der einen nach dem anderen aus der Luft holt. Und nicht einer der Piloten kommt auf die bestimmt ganz gute Idee, einfach hoch genug zu fliegen, dass der Affe das Fluggerät nicht erreichen kann. Und diese Logiklöcher ziehen sich ab dann im Minutentakt durch den Film. Ist man durch die Bilder nicht komplett gefesselt und abgelenkt, fallen die schmerzhaft auf und drängen die Frage auf, warum denn da niemand mehr Korrektur gelesen hat. Das Drehbuch, an dem auch Max Borenstein mitwirkte, der bereits das Godzilla-Remake verfasste, ist einfach schlimm.

kong - skull island
Leuchtkugeln sind hier sinnlos, diesen Film kann niemand retten.

Daher ist es auch kein Wunder, dass die Schauspieler hier allesamt nicht glänzen können, es gibt schlicht keine Gelegenheit dazu. Selbst Oscar-Preisträgerin Brie Larson muss lediglich panisch aussehen und durch die Gegend laufen. Hiddleston und Goodman haben gleich gar nichts zu tun und Samuel L. Jackson gibt eine sehr anstregende, weil sehr unglaubwürdige Version von Kapitän Ahab zum Besten, obwohl ein entsprechender weißer Wal im Film gar nicht zu finden ist. Auch die Ansiedlung des Plots ins Jahr 1973 scheint hauptsächlich damit zu tun zu haben, dass Regisseur oder Autoren auf die Musik dieser Zeit standen – die gibt es reichlich zu hören. Was wohl erklären soll, warum dieser Zeitpunkt für den Film nötig war, wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Und das gilt auch für die Welt von Kong: Sich auf ein neues Universum einzulassen, ist immer ein Teil des Spaßes, wenn man sich so einen Film ansieht. Aber dafür muss man die Goldene Regel beherzigen und den Film in sich logisch und stimmig halten. Das tut dieser Film nie. Warum hier zehn Meter hohe Spinnen neben ganz normal großen Hirschen existieren? Das wird nicht verraten – und nimmt der Insel damit einen großen Teil ihres Charmes.

Kong – Skull Island sollte eigentlich der Auftakt für eine ganze Reihe von Monsterfilmen werden, von denen die Fortsetzung von Godzilla bereits in Arbeit ist – das legt die Post-Credit-Szene nahe, die enthalten ist. Dazu müsste der Film aber auch ordentlich Gewinn machen, und das scheint angesichts der Qualität zumindest zweifelhaft. Ein ähnlich konstruiertes Projekt – „The Great Wall“ – scheint etwa 75 Millionen Dollar Verlust einzufahren, das könnte auch Kong – Skull Island blühen. Und damit dürfte das neue Monster-Filmuniversum sich dann auch gleich wieder erledigt haben.

Fazit:

Optisch macht der Film eine Menge Spaß und dürfte damit der feuchte Traum vieler 14-jähriger Jungs werden, die auf Monster und Action stehen. Wer sich auch für eine ansatzweise interessante Story erwärmen kann, ist hingegen falsch: Kong – Skull Island bietet hier nur Schonkost. Der Plot mäandert zwischen belanglos bis ärgerlich durch den Film und hat offenbar auch seine Stars gelangweilt, denn keiner von ihnen kann einen Funken entzünden, an dem man sich durch den Film kämpfen könnte. Style over Substance in Perfektion – tolle Verpackung, kaum Inhalt. Schade drum.

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Der traurige Blick ist verständlich, aber der Affe kann nichts dafür.