Fan-Service ist heute bei großen Kino-Reihen eine wichtige Sache. Bei Marvel-Filmen erwarten die Fans bestimmte Easter-Eggs und Post-Credit-Szenen. Bei einem neuen Bond-Film muss die Eröffnungs-Actionszene spektakulär sein. Und bei der 2014 neu gestarteten „Godzilla“-Reihe müssen unbedingt Monster auftauchen, die in der Original-Kinoreihe auch schon zu sehen waren – nur eben besser. Ob das auch im neuesten Film der Serie „Godzilla vs Kong“ der Fall ist und für wen sich der Kinobesuch lohnt, klärt die Kritik.
Die Handlung
Seit Godzillas Sieg über Ghidorah sind fünf Jahre vergangenen, in denen niemand den Giganten gesehen hat. Doch wie aus dem Nichts taucht Godzilla plötzlich in der Nähe von San Francisco auf, um eine Fabrik des APEX-Konzerns zu attackieren. Der Aktivist Bernie (Brian Tyree Henry) untersucht den Vorfall und wird bald von Madison Russell (Millie Bobby Brown) kontaktiert, die ebenfalls einen Grund für Godzillas Angriff innerhalb des Komplexes vermutet. Tatsächlich entdecken sie dunkle Machenschaften von Apex.
Derweil beobachtet die Wissenschaftlerin Ilene Andrews (Regina Hall) mit ihrer Adoptivtochter Jia (Kaylee Hottle) auf Skull Island das Verhalten von Kong. Jia hat mittlerweile sogar eine Verbindung zu dem riesigen Affen aufgebaut und kann ein wenig mit ihm kommunizieren. APEX-Boss Walter Simmons (Demian Bichir) hat inzwischen den Forscher Nathan Lind (Alexander Skarsgard) überzeugt, dass die Titanen wie Godzilla und Kong aus dem Erdinneren stammen und will Kong dorthin bringen. Das macht Godzilla auf den zweiten Titan-Alpha Kong aufmerksam …
Ein Film für Fans
Trotz der fünf Jahre, die in der Handlung vergangen sind, schließt Godzilla vs Kong weitgehend nahtlos an den Vorgänger an. Viele Themen, die in King of all Monsters begonnen wurden, erzählt der neue Film weiter. So erfährt der Zuschauer, was aus Ghidorahs Überresten wurde, woher die Monster eigentlich stammen und wie die gewaltigen Kreaturen miteinander in Verbindung stehen. Und der Übergang zu Godzilla vs Kong klappt trotz neuen Regisseurs (Adam Wingard) relativ gut. Wenn man die Vorgänger denn mochte.
Denn wer bereits die früheren Filme der Reihe für ordentlichen Blödsinn hielt, wird auch mit dem neuesten Teil nicht glücklich. Hier steht wirklich alles im Zeichen der spektakulär anzusehenden Kämpfe zwischen Godzilla und Kong und einem weiteren Monster aus dem Back-Katalog der japanischen Originale, das hier aber nicht verraten wird. Alles andere hat sich diesem Ziel unterzuordnen, sei es Logik, Spannung, Glaubwürdigkeit oder Sinn. Im Gegensatz zur Transformer-Reihe, die mit jedem Teil schlechter wurde, ist Godzilla vs Kong aber nicht schwächer als sein Vorgänger.
Der Effekt ist König
Bei der extrem vorhersehbaren und weitgehend spannungsarmen Handlung sollte der Zuschauer nicht unbedingt darauf hoffen, hier etwas anderes zu bekommen als Klischee-Charaktere (der gute Wissenschaftler, der böse Industrielle, das sensible Kind) und Story, die komplett auf möglichst coole Locations und Platz zum Kämpfen ausgelegt ist. Das muss man nicht mögen. Aber der Erfolg der Filme gibt den Machern darin Recht, dass es offenbar genau das ist, was die Fans sehen wollen. Und bei Einspielergebnissen von bereits jetzt mehr als 440 Millionen Dollar sind das eindeutig eine Menge Fans.
Wie in den Vorgängerfilmen haben die alten (Millie Boyy Brown, Kyle Chandler) und neuen (Regina Hall, Alexander Skarsgard) Stars nicht viel zu tun, außer gut auszusehen. Aber Schauspieler-Kino waren die Filme auch noch nie. Gerade Chandlers Rolle ist im Film beispielsweise komplett obsolet. Auch sein Mitwirken dürfte reiner Fan-Service sein, über den wir bereits eingangs sprachen. Godzilla vs Kong dafür zu verurteilen, dass er bedient, was die Massen sehen wollen, ist sinnlos. Man mag den Film oder eben nicht. Wingards Arbeit will nie mehr sein, als sie ist und bietet exakt das, was man erwartet.
Und bei allen berechtigtem Unken über die maue Story und die flachen Figuren: In Sachen Spezialeffekte liefert Godzilla vs Kong voll ab. Wer also sehen möchte, wie zwei gigantische Kreaturen beim Kampf gegeneinander ganze Innenstädte komplett in Trümmer legen, ist hier einfach richtig. Keine versteckten oder gar subversiven Botschaften, keine Meta-Ebene, kein tieferer Sinn. Godzilla vs Kong ist, was er zeigt. Und für wen das genug ist, der bekommt einen passenden Film für sich zu sehen, den man dann auch unbedingt im Kino genießen sollte.
Fazit:
Bei Godzilla vs Kong über Sinn und Unsinn der Handlung zu spekulieren, ist angesichts der offen zur Schau getragenen Gleichgültigkeit der Filmemacher für diese Dinge unnötig. Der Film nutzt so wenig Story wie möglich, um dem Publikum ein Maximum an Schauwerten zu bieten, für deren Verständnis man selbst der dünnen Handlung nicht zwingend folgen muss. Für Liebhaber geschliffener Drehbücher und starker Schauspieler-Leistungen ist dieser Film eine Qual. Aber Fans der Reihe bekommen exakt das, wonach sie verlangen. Was soll man daran kritisieren?
Godzilla vs Kong startet am 1. Juli 2021 in den deutschen Kinos.