Bumblebee

Filmkritik: Bumblebee

Mit dem völlig vermurksten Action-Overkill „Transformers: The Last Knight“ schien die Transformers-Reihe im Kino ihr Ende gefunden zu haben. Der seelenlose CGI-Kampf erfüllte weder die Erwartungen der Fans noch die des Studios. Und doch kündigte Paramount einen weiteren Film an – das Prequel „Bumblebee“. Kann die Rückkehr zu den Wurzeln der Filmreihe einen gelungenen Neustart ermöglichen? Oder begräbt der neue Film das Franchise endgültig?

Wenn man bedenkt, dass die Transformers eigentlich Spielzeug-Figuren sind, die erst den Weg ins TV und dann auf die Leinwand genommen haben, darf man als Zuschauer sicher keine Shakespeare-Aufführungen erwarten. Aber Michael Bay, der Mann hinter der Kinoserie, hat die Reihe doch nach einem ordentlichen ersten Teil Stück für Stück abgewirtschaftet und jeden halbwegs interessanten Plot in CGI-Effekten ersäuft. Kann Regisseur Travis Knight („Kubo – der tapfere Samurai“) da neue Akzente setzen?

Bumblebee
Agent Burns ist nicht begeistert davon, dass sich Alien-Roboter auf seinem Planeten bekriegen.

Bumblebee: Die Handlung

Der Kampf um Cybertron, die Welt der verfeindeten Autobots und Decepticons, wird vom Krieg erschüttert. Optimus Prime, Anführer der Autobots, ahnt die drohende Niederlage. Und schickt seinen getreuen B-127 zu einem Versteck, das später als Sammelpunkt für die versprengten Autobots dienen soll: die Erde. Jahre später – dort schreibt man gerade die späten 80er – hat Teenager Charlie (Hailee Steinfeld) keine gute Zeit. Nach dem Tod ihres Vaters ist die Familie chronisch pleite und Charlie muss jobben, um ein wenig Geld zu verdienen.

Das sie zumeist zu einem Schrottplatz trägt, um Ersatzteile für den Sportwagen ihres Vaters zu kaufen und sein Auto wieder herzurichten. An ihrem 18. Geburtstag entdeckt sie dort einen gelben VW Käfer unter einer alten Plane, in den sie sich sofort verliebt und ihn dem Schrotthändler abschwatzt. Damit beginnen für sie aber ungeahnte Abenteuer, denn dieser Käfer ist niemand anderer als B-127, den Charlie bald auf den Namen Bumblebee tauft. Denn als der wieder aktiv wird, lockt sein Funksignal zwei tödliche Decepticons zur Erde …

Bumblebee: 80er Jahre Spielberg-Feeling

Tatsächlich! Man kann mit Transformers eine gute, emotionale Geschichte erzählen und den Film nicht nur in CGI-Bildern ersaufen lassen. Knight hat aus dem Script von Drehbuchautorin Christina Hodson nicht nur einen sehr sehenswerten Film geschaffen, sondern dazu eine tiefe Verbeugung vor Filmen wie „E.T“ oder „Super 8“ hingelegt. Denn aus Bumblebee quillt der Charme der 80er nur so heraus. Ob das bei der Musik ist (Charlies Lieblingsband sind die britischen „The Smiths“), oder bei den Klamotten – hier leben die späten 80er Jahre sichtbar auf.

Aber Bumblebee weist auch Spuren der John Hughes-Komödien wie „Ferris macht blau“ oder „Pretty in Pink“ auf. Denn Charlies Liebes- und Sozialleben spielt im Film eine ebenso große Rolle wie Bumblebees Versuch, die Erde vor den Decepticons zu retten. Und diese Mischung aus solider Action, die diesmal nicht komplett übertrieben eingesetzt wird, und Hailee Steinfeld als emotionalen Kern der Geschichte, funktioniert erstaunlich gut und sorgt am Ende für einen richtig sehenswerten, anrührenden Film im Geiste Spielbergs.

Bumblebee
Zwischen Charlie und Bumblebee entwickelt sich bald eine echte Freundschaft.

Bumblebee: Heimlicher Star – John Cena!

Und dass auch der Humoranteil stimmt, dafür sorgt einmal mehr Wrestling-Star John Cena, der mittlerweile deutlich gezeigt hat, dass ein Comedian in ihm steckt. Auch in Bumblebee bringt er das Publikum mit perfekt gesetzten One-Linern zum Lachen. Und ist als Betonkopf des US-Militärs dazu auch optisch perfekt besetzt. Neben Hailee Steinfeld, die den Film als Hauptdarstellerin trägt, und dem Nachbarsjungen Memo (Jorge Lendeborg Jr.), der heimlich in Charlie verliebt ist, sorgt Cena für die schönsten Momente im Film.

Knight und Autorin Hodson schaffen es dabei, die unterschiedlichen Aspekte der Story (Kampf gegen böse Roboter, erste Liebe, erwachsen werden, Heimat retten) so gut in Einklang zu bringen, dass keiner davon überladen wirkt oder zu kurz kommt. Sondern alle Teile des Films sich harmonisch zusammenfügen und gegenseitig den nötigen Platz lassen. Deshalb ist Bumblebee auch weitab von den hektisch erzählten und dennoch viel zu langen Vorgängern. Und bietet mit der nicht immer klischeefreien, aber doch glaubhaften Charlie dazu eine starke Frauenfigur.

Ihre Kommunikationsversuche mit dem stummen Bumblebee und ihr Kampf darum, das Richtige zu tun, hat deshalb in den stärksten Momenten den Spielberg-Zauber, den der Meister des Unterhaltungsfilm in den späten 70ern und 80ern auch noch verströmte. An Meilenstein wie besagten E.T. kommt Travis Knight zwar nicht heran, aber die Richtung stimmt. Mit diesem Neustart könnten zukünftig Transformers-Filme folgen, die ein wenig mehr Herz und Humor und deutlich weniger Effekte und nervige Figuren haben.

Fazit:

Es geht doch! Mit Bumblebee liefert der ehemalige Animationskünstler Travis Knight einen immer soliden, manchmal regelrecht rührenden Film ab, der statt nur auf wilde Effekte auch auf emotionale Story und gute Figuren setzt. Das macht den Film nicht nur zum besten Transformers-Teil bisher. Sondern auch zum gut funktionierenden Familienfilm, bei dem die Teenager und deren Eltern dank der E.T.-Anleihen auf ihre Kosten kommen. So darf es gern weitergehen.

Bumblebee startet am 20. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.

Bumblebee
Aber Bumblebee droht Gefahr, denn die Decepticons Shatter und Dropkick haben längst seine Spur aufgenommen.