Cats

Filmkritik: Cats

Es ist eines der erfolgreichsten Musicals, das je auf die Bühnen der Welt gebracht wurde – „Cats“. Die Tänzer und Sänger, als Katzen geschminkt und in ihren Bewegungen den Vierbeinern erstaunlich ähnlich, machten in den frühen 80ern Furore. Die Power-Ballade „Memories“ zog die größten Stimmen des Jahrhunderts magisch an. Ein Phänomen war geboren. Dennoch dauerte es mehr als 35 Jahre, bis das Stück den Sprung auf die Leinwand schaffte. Dafür gibt es auch einen guten Grund, wie dieser Film beweist.

Es gibt eine Szene aus John Sturges‘ Western „Die glorreichen Sieben“, die erklären kann, was hier passiert ist. Als die Helden vom Bösewicht geschnappt werden, fragt der sie, warum sie das getan haben. Der Charakter von Steve McQueen sagt daraufhin, genau das habe man auch den Mann gefragt, der sich nackt ausgezogen hatte und dann in eine Ansammlung von Kakteen gesprungen war. Was der Mann geantwortet habe, wollte der Bösewicht wissen. McQueen: „Er hat es für eine verdammt gute Idee gehalten!“ So ähnlich muss es auch Regisseur Tom Hooper ergangen sein.

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Old Deutoronomy wird eine Katze erwählen, die in dieser Nacht ein neues Leben erhält.

Cats: Die Handlung

Zugegeben, eine irreführende Überschrift. Denn Cats hat im engeren Sinn kaum eine Handlung. Eine Gruppe von Katzen, genannt die Jellicle-Katzen, treffen sich eines Nachts auf einer Müllhalde. Dort soll ihr Anführer Old Deuteronomy (Judi Dench) eine Katze auswählen, die wiedergeboren werden kann und so ein zweites Leben erhält. Die Kandidaten, die sich darum bewerben, stellen sich im Lauf des Films nacheinander durch einen Auftritt samt Song vor. Das ist der Theaterkater Gus „Ian McKellen“, der einst ein gefeierter Schurkendarsteller war.

Außerdem gibt es die gemütliche Grumpie-Katze Jennyanydots (Rebel Wilson), den dicken Bustopher Jones (James Corden) und einige andere. Der böse Kater Macavity (Idris Elba, schon der Tiger in „Mogli“) versucht zu betrügen, indem er die anderen Kandidaten entführt und gefangen hält, so dass nur er zur Wahl steht. Aber da schleicht sich die alte Katze Grizabella (Jennifer Hudson) herein, die einst ein Star war und tief fiel. Jellicle-Neuling Victoria (Francesca Hayward) hat Mitleid mit ihr – und nicht nur sie. Wird Macavity dennoch siegen?

Cats: Ungeeigneter Kandidat

Was Tom Hooper („The King’s Speech“) da bloß geritten hat! Denn kaum ein Musical ist derart ungeeignet für eine Umsetzung als Film wie dieses. Es beginnt damit, dass es kaum Handlung gibt, sondern eher eine Revue als eine echte Geschichte ist. Die basiert auf einer Gedichtsammlung von T.S. Eliot, die für Kinder gedacht war und in England recht beliebt ist. Eliot schriebt darin über verschiedene Katzentypen, dachte sich aber keine Story aus. Die fehlt nun dem Filmprojekt schmerzlich, da es so kaum Abwechslung oder dramatische Höhepunkte gibt.

Neben den vielen Songs von Komponist Andrew Lloyd Webber („Das Phantom der Oper“) begeisterte das Musical vor allem mit gelungenen Tanz-Choreographien und dem Umstand, wie katzenähnlich sich die Darsteller in ihren Kostümen und der Schminke auf der Bühne bewegten. Beides hat Hooper denkbar seltsam umgesetzt. Die Katzen-Mensch-Hybriden, die hier am Computer entstanden, sehen eher gruselig als interessant aus, zudem variiert ihre Größe von wenigen Zentimetern bis zu knapp einem Meter, je nach Szene.

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Der Superstar: Taylor Swift ist als Macavitys Gehilfin Bombalurina zu sehen.

Cats: Weitgehend werkgetreu

In seinem Versuch, möglichst auf nichts von dem zu verzichten, was den Reiz des Musicals ausmacht, traf Hooper leider oft falsche Entscheidungen. Ein rein animierter Film mit richtigen Katzen hätte funktionieren können, allerdings dann keine Tanzszenen gehabt. Und eine Abfilmung des Muscials gibt es bereits seit 1998 und war wohl nicht im Sinne von Hooper oder Universal. So drehte der Regisseur letztlich einen Film, den seine faulen Kompromisse und halbgaren Versuche der Leinwand-Umsetzung zu einem wenig gelungenen Hybrid machen.

Dennoch muss man dem Briten zugestehen, dass er sich weitgehend an die Vorlage hält und die Songs und Choreographien ordentlich umsetzt. Von seltsamen Entscheidungen wie die Gechlechtsumwandlung des Anführers von Männchen zu Weibchen einmal abgesehen. Aber Hauptdarstellerin Hayward ist eine tolle Tänzerin, Hudson gibt eine ordentliche Version von Memories zum Besten und die Spielfreude und der Bewegungsdrang der Darsteller ist eben falls sichtbar. Daher sind manche Kritiken einfach überzogen schlecht.

Denn wer hier etwas anderes erwartet hat als ein Musical ohne Handlung, ist auch ein wenig selbst Schuld. Man kann einem John Wayne-Film nicht vorwerfen, dass er ein Western ist und einem Scorsese-Film nicht, das die Mafia darin vorkommt. Ebenso ist es unsinnig, sich über Elemente des Films zu beschweren, die zu einer Musicalverfilmung nun einmal zwingend dazu gehören. Es wird Fans des Bühnenstückes geben, die diese Version von Cats mögen. Denn nicht alles, was Tom Hooper hier gemacht hat, ist eine Katastrophe.

Fazit:

Wer ein Musical ohne Handlung und mit Menschen als Katzen verfilmt, muss wissen, welche Probleme er sich damit aufhalst. Tom Hooper muss sich vorwerfen lassen, die meisten davon in Cats nicht oder nur wenig gelöst zu haben. Dennoch gelingen ihm dank guter Schauspieler durchaus schöne und ergreifende wie auch witzige Momente. Puristen werden sicher lieber bei einer Live-Aufführung bleiben. Wer sich aber über zuviel Musik und Tanz beschwert, ist hier schlicht im falschen Film – denn um etwas anderes geht es hier nicht.

Cats startet am 25. Dezember 2019 in den deutschen Kinos.

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Macavity stellt sich der jungen Victoria vor, die ganz neu bei den Jellicle Katzen ist.