dieses bescheuerte herz

Filmkritik: Dieses bescheuerte Herz

Herr M’Barek ist fleißig. Nachdem erst vor wenigen Wochen der dritte Teil seiner Erfolgsreihe „Fack ju Göthe“ in den Kinos anlief, kommt der Münchner nun schon mit „Dieses bescheuerte Herz“ zurück auf die Leinwand. Kann die Tragikömödie nach wahren Begebenheiten überzeugen oder ersäuft die Geschichte zu sehr in Klischees?

Was kann bei Filmen mit Behinderten und Kranken schon schief gehen? Das scheint sich die deutsche Filmwirtschaft auch gefragt zu haben, denn mit „Simpel„, „Mein Blind-Date mit dem Leben“ und „Rock My Heart“ gab es zuletzt gleich drei Exemplare dieser Gattung. Und auch Dieses bescheuerte Herz passt exakt in die Reihe. Wo landet der Film qualitativ?

Dieses bescheuerte Herz
Als Lenny den Sportwagen in den heimischen Pool setzt, wird es seinem Vater zu bunt.

Dieses bescheuerte Herz: Die Handlung

Lenny (Elyas M’Barek) ist von Beruf Sohn – und zwar der eines gefragten Herzchirurgen (Uwe Preuss). Als Lenny eines Nachts den Sportwagen aus Versehen in den heimischen Pool setzt, hat Papa genug. Er sperrt dem Sohnemann das Geld und wechselt sogar die heimischen Schlösser aus. Wenn Lenny erneut in den Genuss von Vaters Geld kommen will, muss er sich um David (Philip Noah Schwarz) kümmern, einen 15-jährigen Patienten des alten Herrn.

David hat einen angeborenen Herzfehler und jeder Tag kann sein letzter sein. Gemeinsam mit Lenny, der der Sache eher widerstrebend gegenübersteht, erstellt David eine Liste von all den Dingen, die er vor seinem Tod einmal machen möchte. Einige davon fallen Lenny nicht schwer, denn er kann sie mit Geld kaufen. Andere, wie Davids Wunsch, dass seine Mutter einmal wieder lacht, sind da schon deutlich schwieriger zu erfüllen …

Klischee mit Charme

Das hört sich schwer nach einer Ansammlung von Klischees an, was uns der erfahrene Komödien-Regisseur Marc Rothemund („Blind Date mit dem Leben“, „Heute bin ich blond“) da auftischt. Der Schnösel mit dem eigentlich doch goldenen Herzen, der coole, tapfere kranke Junge – und tatsächlich dreht sich die Geschichte exakt um diese beiden Typen. Dass Dieses bescheuerte Herz trotzdem nicht nervt, sondern seinem Publikum immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, liegt dann auch nicht am Plot.

Der ist zwar vom gleichnamigen Roman vorgegeben und beruht auf Tatsachen, Lenny und David gibt es wirklich. Aber so richtig originell war das wahre Leben in diesem Fall eher nicht. Rothemund setzt stattdessen bei der vorhersehbaren Story komplett auf seine Schauspieler – und die lassen ihn auch nicht hängen. So trägt M’Barek den Film fast alleine ins Ziel, denn seine Darstellung des scheinbar so coolen und doch so ängstlichen Lenny ist exakt so, wie sie sein muss: Glaubhaft, charmant, mitreißend und witzig. Wer bislang noch Zweifel hatte, dass Elyas M’Barek Komödie kann, sollte sich Dieses bescheuerte Herz unbedingt ansehen.

Dieses bescheuerte Herz
Papa dreht den Geldhahn zu – und will ihn erst wieder öffnen, wenn Lenny sich um den todkranken David kümmert, dessen Mutter bereits auf Reserve läuft.

Etwas viel Zuckerguss

Gut, gegen wahre Geschichten kann man wenig sagen, sonst hätte man sich beim Drehbuchautor ob der vielen glücklichen Zufälle in der Handlung auch beschweren müssen. Insgesamt passiert einfach etwas zu viel Gutes, um die Story wirklich glauben zu können. Aber das Zusammenspiel von M’Barek und Schwarz ist immer sehenswert und auch Nadine Wrietz als Davids tapfere, aber zutiefst erschöpfte Mutter Betty rührt an – ob man will oder nicht.

Und so ertappt man sich zusehends dabei, wie man hofft, die Sache möge tatsächlich ein gutes Ende finden für den todkranken Jungen, der dem Leben voller Trotz das letzte Quäntchen Spaß abringen will, dass er bekommen kann. Besonders bei der ersten Liebe blüht Schwarz, der zu Beginn nicht gänzlich überzeugt, richtig auf und versieht die Tragikomödie mit hinreißenden Coming of Age-Momenten.

Rothemund gelingt es nicht nur, die wachsende Freundschaft des ungleichen Paares glaubhaft zu inszenieren. Er lässt auch den Nebenfiguren genug Platz, um nicht zu bloßen Stichwortgebern zu verkommen.  Und so schafft er einen Film, der zwar nie wirklich überrascht, aber so viel Charme versprüht, dass man Lenny und David bei ihren mal witzigen, mal traurigen Abenteuern einfach gerne zusieht.

Fazit:

Regisseur Marc Rothemund macht angesichts einer vorgegebenen Handlung alles richtig. Statt auf Spannung setzt er auf den Star-Appeal von Elyas M’Barek, statt eine originelle Story zu erzählen, präsentiert er eine emotional zupackende. Und lässt so dem Zuschauer keine Chance, als mit dem jungen David mitzufiebern. Und mit ihm zu bangen, dass er seine Bucketlist noch schafft, bevor seine Krankheit ihn umbringt. Dieses bescheuerte Herz geht tatsächlich zu Herzen.

Dieses bescheuerte Herz läuft ab dem 21. Dezember 2017 in den deutschen Kinos.

Dieses bescheuerte Herz
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