Annabelle 3

Filmkritik: Annabelle 3

Schon nach dem ersten „Conjuring“-Film bekam die dämonische Puppe „Annabelle“ ihren ersten Solo-Auftritt. Und drei Jahre später mit einem zweiten Versuch sogar eine Entstehungsgeschichte – und den weitaus besseren Film. Nun steht mit Annabelle 3 ein weiteres Gruselstück mit dem grauenhaften Spielzeug an. Kann sich die zuletzt schwächelnde Horror-Serie, die sich im Kern um die beiden paranormalen Ermittler Ed und Lorraine Warren drehen, mit dem neuesten Film wieder in eine qualitativ bessere Richtung entwickeln?

Annabelle 3 ist bereits der siebte Film im Conjuring-Universum. Neben den beiden Conjuring-Teilen (ein dritter kommt im September 2020) und drei Annabelle-Filmen gibt es auch noch „The Nun“ und „Lloronas Fluch“, die zwar bei Publikum und Kritikern nicht gut ankamen, aber dennoch einen ordentlichen Gewinn erzielten. Denn die Filme sind in der Regel so kostengünstig produziert, dass sie schnell in die Gewinnzone kommen. Das dürfte bei Annabelle 3 nicht anders sein. Aber kann er mit dem guten zweiten Teil mithalten oder ist er eher ein The Nun-Debakel?

Annabelle 3
Die kleine Judy hat die gleiche Gabe wie ihre Mutter – und ist dadurch furchtbaren Schrecken ausgesetzt.

Annabelle 3: Die Handlung

Nach den Ereignissen aus The Conjuring beschließen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), dass die böse Puppe Annabelle (die in diesem Film einen Cameo-Auftritt hat) am besten in ihrem extra gesicherten Zimmer für verfluchte oder böse Gegenstände aufgehoben ist. Schon auf der Heimreise zeigt Annabelle ihre Macht und lehrt die Warrens das Fürchten. Doch als ein Priester sie im Warren-Haus in ein aus geweihtem Glas gebauten Schrank einschließt, scheint die Gefahr durch die dämonische Macht gebannt.

Und so lassen die Warrens ihre 10-jährige Tochter Judy (McKenna Grace, „Spuk in Hill House“) sorglos mit Babysitterin Mary Ellen (Madison Iseman) allein im Haus. Keine gute Idee. Denn Mary Ellens Freundin Daniela (Katie Sarife) hat vom „Geisterzimmer“ der Warrens gehört und möchte nun aus sehr persönlichen Gründen dort hinein. Welchen Horror sie dadurch entfesselt, kann sich das junge Mädchen allerdings kaum vorstellen. Denn Annabelles dämonische Macht ist stärker denn je – und die tödliche Puppe will in dieser Nacht auf jeden Fall Blut sehen …

Annabelle 3: Billige Geisterbahn

Regie führte bei diesem Film erstmals Erfolgs-Horror-Scriptschreiber Gary Dauberman („ES“, beide Annabelle-Vorgänger), der nun zeigen darf, was er am Set von seinen Vorgängern gelernt hat. Und er macht deutlich: Das Handwerk des Erschreckens hat Dauberman völlig verstanden. Dass ein Film aber auch ein wenig Innovation und frische Ideen braucht, leider nicht. Unter Daubermans Regie verkommt sein eigenes Script zu einer immer schneller werdenden Geisterbahnfahrt mit billigen Schocks, die aber zu keinem Zeitpunkt echtes Interesse an den Figuren weckt.

Und auch keinerlei neue Erkenntnisse in Sachen Annabelle bringt. So verletzt Dauberman nicht nur die wichtige Regel, dass Fans eines Franchises mit jedem neuen Teil auch etwas Neues erfahren sollten. Sondern er verwechselt auch Jump-Scares mit Atmosphäre. Wenn die drei jungen Frauen des Nachts voneinander getrennt durch das unheimliche Warren-Anwesen irren und dabei den Attacken der freigesetzten Geister nahezu hilflos ausgesetzt sind, sind das Bilder, die man schon etliche Male gesehen hat – auch im Conjuring-Universum.

Annabelle 3
Die freundliche Mary Ellen ahnt nichts von den Gefahren, die im Warren-Haus lauern,

Annabelle 3: Die Warrens retten es nicht

Zudem erreicht Dauberman mit seiner Story nie die emotionale oder unheimliche Intensität der Hauptfilme. Die nicht nur mit zwei starken Hauptdarstellern glänzen konnten. Sondern auch so gut inszeniert waren, dass sie zu den Highlights der Horrorfilme in den vergangenen Jahren gehören. Denn obwohl Dauberman die beiden Stars zumindest für einen starken Beginn zur Verfügung hatte, kann er das Niveau nicht halten. Umständlich und langsam baut er die neue Situation der drei unterschiedlichen Mädchen auf und erzeugt dabei nur wenig Atmosphäre – und kaum Spannung.

Nun sollte man dem Film seinen geringen Bodycount nicht vorwerfen. Der ist in der gesamten Reihe nicht nur eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen Horrorfilmen mit etlichen Toten. Aber zumindest eine greifbare Bedrohung sollte die Story schon liefern. Und das gelingt Dauberman trotz sympathischer Darsteller und einer wirklich guten McKenna Grace nicht. Zwar bietet der Regisseur durchaus gute Kamerafahrten und hat das Horror-Einmaleins im Griff, aber das ist alles viel zu ausgelutscht und vorhersehbar.

Daher ist Annabelle 3 auch deutlich schwächer als der Vorgänger, den Regisseur David Sandberg als effektiven Horrorfilm mit guter Story auf die Leinwand brachte. Dauberman muss sich hier aber bei sich selbst beschweren, denn das Drehbuch, dass er schrieb, ist einfach zu schwach um zu überzeugen. Nach dem desolaten The Nun ist auch Annabelle 3 keine Glanzleistung des Autors. Und führt das Conjuring-Universum weiter hinab in die Untiefen beliebigen Horrors. Die Hoffnung der Fans muss nun auf The Conjuring 3 im kommenden Jahr ruhen.

Fazit:

Wenig Spannung, noch weniger Grusel und so gut wie keine Atmosphäre! Vielleicht sollte es Regie-Debütant Gary Dauberman doch lieber beim Drehbuch schreiben belassen – obwohl er auch dort zuletzt nicht überzeugte. Annabelle 3 ist nach dem schwachen The Nun und dem nur unwesentlich besseren Lloronas Fluch der dritte Conjuring-Film in Reihe, der nicht ansatzweise an die Qualität der Hauptfilme herankommt. Mit solchen Filmen zerstört man sich irgendwann auch die treueste Fan-Basis. Etwas mehr Mühe geben, bitte!

Annabelle 3 startet am 4. Juli 2019 in den deutschen Kinos.

Annabelle 3
Doch die Neugier von Mary Ellens Freundin Daniela setzt gefährliche Ereignisse in Gang. Werden die drei Mädchen die Nacht überstehen?