Kidnapping Stella

Filmkritik: Kidnapping Stella

Mit der „Fack Ju Göhte“-Reihe feierten die Schauspieler Jella Haase und Max von der Groeben große Erfolge und wurden einem breiten Publikum bekannt. Nun haben sich die beiden mit Clemens Schick zum Drei-Personen-Kammerspiel „Kidnapping Stella“ zusammengetan. Experten im Genre-Kino merken es schnell – der Film ist ein Remake des britischen Thrillers „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“, in dem Gemma Arterton das Entführungsopfer war. Ist die neue Version sinnvoll? Oder überhaupt nötig?

Mit Remakes ist das immer so eine Sache. Manche kritisieren einen Film, wenn er sich zu dicht ans Original hält und keine erwähnenswerte Neuerung bietet. Andere stört das Gegenteil. Sie wünschen sich ein Remake, das so dicht wir möglich am Vorbild bleibt, um die stärksten Szenen nicht zu verderben. Die Chance, Fans zu verärgern, st bei einem solchen Unterfangen immer gegeben. Wie schlägt sich Regisseur Thomas Sieben, der für das Netflix-Remake auch gleich noch das Drehbuch beisteuerte?

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Lecker? Stella, das frische Entführungsopfer, scheint mit der Menü-Auswahl nicht wirklich einverstanden.

Kidnapping Stella: Die Handlung

Akribisch bereiten Vic (Clemens Schick) und Tom (Max von der Groeben) eine verlassene Wohnung für eine Entführung vor. Schalldämmung, Bett, verdunkelte Fenster – alles soll perfekt sein und keinen Anlass für mögliche Fehler bieten. Denn Stella (Jella Haase), das geplante Opfer, soll keinen von ihnen je zu Gesicht bekommen und identifizieren können. Stellas Vater ist sehr reich und soll für seine Tochter entsprechend zahlen, die beiden Männer wollen danach mit der Beute im Ausland ein neues Leben anfangen. Eigentlich ein perfekter Plan.

Und zunächst läuft auch alles wie am Schnürchen. Stella aufzulauern, ist kein großes Problem und bald liegt die Blondine gefesselt auf dem dafür vorbereiteten Bett, ohne ihre Entführer gehört oder gesehen zu haben. Doch nach den ersten gelungenen Schritten läuft das Unternehmen immer mehr aus dem Ruder. Stellas Vater reagiert nicht wie erhofft. Und auch die junge Frau hat wenig Lust, sich mit der Rolle des verängstigten Opfers abzufinden. Und bringt Tom immer mehr in Schwierigkeiten. Denn der hat Kumpel Vic nicht alles erzählt …

Kidnapping Stella: Starkes Trio

Ein Film, der fast ausschließlich in einer Wohnung spielt und mit nur drei handelnden Personen auskommt, braucht starke Darsteller, um das Publikum über 90 Minuten zu fesseln. Diesen Punkt kann Regisseur Sieben sauber abhaken – Clemens Schick ist als kühler Verbrecher ebenso sehenswert wie Max von der Groeben als scheinbar einfältiger Gehilfe. Und Jella Haase schlägt sich als cleveres Opfer mit ein paar fiesen Tricks ebenfalls sehr gut. Den dreien bei ihrer Arbeit zuzusehen, macht durchgehend Spaß.

Autor Thomas Sieben hat sich das Vorbild genau angesehen und die Stärken und Schwächen des britischen Originals gut analysiert – zumindest die meisten. So zeigt das Original auch eine homoerotische Komponente, die aber wenig glaubwürdig wirkte, Sieben schrieb diesen Teil entsprechend um. Und etablierte eine eher freundschaftliche, aber auch hierarchische Beziehung zwischen den beiden Tätern, die mit Schick und von der Groeben ausgezeichnet funktioniert. Ein anderer Aspekt des Originals, den Sieben wegließ, fehlt eher.

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Bewusstlos? Stella merkt schnell, was sie tun muss, um ihre Entführer zu manipulieren. Aber fallen die drauf rein?

Kidnapping Stella: Wenig erotisch

Gemma Arterton setzte ihre weiblichen Reize im britischen Original überaus deutlich ein, um ihre Situation zu verbessern. Auf diesen erotischen Aspekt verzichtet Sieben größtenteils, und das ist nicht Jella Haase anzulasten. Statt sich hier ans sehenswerte Original zu halten, findet Sieben einen anderen Dreh, um das gewünschte Ziel zu erreichen, der aber nur bedingt überzeugt. Die Änderung in der Beziehung zwischen Stella und Tom schadet der Spannung zwar nicht, aber hier hat die erste Fassung klar die Nase vorn.

Ohnehin sollten Zuschauer der neuen Netflix-Produktion Spaß an Schauspielerkino haben, denn nur dadurch entfaltet Kidnapping Stella seinen Reiz. Wie sich die Geschichte wohl entwickeln wird, darauf dürfte auch Publikum kommen, dass die Vorlage nicht kennt. Aber die Art und Weise, die Sieben seine Figuren um die Vorherrschaft innerhalb dieses Trios kämpfen lässt, überzeugt über den größten Teil des Films. Ob sich das vermeintlich wehrlose Opfer tatsächlich von ihren Peinigern befreien kann oder doch freigekauft wird, wird hier aber nicht verraten.

Spannend ist Kidnapping Stella also, aber wie schon das Original, nicht durchgehend. Starke Dialoge zwischen Vic und Rom wechseln sich mit Szenen ab, die zwar die überschaubare Story weitererzählen, das aber nicht unbedingt aufregend tun. Der große Spannungsbogen funktioniert, dafür geizt die Story mit originellen Twists oder Überraschungen. Wer die Schauspieler mag oder gut entwickelte Storys schätzt, die auch ohne stetige Wendungen interessant sind, kommt mit Kidnapping Stella aber durchaus auf seine Kosten.

Fazit:

Das Original ist trotz der einen oder anderen Länge eine kleine Genre-Perle. Und auch Kidnaping Stella, das deutsche Remake für Netflix, kann sich sehen lassen. Dir drei Schauspieler überzeugen in ihren Rollen, die Spannung stimmt und die nicht sonderlich wendungsreiche Story ist dafür glaubhaft und emotional. Für Fans von Thrillerstoffen, die etwas außerhalb der Mainstream-Reihe tanzen, ist Thomas Siebens Regie- und Drehbucharbeit in jedem Fall sehenswert. Im Netflix-Filmangebot eine schöne, weil gute, Ergänzung.

Kidnapping Stella startet am 12. Juli 2019 bei Netflix.

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Bald muss Stella feststellen, dass ihre Meinung über die Männer in ihrem Leben möglicherweise nicht ganz korrekt war.