Die drei Musketiere Dartagnan

Filmkritik: Die drei Musketiere – Dartagnan

Der Roman „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas gehört in Frankreich zu den großen Standards der heimischen Literatur. Dumas ist wie Victor Hugo weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Sein neben „Der Graf von Monte Christo“ bekanntestes Werk ist immer wieder verfilmt worden. Dabei gelten die US-Version mit Gene Kelly aus den 50er Jahren und der Zweiteiler von Richard Lester aus den 70ern als die bekanntesten und besten Umsetzungen des Stoffes. Auf diesen Spuren wandelt nun auch Regisseur Martin Bourboulon, der seine Geschichte ebenfalls in zwei Teilen erzählen will. Teil zwei kommt unter dem Titel „Die drei Musketiere – Mylady“ im Dezember in die Kinos. Wie gut ist Teil eins „Die drei Musketiere – Dartagnan“?

Die drei Musketiere Dartagnan
An seinem ersten Tag in Paris legt sich D’Artagnan gleich mit Athos, Aramis und Porthos an. Doch statt sich zu erschlagen, werden sie Freunde.

Die Handlung

Frankreich im Jahr 1625. Ludwig XIII. herrscht über ein Land, das sich von außen und innen Bedrohungen gegenüber sieht. Das kümmert allerdings den jungen Gascogner D’Artagnan (Francois Civil) wenig, der wie sein Vater ein Musketier werden möchte und deshalb auf dem Weg nach Paris ist. Doch schon auf der Reise gerät der an einige Banditen. D’Artagnan kann einen kurzen Blick auf eine junge Frau in einer Kutsche werfen, bevor er niedergeschlagen wird. Der Wirt der Schänke, in der der Überfall stattfand, hält ihn für tot und beerdigt ihn im nahen Wald. Doch der junge Mann erwacht rechtzeitig und kann sich aus seinem Grab befreien. In Paris gelingt es ihm innerhalb weniger Minuten, in der Kaserne der Musketiere gleich der drei berühmtesten Kämpfer des Regiments zu beleidigen, sodass sie ihn zum Duell fordern.

Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmai) und Aramis (Romain Duris) finden jedoch Gefallen an dem jungen Mann, als er noch vor dem ersten Duell mit ihnen Seite an Seite gegen die Wache des Kardinals Richelieu kämpft, der faktisch das Land regiert und daher ein unangenehmer Feind ist. Tatsächlich wird Athos wenig später des Mordes an einer jungen Frau angeklagt, die D’Artagnan als die Dame aus der Kutsche wiedererkennt. Um seine Unschuld zu beweisen, müssen die drei Freunde Nachforschungen anstellen. Unterdessen wird D’Artagnan von seiner Vermieterin Constance (Lyna Khoudri) gebeten, für Frankreichs Königin Anna (Vicky Krieps) eine delikate Reise zu unternehmen, sodass er seine neuen Freunde nicht unterstützen kann …

Mit viel Respekt vor der Vorlage

Klassisch ist das Wort, das einem Zuschauer in den Sinn kommen dürfte, wenn er sich Die drei Musketiere – Dartagnan ansieht. Denn tatsächlich haben Regisseur Bourboulon und das Drehbuch-Autorenduo hier großen Wert auf eine recht authentische Verfilmung des berühmtem Buches gesetzt. Die Epoche mit ihren komplizierten politischen Verhältnissen wird ebenso genau getroffen wie die Optik der Kleidung und der Gebäude. Der Film ist ein Ausflug ins frühe 17. Jahrhundert, was den Inhalt betrifft. Folgerichtig hält sich Bourboulon auch mit Humor zurück und zeigt seine Story als ernsthaften, fast grimmig erzählten Film. Inszenatorisch hingegen setzt Bourboulon auf die Mittel des modernen Films.

So nutzt er die extrem beweglichen Kameras der heutigen Zeit, um einige fast minutenlange Plansequenzen zu inszenieren, die so dynamisch und mitreißend sind, dass man aktuelles Actionstrends wie in „John Wick“ oder „Mission Impossible“ gar nicht vermisst. Hier wird weitgehend gefochten und geprügelt- und das ist auch schon alles. Ohnehin liegt bei Bourboulons Version der Schwerpunkt nicht auf der Action, auch wenn die Momente, in denen es zur Sache geht, allesamt stark erzählt sind. Aber Bourboulon lässt seine Protagonisten deutlich mehr reden als kämpfen und zeichnet so nicht nur ein präzises Bild seiner Helden und Schurken, sondern belebt auch die Zeit wieder, in der Frankreich an vielen Fronten zu kämpfen hatte.

