Good on paper

Filmkritik: Good on Paper

Das sieht auf dem Papier gut aus! Diese Redensart gibt es auch im Englischen: Looks „Good on Paper“. Und so ist der Name der neuen Netflix-Komödie erklärt. Idee und Drehbuch dafür stammen von der Stand-Up-Comedienne Iliza Shlesinger, die Actionfans bei Netflix bereits ein Begriff ist. Sie spielte die Freundin von Mark Wahlbergs Titelcharakter im Film „Spenser Confidential„, der zu den erfolgreichsten Eigenproduktionen des Streaming-Dienstes gehört. Kann die Schauspielerin, die durch einen gewonnen Comedy-Wettbewerb 2008 bekannt wurde, auch als Hauptrolle überzeugen? Das verrät die Kritik.

Good on Paper
Lernt Comedienne und Schauspielerin Andrea tatsächlich im Flugzeug den Mann ihrer Träume kennen?

Die Handlung

Andrea Singer (Iliza Shlesinger) ist auf dem Sprung. Als Stand-Up-Comedienne hat sie bereits regelmäßige Auftritte in Bars und Clubs des Landes. Doch nun wird auch das Fernsehen auf die schlagfertige Blondine aufmerksam und es winkt eine Hauptrolle in einer Comedy-Serie. Es gibt also durchaus etwas zu feiern mit ihrer besten Freundin Margo (Margaret Chao), einer Bar-Besitzerin. Aber in der Liebe hat Andrea bislang noch keinen Treffer gelandet. Statt großer Liebe hält sie sich daher mit gelegentlichen Verabredungen über Wasser. Doch dann schlägt das Schicksal an unerwarteter Stelle zu – auf dem Flughafen.

Dort findet Dennis (Ryan Hansen) das Ticket von Andrea, das sie im Terminal verloren hat. Wie es der Zufall will, sitzt der freundliche Helfer auf dem Flug auch noch neben Andrea – und die beiden lernen sich kennen. Und aus zwei Reisenden werden über die nächsten Wochen und Monate Freunde. Und eines Tages offenbart Dennis dann seine wahren Gefühle: Er hat sich in Andrea verliebt. Eigentlich fühlt sie nicht das gleiche für ihn, aber nach einem schweren Schicksalsschlag, den Dennis erleiden muss, kommen sich die beiden doch noch näher und werden ein Paar. Doch immer wieder passieren Dinge im Umfeld der beiden, die Andrea misstrauisch machen. Stimmen die ganzen Geschichten, die Dennis ihr erzählt, tatsächlich? Oder ist ihr Lover zu gut, um wahr zu sein?

Stand-Up-Humor ergibt noch keinen Film

Bei Netflix gibt es relativ viele Stand-Up-Comedian-Solo-Programme. Und das ist auch sinnvoll, weil mancher Humor eben nur auf der Bühne vor Publikum funktioniert. Ein Gag für einen Film und ein Lacher live – das sind oft zwei paar Schuhe. Das muss nun auch die durchaus witzige Iliza Shlesinger erfahren. Zwar darf sie in ihrem eigenen Film mehr tun als nur hysterisch zu kreischen wie noch neben Mark Wahlberg. Aber sie baut in ihr Drehbuch immer wieder auch kurze Momente auf der Bühne mit ein, in denen sie als Andrea Singer die Story des Films kommentiert. Das macht den Eindruck, also würde sie ihrem Humor im Script nicht trauen. Und tatsächlich sind die Witze in Good on Paper nicht alle lustig.

Das Positive zuerst: Good on Paper ist weit entfernt von manchem Netflix-Film, der vor Pipi-Kaka-Witzen und extrem albernen Figuren nur so wimmelt. Shlesinger bliebt mit ihrem Charakteren deutlich näher an der Realität und arbeitet nur mit geringer Übertreibung – Skalpell statt Holzhammer. So ist die lesbische Beste Freundin Margo zwar etwas zu schrill, um komplett glaubhaft zu sein. Und auch eine von Dennis‘ Mitbewohnerinnen hat mindestens eine kleine Schraube locker. Aber das sind Figuren, die dennoch in der Realität funktionieren und nicht komplett stereotyp geraten sind. Leider wirken Shlesingers kurze Monologe über Männer und Frauen auf der Bühne, aber nicht innerhalb einer Filmhandlung als Vortrag an Partner oder Freundin. Und so entlockt die Komödie dem Zuschauer meist höchstens ein Schmunzeln, aber kaum Lacher.

Good on Paper
Dennis ist gebildet, kultiviert, freundlich und zuvorkommend – zu schön, um wahr zu sein?

Komplett überraschungsfrei

Denn auch eine Komödie kann sowohl einen Spannungsbogen als auch die eine oder andere Überraschung vertragen. Beides fehlt Good on Paper. Denn dass Dennis nicht ganz der ist, für den er sich ausgibt, ist bereits in den ersten Szenen überdeutlich. Und überrascht dementsprechend niemanden bei der vermeintlichen Auflösung dieses Geheimnisses, das nie eines war. Und auch die Handlung selbst, die sich im Wesentlichen um Andreas Beziehung zu Dennis dreht, aber auch den Stress mit einer vermeintlichen Konkurrentin für gute Rollen thematisiert, gibt es kaum einmal einen Ausschlag nach oben. Der Film plätschert mehr, als das er fließt.

Schauspielerisch tun  sich auch keine Offenbarungen auf. Shlesinger, Hansen und Chao spielen ihre Rollen ordentlich, aber es gibt keine Szene im Film, die aufgrund der Charaktere im Kopf bliebe. Immerhin legt Shlesinger in ihrem Drehbuch-Debüt ein flottes Tempo an den Tag, sodass Good on Paper zumindest keine nennenswerte Längen aufweist. Schauspielerin Kimmy Gatewood, die hier zum ersten Mal als Regisseurin fungiert, ist es auch nicht gelungen, mehr Spaß in den Film zu packen, innovative Regie-Ideen sucht man hier vergebens. Das macht Good on Paper nicht zu einem schlechten Film, denn er unterhält die meiste Zeit ganz ordentlich. Wer aber auf eine durchgehend witzige Rom-Com hofft, dürfte ein wenig enttäuscht sein.

Iliza Shlesinger
In einer wilden Nacht mit reichlich Alkohol wird aus den Freunden ein Liebespaar.

Fazit:

Mit Good on Paper präsentiert Netflix eine weitere Komödie, die nie so richtig zündet. Zwar hat sie mit Rohrkrepierern wie „The Wrong Missy“ oder „Hubie Halloween“ nicht viel zu tun und müht sich um realistische Handlungen und Figuren. Allerdings funktioniert der von Iliza Shlesinger geschriebene Stand-Up-Comedy-Humor in einer Filmhandlung auch nur bedingt. Und wenn eine Komödie nicht durchgehend lustig ist und auch kaum überraschende oder spannende Handlung zu zeigen hat, bleibt am Ende wenig übrig, an das man sich nach dem Abspann noch erinnern würde. Keine Katastrophe, aber auch nichts Besonderes.

Good on Paper startet am 23. Juni 2021 bei Netflix.

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