Paddington 2

Filmkritik: Paddington 2

Man sieht es ihm nicht an, aber der niedliche Bär Paddington wird im kommenden Jahr schon 60 Jahre alt. Mit „Paddington 2“ hat er jetzt seinen zweiten Kinoauftritt, in dem er sich auch mit dunklen Momenten des Lebens auseinandersetzen muss. Schlägt er sich genauso gut wie beim ersten Versuch?

1958 wurde Paddington von Kinderbuchautor Michael Bond erfunden und nach dem Bahnhof in London benannt. Seither sind schon mehr als 20 Bücher mit dem liebenswerten Bären aus Peru erschienen und 2014 kam der erste, große Kinofilm heraus. Der war ein großer Erfolg und ebnete den Weg für einen zweiten Film, der die Geschichte des kleinen Bären und seiner Pflegefamilie, den Browns, weitererzählt. Und das überaus sehenswert.

Paddington 2
So eine Freude! Paddington findet das perfekte Geschenk für seine Tante Lucy.

Paddington 2: Die Handlung

Schon eine ganze Weil lebt Paddington (deutsche Stimme: Elyas M’Barek, „Fack ju Göthe 3„) nun bei den Browns und fühlt sich pudelwohl mit Mary (Sally Hawkins), Herny (Hugh Bonneville) und den Kindern sowie Mrs Bird (Julie Walters). Als der kleine Bär im Antiquitätenladen von Mr Gruber (Jim Broadbent) ein seltenes Aufklappbuch von London entdeckt, hat er das ideale Geschenk für seine Tante Lucy gefunden, die immer schon London sehen wollte. Weil das Buch aber sehr teuer ist, nimmt Paddington verschiedene Jobs an, um Geld zu verdienen. 

Doch kurz, bevor er genug Münzen verdient hat, um das Buch zu kaufen, wird in Grubers Laden eingebrochen. Paddington kann den Dieb zwar verfolgen, wird dann aber als angeblicher Einbrecher verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Doch Paddington wäre nicht Paddington, würde er nicht auch in dieser Situation durch Tante Lucys Lebensregeln und sein sonniges Gemüt einen Ausweg aus seiner Lage finden. Währenddessen suchen die Browns fieberhaft nach dem wahren Dieb – und haben bald den ehemaligen Schauspielstar Phoenix Buchanan (Hugh Grant) in Verdacht …

Paddington 2: Der Charmebolzen

Bereits im ersten Film bestach Paddington neben seinen braunen Knopfaugen vor allen durch sein liebenswürdiges Wesen. Und das ist auch im neuen Film eine wichtige Zutat zu einem wunderbaren Familienfilm. Die simple Botschaft, dass man mit Freundlichkeit und Respekt weiter kommt als mit Gemeinheiten, verpackt Regisseur Paul King, der bereits Teil eins schrieb und inszenierte und auch zum zweiten Film am Drehbuch mitarbeitete, in eine zuckersüße Geschichte, die dennoch nie auf den Magen schlägt. Zu entwaffnend, zu wirksam ist der Charme des ganzen Ensembles vor der Kamera.

Das gilt sowohl für die Brown-Familie als auch für Hugh Grant, den man selten so spielfreudig gesehen hat wie hier. Für zusätzlichen Spaß sorgt Brendan Gleeson als Knacki-Koch Knuckles McGinty, der Paddingtons Güte ebenfalls nicht lange widerstehen kann. Und Elyas M’Barek, der Paddington spricht, klingt hier so sanft und jung, als sei er plötzlich um mindestens zehn Jahre jünger geworden. Auch kleinere Rollen wie Peter Capaldi als Blockwart der Straße oder Joanna Lumley als Schauspiel-Agentin sind derart gut gelungen, dass sie sich nahtlos einfügen.

Paddington 2
hat die Lacher auf seiner Seite: Hugh Grant als eitler Schauspiel-Star Phoenix Buchanan.

Paddington 2: Zeitlos schön

Ein guter Familienfilm ist nun wahrhaftig keine Seltenheit, Disney und andere Studios bringen jedes Jahr gute bis sehr gute Animationsfilme in die Kinos. Doch Paddington kann auch hier mit den Besten mithalten. Denn ihm gelingt etwas, dass ihn mit den großen Disneyfilmen auf eine Stufe stellt – er ist völlig zeitlos. Wer sich jetzt als Kind den Film ansieht, kann ihn sich in 30 Jahren mit seinen eigenen Kindern ansehen – und wird ihn vermutlich genauso bezaubernd finden wie heute. Dazu strahlt der Film eine Herzenswärme aus, ohne kitschig zu sein – oder sich zumindest über den eigenen Kitsch lustig zu machen.

Neben den bereits erwähnten guten Darstellern liegt das vor allem an Paul Kings Regie. Der britische Regisseur, der vor Paddington hauptsächlich fürs Fernsehen tätig war, besitzt ein untrügliches Gespür für die richtige Menge von allem. Nie ist Paddington 2 zu albern, nie zu ernst oder zu traurig und nie zu schnell oder zu langsam erzählt. Traumhaft sicher setzt King die Pointen wie die rührenden Momente dicht aneinander, ohne dass der Zuschauer jemals davon irritiert wäre. Denn das Publikum hat sich ohnehin schon nach wenigen Minuten in den kleinen Bären verliebt und folgt ihm bereitwillig durch alle Abenteuer und Gefühlslagen. Und dass Paddington 2 (technisch) perfekt animiert ist, merkt es nach kurzer Zeit auch nicht mehr. Denn Paddington ist so lebendig und mitreißend, dass man gar nicht darüber nachdenkt, dass dieser Bär aus dem Computer stammt.

Fazit:

Oh, wie schön! Einen besseren Weihnachtsfilm kann man sich kaum wünschen. Hier kommen Sechsjährige ebenso auf ihre Kosten wie 60-jährige, so charmant und witzig inszeniert Regisseur Paul King seine zweite Geschichte um den kleinen Bären in der großen Stadt. Mit tollen Schauspielern, ausgezeichneten Animationen und extrem viel Charme fängt Paddington 2 sein Publikum bereits in den ersten Minuten ein und lässt es bis zum Ende nicht mehr los. Ein Film wie ein warmes, flauschiges Handtuch!

Paddington 2 läuft ab dem 23. November 2017 in den deutschen Kinos.

Paddington 2
Gefängniskoch Knuckles McGinty könnte möglicherweise der Erfinder der schlechten Laune sein.