Vicky Krieps
Die arrangierte Ehe zwischen Louis XIII und Anna von Österreich soll dem brüchigen Frankreich Stabilität verleihen.

Das Highlight: Athos und Milady

Die absolute Macht des Königs, das gottgegebene Recht der Kirche in Form von Kardinal Richelieu, Volk und König nach Belieben zu betrügen und zu belügen, um eigene Interessen durchzusetzen – all das fügt Bourboulon gekonnt zu einem Ganzen zusammen. Dazu verfügt er mit Eva Green über eine Schauspielerin, die schon so oft als Femme Fatale zu sehen war, dass sie auch die berühmte Mylady problemlos zum Leben erweckt. Vincent Cassel als melancholisch-gebrochener Athos ist ebenso sehenswert. Seine Zerrissenheit zwischen Todessehnsucht, Königstreue und dem noch immer anhaltenden Schmerz eines gebrochenen Herzens verkörpert Cassel so gut, dass er in jeder Szene, in der er zu sehen ist, sofort sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Auch die Darsteller von Porthos und Aramis liefern komplett ab. Ausgerechnet die Titelfigur D’Artagnan lässt im direkten Vergleich ein wenig Federn. Francois Civil beherrscht zwar jederzeit die körperliche Anforderung an die Rolle, aber gegen Cassel und Co. bleibt er doch ein wenig blass. Auch Lyna Khoudri als Constance überzeugt noch nicht völlig, was allerdings auch an ihrem in Teil eins recht sparsamen Auftritten liegen könnte. Gut möglich, dass sie im kommenden Duell mit Eva Green ihr Können besser unter Beweis stellen kann. Einen wirklichen Ausfall in der Darstellerriege gibt es allerdings nicht, das Niveau ist durchgehend gut. Und die Stimmung des Films erinnert trotz nur weniger Gemeinsamkeiten der Handlung oft an Christophe Gans‘ Meisterwerk „Pakt der Wölfe“.

Eva Green
Doch Kardinal Richelieu und seine Top-Agentin Milady de Winter haben andere Pläne für das Land.

So dürften alle Fans von Mantel- und Degenfilmen hier ebenso auf ihre Kosten kommen wie Literaturliebhaber und Freunde von Historienfilmen, denn all diese Aspekte bedient Die drei Musketiere – Dartagnan gekonnt. Richtige Spannung dürfte zwar nur bei Zuschauern aufkommen, die die Story zum ersten Mal erleben. Aber das üppige Budget sorgt für einen Bilderrausch, den man sich auch gern noch ein zweites Mal ansehen würde. Disney+ hat bereits zugeschlagen und mit „Milady Origins“ und „The Black Musketeer“ zwei Nachfolge-Projekte geordert. Und zwei Romanfortsetzungen gäbe es ja auch noch.

Fazit:

Die drei Musketiere – Dartagnan ist einerseits klassisches Abenteuerfilm-Kino, andererseits aber so modern inszeniert, dass die Mischung sowohl Fans der alten als auch ein jüngeres Publikum ansprechen dürfte. Regisseur Martin Borboulon und die Autoren nehmen die Story ernst und machen kein Fantasy-Gemurkse wie Paul Anderson 2011 daraus. Historische Korrektheit spielt eine ebenso große Rolle wie der Unterhaltungswert und die Schauspieler, allen voran Vincent Cassel und Eva Green, sorgen für eine satte Portion Emotion, die sich im zweiten Teil noch verstärken dürfte. Ein wundervoller Historienfilm mit nur wenigen Schwächen und mit viel Liebe zu Details und prächtiger Kulissen in Szene gesetzt. Wer die Story um die drei Musketiere mag, wird diesen Film zu schätzen wissen.

Die drei Musketiere – Dartagnan startet am 13. April 2023 in den deutschen Kinos.

Die drei Musketiere Dartagnan
Können D’Artagnan und seine Freunde das Komplott gegen den König verhindern?