Walt Disneys „König der Löwen“ gehört zu den erfolgreichsten Zeichentrick-Abenteuern, die der Mäuse-Konzern je in die Kinos brachte. Daher ist es auch keine große Überraschung, dass auch die Abenteuer von Simba bald auf der Liste jener Filme landete, die eine neue Version mit modernster Tricktechnik bekommen sollten. Nach „Dumbo“ und „Aladdin“ ist das Löwenabenteuer schon der dritte Realfilm nach Klassikern in diesem Jahr – ist er auch der beste?
von Gastautor Felix Brüggemann
Der Schauspieler und Regisseur Jon Favreau ist für den Disney-Konzern so etwas wie eine eierlegende Wollmilchsau. Als Darsteller machte er Tony Starks Leibwächter Happy Hogan zum beliebten Charakter der Marvelwelt, der zuletzt in „Spider-Man Far From Home“ zu sehen war. Und als Regisseur startete Favreau mit „Iron Man“ nicht nur den Siegeszug der Marvel-Superhelden-Blockbuster. Sondern zeigte auch mit der Realverfilmung von „Das Dschungelbuch“, wie gut neue Versionen der Klassiker funktionieren können. Gelingt ihm erneut ein Hit?
Die Handlung
Mufasa, der König der Tiere, feiert mit seinen Untertanen die Geburt seines neu geborenen Sohnes Simba. Der Junge soll einmal an Mufasas Stelle König werden. Nur Scar, der Bruder des Königs, scheint davon nicht besonders angetan, denn er sieht sich selbst auf dem Thron. Durch die Geburt eines Erben sind seine Chancen aber deutlich kleiner geworden, je über das Königreich zu herrschen. Und so wartet er auf eine Chance, das Schicksal zu seinen Gunsten zu ändern und mithilfe seiner Hyänen-Diener die Macht zu ergreifen.
Die Möglichkeit ergibt sich, als Mufasa mit seinem Sohn allein einen Ausflug macht und Scar eine Stampede von Büffeln auslöst, in der der alte König umkommt. Zudem kann der kluge Schurke die Schuld auch noch Simba in die Schuhe schieben, der von Schuldgefühlen gebeutelt das Weite sucht und nie wieder in das Königreich der Löwen zurückkehren will. Mit seinen neuen Freundin Timon und Pumbaa führt der junge Löwe ein sorgenfreies Leben im Dschungel. Doch dann begegnet er seiner Kinderfreundin Nala …
Der König der Löwen: Länger, aber vorlagentreu
Wie schon erwähnt, handelt es sich bei Der König der Löwen um eine Realverfilmung des Klassikers aus dem Jahr 1994. Somit gibt es nicht wirklich Raum dafür, die Story zu kritisieren oder die Motivation der unterschiedlichen Charaktere zu beleuchten, ohne Hand an das Original anzulegen. Zum Glück ist das auch gar nicht nötig, denn Disney hat in dieser Version bei der Handlung nichts dazu gedichtet oder weggelassen. Trotzdem ist der Film 29 Minuten länger als das Original: Womit füllt der Film die Zeit?
Der König der Löwen fühlt sich trotz der 118 Minuten Lauflänge zu keiner Zeit zu lang an und die zusätzlichen Minuten wurde geschickt in den Film geschnitten. So gibt es nicht „die eine“ neue Szene, sondern eben mehrere kleine Sequenzen, die manche Situationen klarer machen oder Details zur Story hinzufügen . Die unterschiedlichen Charaktere sind aber unverändert und teilweise bringt die Neuauflage bekannte und berühmte Szenen des Vorgängers komplett gleich auf die Leinwand.
Der König der Löwen: Unglaubliche Bilder
Warum also die Realverfilmung? Die Bilder, die Bilder, die Bilder! Der König der Löwen trumpft mit beeindruckender Animationstechnik auf. Wenn man nicht wüsste, dass sämtliche Tiere am Computer erschaffen wurden, könnte man meinen, dass Disney zwischendurch auch echte Lebewesen vor die Kamera gebracht hat. Bei der Landschaft stellt sich die gleiche Frage: Ist das wirklich nicht echt? Durch gut gesetztes Licht und imposante Kameraeinstellung entstehen Bilder, die das Original so einfach nicht bieten konnte.
Der König der Löwen ist natürlich nichts ohne seine bekannten Lieder, die auch hier wieder Verwendung finden und von Stars wie Beyonce gesungen werden. Disney hat aber auch neue Titel eingebaut, die zum Glück nie fehl am Platz sind. Daneben hat jedes Tier seine perfekte Stimme, jedenfalls in der englischen Sprachausgabe, entsprechend werden auch die Lieder im Originalton gesungen. Es ist zu hoffen, dass Disney auch bei der deutschen Version eine gute Wahl trifft und ähnlich großartige Künstler wie James Earl Jones (Mufasa), Chiwetel Ejiofor (Scar), Beyonce (erwachsene Nala) oder Seth Rogen (Pumbaa) findet.
König der Löwen: Fehlende Intensität
Ist Der König der Löwen also pures Gold? Nein, leider nicht ganz. Gerade die emotionalen Szenen des Films, die die meisten kennen und entsprechend auch mit Spannung erwarten, hätten etwas mehr Intensität vertragen können. Hier mag man sich die Frage stellen, ob solche Momente nicht automatisch an Wirkung verlieren, wenn man den Film bereits gesehen hat. Allerdings gibt es genug Gegenbeispiele in der Film-Historie, wo eine Szene auch bei mehrfacher Inszenierung noch genauso intensiv bleibt.
Die Realverfilmung fällt hier im Vergleich zum Original etwas schwächer aus. Als kleine Entschädigung bekommt der Zuschauer dafür eine gute Prise Humor serviert. Der immer dann seine Höhepunkte hat, wenn Timon und Pumbaa auf der Leinwand auftauchen. Rafiki hätte dagegen etwas effizienter in der Handlung genutzt werden können, wodurch John Kani als Synchronstimme schon fast ein wenig verschwendet wirkt. Emotional kann die neue Version der alten Zeichentrick-Verfilmung nicht das Wasser reichen.
Fazit:
Der König der Löwen ist eine weitgehend gelungene Realverfilmung mit kleinen Schwächen, die aber verschmerzbar sind. Und setzt die Reihe der starken Disney-Neuauflagen damit fort. Die Synchronstimmen verleihen jedem Charakter Authentizität und Tiefe, weshalb sich ein Blick auf die englische Sprachausgabe für Fans definitiv lohnt. Die großartigen Bilder und die Musik runden das Kinoerlebnis ab und wecken die Kindheitserinnerung – oder schaffen ganz neue.
Der König der Löwen startet am 17. Juli 2019 in den deutschen Kinos.