Birds of Prey

Filmkritik: Birds of Prey

Als „Suicide Squad“ 2016 in die Kinos kam, gab es reichlich Prügel für den Superheldenfilm. Ein mauer Joker, eine chaotische Handlung und viel zu wenig von dem Wahnsinn, den die Serie als Comic eigentlich auszeichnet. Lediglich ein Punkt wurde von den Kritikern gefeiert: Margot Robbie als Harley Quinn. Kein Wunder also, dass die Freundin des Jokers einen eigenen Film bekommen sollte. Mit „Birds of Prey“ hat sie den nun auch bekommen, obwohl der Titel etwas anderes suggeriert.

Der volle Name des Films lautet eigentlich „Birds of Prey (and the fantabulous Emancipation of one Harley Quinn)“ und bringt etwas besser auf den Punkt, worum es hier eigentlich geht. Denn die titelgebende Superhelden-Gruppe Birds of Prey ist hier nur schmückendes Beiwerk. Der Star ist Harley Quinn, der Film beginnt und endet mit ihr und auch zwischendurch gibt es kaum eine Szene, in der sie nicht vorkommt. Ob der Film auch ohne die versprochenen Heldinnen im Fokus sehenswert ist, verrät die Kritik.

Birds of Prey
Der Eindruck täuscht: Teamwork der Birds of Prey gibt es hier erst zum Schluss.

Birds of Prey: Die Handlung

Harley Quinn (Margot Robbie) und der Joker haben sich getrennt. Um das amtlich zu machen, jagt die ehemalige Psychiaterin den Ort ihrer Liebe in die Luft – eine alte Chemiefabrik, in der sie von Harleen Quinzel zu Harley Quinn wurde. Doch das sendet das falsche Signal an Gotham City. Während „Mister J“ gar nicht reagiert, verstehen diverse andere Gangster jetzt, dass Harley nicht länger unter dem Schutz des tödlichen Clowns steht – und eröffnen die Jagd auf sie. Einer davon ist der aufbrausende Roman Sionis alias Black Mask (Ewan McGregor).

Der ist außerdem auf der Suche nach einem Diamanten, in dem sich das Geheimnis der verschwundenen Millionen von Gothams ehemaligem Mafia-Boss verbirgt – dem Bertinelli-Clan. Den Stein hat ausgerechnet die junge Trickdiebin Cassandra Cain (Ella Jay Basco) erbeutet, kennt den eigentlichen Wert ihrer Beute jedoch nicht. Um nicht von Black Mask ermordet zu werden, bietet Harley an, für ihn den Stein zu finden. Doch da haben auch die geheimnisvolle Huntress (Mary Elizabeth Winstead), Detective Montoya (Rosie Perez) und Dinah Lance (Jurnee Smollett-Bell) ein Wörtchen mitzureden …

Birds of Prey: Deadpool als Vorbild

Laut, bunt, blutig: Wem das bei einer Superhelden-Verfilmung bekannt vorkommt, hat vermutlich einen der Deadpool-Filme gesehen. Denn Birds of Prey orientiert sich eindeutig an Marvels Abenteuern über den geschwätzigstem und unkaputtbarsten Mutanten des Verlags. Beide Filme weisen die Gemeinsamkeit auf, dass ihre Hauptdarsteller ihre Figuren wirklich verstanden haben. Ryan Reynolds IST Deadpool und auch Margot Robbie hat den Kern von Harley Quinn durchdrungen und verkörpert sie so gut, als sei sie direkt aus den Comicseiten auf die Leinwand gesprungen.

Comicleser, die sich vielleicht wirklich auf einen Team-Film in der Tradition der Avengers oder den Titans gefreut haben sollten, werden hingegen enttäuscht. Denn die ihnen bekannten Heldinnen werden nicht nur zum Teil dramatisch verändert, sie spielen auch keine große Rolle. Hier werden einfach Figuren so lange durch den Fleischwolf gedreht, bis sie in den Film passen. Seit „Thor: Tag der Entscheidung“ wissen Superheldenfilm-Regisseure eben, dass das Publikum das schon tolerieren wird, wenn das Ergebnis wenigstens unterhaltsam ist.

Birds of Prey
Black Mask ist kein Fan von Harley, schätzt aber einige ihrer Fähigkeiten – zu ihrem Glück!

Birds of Prey: Gute Action

Und das ist immer dann der Fall, wenn die meist völlig überdrehte Action startet. Ob der Final-Beginn in einem verlassenen Freizeitpark oder die Prügelei in der Asservatenkammer, die Kämpfe sind phantasievoll und gekonnt umgesetzt. Und behalten so auch den typischen Comic-Look, den die Fans in solche Filmen sehen wollen, auch wenn das Ergebnis mitunter blutiger ausfällt als auf den Heftseiten. Den haben anderen Superhelden-Filme allerdings schon spektakulärer gezeigt, als Regisseurin Cathy Yan das hier gelingt.

Dazu kopiert der Film auch die Bildsprache von Deadpool und überhöht die Comicbezüge optisch deutlich. Das trifft allerdings auch auf die Erzählweise zu, was dem Film nicht immer gut tut. Denn Yan springt hier von Szene zu Szene, oft ohne richtigen Anschluss oder Konzept. So zerfasert ihre ohnehin dünne Story, die nur von einem mäßigen Motiv für die ganze Handlung durchzogen wird, immer weiter. Damit überhaupt klar wird, wer wer ist und was genau passiert, muss das Drehbuch Robbie viel aus dem Off erklären lassen – nicht immer spannend.

Schauspielerisch bekommt neben Margot Robbie nur noch Ewan McGregor die Chance, sich auszuzeichnen. Auch wenn sein Black Mask mit der Vorlage ebenfalls nur wenig zu tun hat. Der Rest des Casts hat schlicht zu wenig Zeit auf der Leinwand, um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Auch sonst wäre es aber wohl schwierig gewesen, gegen Robbie zu bestehen, der der ganze Film auf den Leib geschneidert wurde. Daher dürften Fans des Charakters hier immer wieder in Verzückung geraten. Wer Harley Quinn nicht so cool findet, ist hier aber falsch.

Fazit:

Birds of Prey ist ein Film, der den Titel durchgeknallte Comic-Verfilmung wahrhaftig verdient. Bunt, laut, blutig und immer ohne jeglichen Anspruch auf Glaubwürdigkeit oder Realitätssinn prügelt und redet sich Margot Robbie als Harley Quinn durch den Film. Wem das genügt, der wird hier – ähnlich wie bei den offensichtlichen Vorbildern Deadpool 1 und 2 – seinen Spaß haben. Wenn auch die Marvel-Filme eine ganze Ecke besser sind. Mit der Vorlage der Comics hat dieser Bird of Prey-Film allerdings nicht viel zu tun. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Birds of Prey startet am 6. Februar 2020 in den deutschen Kinos.

Birds of Prey
Margot Robbie ist als Harley Quinn erneut sehr sehenswert.