Mit „Creed 2: Rocky’s Legacy“ kommt nicht nur der achte Teil der Boxersaga mit Sylvester Stallone in die Kinos. Die Reihe, die 1976 begann, ist auch eine der ältesten im aktuellen Filmgeschäft. Bereits in Teil sieben hat Rocky Balboa die Handschuhe endgültig an den Nagel gehängt und trainiert nun den Sohn seines einstigen Konkurrenten und Freundes Apollo Creed. Hat die neueste Version des Kämpfer-Dramas den bisherigen sieben irgendetwas Neues hinzuzufügen?
Es soll die endgültige Wachablösung sein. Sylvester Stallone verkündete bereits im Vorfeld, dies werde definitiv sein letzter Auftritt als Rocky Balboa sein. Ab Teil neun müsste also Michael B. Jordan, seit Teil sieben als Apollo Creeds Sohn Adonis dabei, die Last allein auf seine breiten Schultern nehmen. Aber ist Creed 2 überhaupt so gut, dass mit einem neunten Teil der Serie zu rechnen ist? Oder ist der Schwanengesang von Rocky gleichzeitig das Ende der Saga?
Creed 2: Die Handlung
Adonis (Michael B. Jordan) hat es geschafft. Er ist Schwergewichts-Weltmeister, seine Beziehung zu seiner Freundin Bianca (Tessa Thompson) läuft gut und mit Trainer Rocky (Sylvester Stallone) verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Die Leute auf der Straße erkennen ihn und jubeln ihm zu. Doch dann taucht ein dunkles Erbe seines Mentors wieder auf und droht, auch Adonis‘ Leben gehörig auf den Kopf zu stellen. Denn eines Tages steht Ivan Dragon (Dolph Lundgren) bei Rocky im Restaurant und verlangt einen Kampf zwischen Adonis und seinem Sohn Viktor.
Drago hat nach seiner Niederlage gegen Rocky im heimischen Moskau alles verloren. Seine Frau (Brigitte Nielsen) verließ ihn und auch bei der Polit-Führung fiel er in Ungnade. Dennoch macht Rocky ihm klar, dass Adonis ihm nichts schuldet. Doch der kann das Angebot nicht so einfach ausschlagen, schließlich prügelte Drago seinen Vater Apollo im Ring zu Tode. Gegen den Willen von Bianca und Rocky nimmt er schließlich den Kampf an. Doch gegen den russischen Giganten erwartet Adonis eine böse Überraschung …
Creed 2: Im Ring nichts Neues
Ryan Coogler, Regisseur von Creed und „Black Panther“, hatte diesmal keine Zeit, also übernahm Steven Caple Jr den Regiestuhl. Wirklich zu merken ist das nicht, denn Caple wandelt deutlich in Cooglers Spuren und macht Creed 2 so zu einem Film, der sich immer wie ein echtes Sequel anfühlt. Er erzählt konsequent die Geschichte von Adonis und Rocky weiter und beutelt beide weiterhin mit Schicksalsschlägen, die aus dem Boxerfilm auch ein Drama machen. Originell ist das Drehbuch von Sylvester Stallone und Juel Taylor allerdings nicht.
Denn nach sieben Filmen gibt es einfach nicht mehr viel, was Rocky und seinen Freunden noch nicht zugestoßen ist. Krankheit, Verrat, Tode – all das hat die Saga bereits gezeigt. Und so sind auch die Stolpersteine in den Lebenswegen der Helden in Creed 2 nicht mehr sonderlich neu oder frisch. Dass sie dennoch ihren Zweck nicht verfehlen, liegt auch im guten Schauspiel, insbesondere von Michael B. Jordan und Tessa Thompson. Das Drama um ihren geplanten Nachwuchs gehört zu den emotionalsten Momenten des Films.
Creed 2: Wenn es beim Zusehen weh tut
Wenig getan hat sich auch bei den Kampfszenen. Das gäbe es allerdings auch keinen Grund, denn die sind seit dem ersten Teil der Reihe zwar unrealistisch, aber derart gut inszeniert, dass die Schläge dem Zuschauer beim Zusehen weh tun. Das liefert auch Creed 2, wenn der riesige Russe den Helden Adonis Creed im Ring so heftig vermöbelt, dass man unwillkürlich im Kino zusammenzuckt. Dazu fliegen Blut und Schweiß in rauen Mengen, alles nicht so, wie in einem echten Boxkampf, dafür aber extrem effektvoll und effektiv.
Und letztlich sind es auch diese Szenen, auf die der Zuschauer in den 130 Minuten von Creed 2 wartet. Während Vorgänger Creed sich große Stücke aus dem allerersten Film der Reihe sucht und sie aufwärmt, gibt es diesmal viele Parallelen zu Teil vier, nicht nur wegen der gleichen Besetzung. Auch das sorgt dafür, dass Creed 2 für Fans der Saga keine wirklichen Überraschungen bereithält. Lediglich Rockys erkaltete Beziehung zu seinem Sohn ist ein neues Element, das allerdings im Film kaum Raum zur Entfaltung bekommt.
Dennoch ist Creed 2 für Stallone ein guter Moment, um endgültig abzutreten und Jüngeren das Feld zu überlassen. Sein Charakter ist mit diesem Film endgültig auserzählt. So wäre er in einem möglichen neunten Teil nur noch als Leiche etwas Neues. Und das scheint der Schauspieler der Rolle, die ihm zu Weltruhm verhalf, wohl nicht antun zu wollen. Daher übergibt er den Staffelstab mit einem anständigen Film an den neuen starken Mann Michael B. Jordan. Der wird die Herausforderung sicherlich meistern.
Fazit:
Creed 2 erzählt den Fans der Rocky-Saga nichts Neues, sondern serviert bekannte Elemente in anderer Zusammenstellung. Dafür punktet der Film aber auch wieder mit den Tugenden, die die Serie groß machten. Wuchtig inszenierte Kampfszenen, die schon beim Zusehen Schmerzen bereiten. Und genug Drama, um in der Zeit zwischen den Kämpfen nicht zu langweilen. Das Rezept geht auch im achten Teil der Reihe nochmal auf. Wer Boxfilme bislang nicht mochte, findet hier keinen Grund, das zu ändern. Aber Fans der Reihe werden zufrieden sein.
Creed 2: Rocky’s Legacy startet am 24. Januar 2019 in den deutschen Kinos.