Battle of the Sexes

Filmkritik: Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

Das etwas andere Sportlerdrama. In „Battle of the Sexes“ geht es ausnahmsweise nicht nur um Spiel, Satz und Sieg, sondern auch um große Gefühle neben dem Platz. Der Film erzählt die wahre Geschichte des Tennismatches zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs, das es 1973 tatsächlich gegeben hat. Aber er blickt auch hinter die Kulissen der Industrie.

Sportdramen sind eindeutig Sache Hollywoods, fast alle großen Filme nach tatsächlichen Sportereignissen kommen von dort. Der sportliche Wettkampf steht offenbar bei den Amerikanern besonders hoch im Kurs. Denn hier werden moderne Helden und tragische Verlierer erschaffen, die bestens geeignet sind, das Publikum mitzureißen oder Mitleid zu erwecken. Gelingt das auch Battle of the Sexes? Einem Film, der deutlich mehr Themen hat als nur den Sport?

Battle of the Sexes
Viel Show, viel Sympathie: Aus Bille Jean King und Bobby Riggs wurden nach dem Match Freunde.

Battle of the Sexes: Die Handlung

Billie Jean King (Emma Stone, „La La Land„) hat es geschafft. Die Tennisspielerin ist die Nummer eins der Welt und tritt mit einigen Kolleginnen in einer eigenen Turnier-Reihe an, weil ihnen der Chef des Tennis-Verbandes (Bill Pullman) nur einen Bruchteil der Gage zahlen will, die Männer bekommen. Als sie eines Tages die Friseurin Marylin (Andrea Riseborough) kennen lernt, bringt das noch mehr Chaos in ihr Leben, denn sie merkt, dass sie echte Gefühle für die Frau empfindet, obwohl Billie Jean eigentlich glücklich verheiratet ist.

Da passt ihr das Angebot des alternden Ex-Profis Bobby Riggs (Steve Carell) gar nicht, gegen sie einen Schaukampf auszutragen. Der 25 Jahre ältere Lebemann hat Stress in Ehe und Finanzen und will das Match unbedingt. Schließlich geht er King derart auf die Nerven, dass sie dem Spektakel zustimmt. Das in Windeseile zum Kampf der Geschlechter hochstilisiert wird …

Battle of the Sexes: Wenig Sport, viel Zeitgeist

Wer auf einen klassischen Sportfilm hofft wie „Remember the Titans“ oder „Coach Carter“, der ist bei Battle of the Sexes falsch. Denn das Regieduo Jonathan Dayton und Valerie Faris („Little Miss Sunshine“) zeigt deutlich mehr Interesse an den gesellschaftlichen Umwälzungen der frühen 70er Jahre als am tatsächlichen, sportlichen Ereignis. So nimmt Kings Entdeckung, dass sie sich mehr zu Frauen als zu Männern hingezogen fühlt, im Film einen breiten Raum ein. Denn obwohl Homosexualität bei Frauen auch damals nicht so viel Wirbel verursachte wie bei Männern, gibt es doch böse Blicke und Tuscheleien unter den Tennisspielerinnen um Billie Jeans Stylistin.

Auch der Kampf der Frauen für gleiche Bezahlung – der ja bis heute nicht gewonnen ist – spielt für Dayton und Faris eine wichtige Rolle. Und so kämpft Billie Jean am Ende auch weniger gegen Bobby Riggs, sondern mehr gegen die Betonköpfe des Verbandes, die den Sieg einer Frau über einen Mann für völlig ausgeschlossen halten. Schließlich werfen die beiden noch einen kritischen Blick auf die Medien, die das Duell auf jede mögliche Weise ausschlachten und für derart absurde und übersteigerte Momente sorgen, dass zumindest in den USA der Battle of the Sexes bis heute in Erinnerung geblieben ist.

Battle of the Sexes
Geständnisse im weichen Licht: Durch Marylin lernt Billie Jean, dass sie Frauen liebt.

Battle of the Sexes: Perfekt gemischtes Doppel

Dass der Film so viel Spaß macht, liegt neben dem guten Drehbuch und der Regie vor allem an Emma Stone und Steve Carell. Stone beweist einmal mehr ihre Wandelbarkeit und ihr großes Talent für die Essenz von Figuren. Ihr feines Spiel sorgt dafür, dass die aufkeimende Liebe zwischen den beiden Frauen nie peinlich oder unglaubwürdig erscheint. Und dass man nicht nur auf dem Tenniscourt mit ihr mitfiebert.

Steve Carell legt seinen Bobby Riggs hingegen wunderbar zwischen albernem Medienkasper und unsicherem Ehemann und Vater an. Der deshalb ebenfalls eine Tiefe bekommt, die man zu Beginn des Films noch nicht erwartet. Und der in Gegensatz zu Billie Jean King auch der große Verlierer der ganzen Angelegenheit bleibt. Dennoch gelingt es Carell, Riggs dabei stets eine gewisse Würde zu lassen und ihn nie zur Witzfigur abzustempeln.

Bei beiden sollten sich Filmfans also nicht wundern, wenn sie zumindest im erweiterten Kreis der Oscar-Nominierungen auftauchen würden. Verdient wäre das allemal.

Fazit:

Battle of the Sexes ist in erster Linie ein Film über Emanzipation – und erst danach ein Sport-Drama. Jonathan Dayton und Valerie Faris inszenieren ihren Film stets mit leichter Hand, aber nie oberflächlich. Und ihre beiden Stars machen aus dem ohnehin guten Film einen echten Leckerbissen für Filmfans. Die zweistündige Zeitreise zurück in die frühen 70er ist deshalb auch keine Sekunde langweilig – der Aufschlag sitzt!

Battle of the Sexes
Verbandsboss Jack (Bill Pullman) hofft inständig auf eine Niederlage seiner Intimfeindin Billie Jean King.